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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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amorphen, hökrig-verschleierten Windstimme an, nach-
dem er einige Male schwer, pfeifend geathmet hatte --

"Ich komme, Herr Doctor, um Ihnen Nachricht von
Ihrer Tochter zu bringen -- Hedwig ist bei mir -- --"

"Ist -- bei -- Ihnen -- so! So --!"

"Ja! Und nun verzeihen Sie uns, Herr
Doctor -- mir und meiner Braut --"

"Ihrer -- Braut! Hm! Ja! -- Ja! -- Mein
armes Kind --"

"Herr Doctor --!"

Adam athmete wie von einem schweren Drucke
befreit auf. Gott sei Dank! Nun schien es doch
zum offenen Kampfe kommen zu wollen. Da er-
hielt er ja unter Umständen Gelegenheit, seine ganze
Dialektik zu entfalten. Nur sich nicht so wehrlos
von halb verschwiegenen, halb angedeuteten Vorwürfen,
von Anklagen, die tropfenweise durchsickern, mar-
tern lassen müssen -- --

"Mein armes Kind! Sie haben es mir ge-
nommen -- --"

"Ja! Ich weiß es. Und ich nehme auch alle
Schuld auf mich. Ich werde zu sühnen versuchen,
was ich verbrochen habe -- wenn das, was ich
gethan, wirklich ein Verbrechen war --"

Adam war trotzig geworden. Das schleppte sich
so langsam hin. Die Flamme fraß sich so wider-
strebenden Zahnes, wie störrisch-gelangweilt, unter der
Oberfläche fort. Das war alles so neblig, so schleimig.
Er mußte seinen Gegner durch eine Kühnheit, ja!
durch eine -- Unverschämtheit herausfordern, wenn

amorphen, hökrig-verſchleierten Windſtimme an, nach-
dem er einige Male ſchwer, pfeifend geathmet hatte —

„Ich komme, Herr Doctor, um Ihnen Nachricht von
Ihrer Tochter zu bringen — Hedwig iſt bei mir — —“

„Iſt — bei — Ihnen — ſo! So —!“

„Ja! Und nun verzeihen Sie uns, Herr
Doctor — mir und meiner Braut —“

„Ihrer — Braut! Hm! Ja! — Ja! — Mein
armes Kind —“

„Herr Doctor —!“

Adam athmete wie von einem ſchweren Drucke
befreit auf. Gott ſei Dank! Nun ſchien es doch
zum offenen Kampfe kommen zu wollen. Da er-
hielt er ja unter Umſtänden Gelegenheit, ſeine ganze
Dialektik zu entfalten. Nur ſich nicht ſo wehrlos
von halb verſchwiegenen, halb angedeuteten Vorwürfen,
von Anklagen, die tropfenweiſe durchſickern, mar-
tern laſſen müſſen — —

„Mein armes Kind! Sie haben es mir ge-
nommen — —“

„Ja! Ich weiß es. Und ich nehme auch alle
Schuld auf mich. Ich werde zu ſühnen verſuchen,
was ich verbrochen habe — wenn das, was ich
gethan, wirklich ein Verbrechen war —“

Adam war trotzig geworden. Das ſchleppte ſich
ſo langſam hin. Die Flamme fraß ſich ſo wider-
ſtrebenden Zahnes, wie ſtörriſch-gelangweilt, unter der
Oberfläche fort. Das war alles ſo neblig, ſo ſchleimig.
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[331/0339] amorphen, hökrig-verſchleierten Windſtimme an, nach- dem er einige Male ſchwer, pfeifend geathmet hatte — „Ich komme, Herr Doctor, um Ihnen Nachricht von Ihrer Tochter zu bringen — Hedwig iſt bei mir — —“ „Iſt — bei — Ihnen — ſo! So —!“ „Ja! Und nun verzeihen Sie uns, Herr Doctor — mir und meiner Braut —“ „Ihrer — Braut! Hm! Ja! — Ja! — Mein armes Kind —“ „Herr Doctor —!“ Adam athmete wie von einem ſchweren Drucke befreit auf. Gott ſei Dank! Nun ſchien es doch zum offenen Kampfe kommen zu wollen. Da er- hielt er ja unter Umſtänden Gelegenheit, ſeine ganze Dialektik zu entfalten. Nur ſich nicht ſo wehrlos von halb verſchwiegenen, halb angedeuteten Vorwürfen, von Anklagen, die tropfenweiſe durchſickern, mar- tern laſſen müſſen — — „Mein armes Kind! Sie haben es mir ge- nommen — —“ „Ja! Ich weiß es. Und ich nehme auch alle Schuld auf mich. Ich werde zu ſühnen verſuchen, was ich verbrochen habe — wenn das, was ich gethan, wirklich ein Verbrechen war —“ Adam war trotzig geworden. Das ſchleppte ſich ſo langſam hin. Die Flamme fraß ſich ſo wider- ſtrebenden Zahnes, wie ſtörriſch-gelangweilt, unter der Oberfläche fort. Das war alles ſo neblig, ſo ſchleimig. Er mußte ſeinen Gegner durch eine Kühnheit, ja! durch eine — Unverſchämtheit herausfordern, wenn

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/339>, abgerufen am 22.11.2024.