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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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moralischen Anschauungen -- meine ethischen Prin-
cipien -- --"

"Hm! . Und Sie täuschen sich wirklich nicht selbst,
Herr Doctor --? Was hat Sie auf einmal so in
den Harnisch gebracht, wo Sie doch, so viel ich mich
wenigstens erinnern kann, früher -- --"

"Jawohl! Früher! -- Kommen Sie nur so!
Das sieht Ihnen ähnlich! 'N Weib! Nun ja!
Aber ich bin eben Gott sei Dank! ein And'rer ge-
worden -- ich -- ich bin -- --" Adam war doch
etwas unsicher, kleinlaut, betreten geworden. Lydia
merkte diese zarte Nuance sehr fein heraus. Sie
wurde kühner. Und jetzt zuckte eine Vermuthung
in ihr auf, kurz, jäh, schießend und so unmittelbar,
daß sie fast unverknüpft, selbständig erschien, aber
darum nur um so nachdrücklicher zwang, um so mehr
und um so schneller überzeugte.

"Ich werde Ihnen sagen, Herr Doctor, wem
Sie mit dem Gelde helfen wollen -- und damit
sind dann auch die bewußten direkten Gründe
bloßgelegt -- --"

"Nun --?" fragte Adam, halb ehrlich-neugierig,
halb verlegen, jedenfalls sehr peinlich berührt, so
etwas wie geheimes Schuldbewußtsein in der Brust.

"Sie wollen das Geld für -- für -- Irmers
haben --?"

"Nun --? Und wenn das der Fall wäre -- --"
antwortete Adam überlaut, mit affektirtem Trotz --

"Sie -- Sie lieben Hedwig Irmer --?" Lydia
hatte doch sehr leise gesprochen.

moraliſchen Anſchauungen — meine ethiſchen Prin-
cipien — —“

„Hm! . Und Sie täuſchen ſich wirklich nicht ſelbſt,
Herr Doctor —? Was hat Sie auf einmal ſo in
den Harniſch gebracht, wo Sie doch, ſo viel ich mich
wenigſtens erinnern kann, früher — —“

„Jawohl! Früher! — Kommen Sie nur ſo!
Das ſieht Ihnen ähnlich! 'N Weib! Nun ja!
Aber ich bin eben Gott ſei Dank! ein And'rer ge-
worden — ich — ich bin — —“ Adam war doch
etwas unſicher, kleinlaut, betreten geworden. Lydia
merkte dieſe zarte Nuance ſehr fein heraus. Sie
wurde kühner. Und jetzt zuckte eine Vermuthung
in ihr auf, kurz, jäh, ſchießend und ſo unmittelbar,
daß ſie faſt unverknüpft, ſelbſtändig erſchien, aber
darum nur um ſo nachdrücklicher zwang, um ſo mehr
und um ſo ſchneller überzeugte.

„Ich werde Ihnen ſagen, Herr Doctor, wem
Sie mit dem Gelde helfen wollen — und damit
ſind dann auch die bewußten direkten Gründe
bloßgelegt — —“

„Nun —?“ fragte Adam, halb ehrlich-neugierig,
halb verlegen, jedenfalls ſehr peinlich berührt, ſo
etwas wie geheimes Schuldbewußtſein in der Bruſt.

„Sie wollen das Geld für — für — Irmers
haben —?“

„Nun —? Und wenn das der Fall wäre — —“
antwortete Adam überlaut, mit affektirtem Trotz —

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[388/0396] moraliſchen Anſchauungen — meine ethiſchen Prin- cipien — —“ „Hm! . Und Sie täuſchen ſich wirklich nicht ſelbſt, Herr Doctor —? Was hat Sie auf einmal ſo in den Harniſch gebracht, wo Sie doch, ſo viel ich mich wenigſtens erinnern kann, früher — —“ „Jawohl! Früher! — Kommen Sie nur ſo! Das ſieht Ihnen ähnlich! 'N Weib! Nun ja! Aber ich bin eben Gott ſei Dank! ein And'rer ge- worden — ich — ich bin — —“ Adam war doch etwas unſicher, kleinlaut, betreten geworden. Lydia merkte dieſe zarte Nuance ſehr fein heraus. Sie wurde kühner. Und jetzt zuckte eine Vermuthung in ihr auf, kurz, jäh, ſchießend und ſo unmittelbar, daß ſie faſt unverknüpft, ſelbſtändig erſchien, aber darum nur um ſo nachdrücklicher zwang, um ſo mehr und um ſo ſchneller überzeugte. „Ich werde Ihnen ſagen, Herr Doctor, wem Sie mit dem Gelde helfen wollen — und damit ſind dann auch die bewußten direkten Gründe bloßgelegt — —“ „Nun —?“ fragte Adam, halb ehrlich-neugierig, halb verlegen, jedenfalls ſehr peinlich berührt, ſo etwas wie geheimes Schuldbewußtſein in der Bruſt. „Sie wollen das Geld für — für — Irmers haben —?“ „Nun —? Und wenn das der Fall wäre — —“ antwortete Adam überlaut, mit affektirtem Trotz — „Sie — Sie lieben Hedwig Irmer —?“ Lydia hatte doch ſehr leiſe geſprochen.

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/396>, abgerufen am 22.11.2024.