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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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Lydia war wieder versöhnt. -- "Also Sie spielen
mit --?" fuhr sie lebhaft auf, "-- das enchantirt
mich aufrichtig, Herr Doctor! Sie sollen sehen --:
wir kriegen ein ganz prächtiges Gesch -- -- also --
nicht wahr --? auf gute Kameradschaft! Wahrhaftig
der Stoff fängt wieder an, mich stärker zu
interessiren --"

Sie reichte ihre kleine, fleischige, ringblitzende
Hand über den Tisch zu Adam hinüber. Der brachte
seine Finger mit der Sammthaut Lydias in eine
vornehm-zurückhaltende Berührung. Frau Lange's
Augen strahlten. Adam fragte scherzend --: "Theilen
wir nun, gnädige Frau, die Arbeit systematisch --?
Dann möchte ich mir das moderne neue Testament
zur Bewältigung ausbitten --"

"Wie wir's anstellen -- nun! das werden wir
ja noch finden, Herr Doctor! Sie trinken vielleicht
in den nächsten Tagen, wenn Sie über sich ver-
fügen können, eine Tasse Thee bei mir --? Dann
können wir ja das Problem in aller Ruhe einmal
näher anschauen. Aber warum erbaten Sie sich
vorhin das ,neue' Testament zur Bearbeitung --?
Ist Ihnen das alte --"

"Das alte -- hm! -- das alte Testament, gnädige
Frau, ist mir, wenn ich offen sein soll, ist mir ein Wenig
zu .. zu semitisch ... Gewiß! es hat gewaltige,
von der bewußten "elementaren" Poesie strotzende
Capitel -- aber --"

"Ah! das freut mich, Herr Doctor! Sie scheinen
auch Antisemit zu sein?" -- fragte Herr Oettinger

Lydia war wieder verſöhnt. — „Alſo Sie ſpielen
mit —?“ fuhr ſie lebhaft auf, „— das enchantirt
mich aufrichtig, Herr Doctor! Sie ſollen ſehen —:
wir kriegen ein ganz prächtiges Geſch — — alſo —
nicht wahr —? auf gute Kameradſchaft! Wahrhaftig
der Stoff fängt wieder an, mich ſtärker zu
intereſſiren —“

Sie reichte ihre kleine, fleiſchige, ringblitzende
Hand über den Tiſch zu Adam hinüber. Der brachte
ſeine Finger mit der Sammthaut Lydias in eine
vornehm-zurückhaltende Berührung. Frau Lange's
Augen ſtrahlten. Adam fragte ſcherzend —: „Theilen
wir nun, gnädige Frau, die Arbeit ſyſtematiſch —?
Dann möchte ich mir das moderne neue Teſtament
zur Bewältigung ausbitten —“

„Wie wir's anſtellen — nun! das werden wir
ja noch finden, Herr Doctor! Sie trinken vielleicht
in den nächſten Tagen, wenn Sie über ſich ver-
fügen können, eine Taſſe Thee bei mir —? Dann
können wir ja das Problem in aller Ruhe einmal
näher anſchauen. Aber warum erbaten Sie ſich
vorhin das ‚neue‘ Teſtament zur Bearbeitung —?
Iſt Ihnen das alte —“

„Das alte — hm! — das alte Teſtament, gnädige
Frau, iſt mir, wenn ich offen ſein ſoll, iſt mir ein Wenig
zu .. zu ſemitiſch ... Gewiß! es hat gewaltige,
von der bewußten „elementaren“ Poeſie ſtrotzende
Capitel — aber —“

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[58/0066] Lydia war wieder verſöhnt. — „Alſo Sie ſpielen mit —?“ fuhr ſie lebhaft auf, „— das enchantirt mich aufrichtig, Herr Doctor! Sie ſollen ſehen —: wir kriegen ein ganz prächtiges Geſch — — alſo — nicht wahr —? auf gute Kameradſchaft! Wahrhaftig der Stoff fängt wieder an, mich ſtärker zu intereſſiren —“ Sie reichte ihre kleine, fleiſchige, ringblitzende Hand über den Tiſch zu Adam hinüber. Der brachte ſeine Finger mit der Sammthaut Lydias in eine vornehm-zurückhaltende Berührung. Frau Lange's Augen ſtrahlten. Adam fragte ſcherzend —: „Theilen wir nun, gnädige Frau, die Arbeit ſyſtematiſch —? Dann möchte ich mir das moderne neue Teſtament zur Bewältigung ausbitten —“ „Wie wir's anſtellen — nun! das werden wir ja noch finden, Herr Doctor! Sie trinken vielleicht in den nächſten Tagen, wenn Sie über ſich ver- fügen können, eine Taſſe Thee bei mir —? Dann können wir ja das Problem in aller Ruhe einmal näher anſchauen. Aber warum erbaten Sie ſich vorhin das ‚neue‘ Teſtament zur Bearbeitung —? Iſt Ihnen das alte —“ „Das alte — hm! — das alte Teſtament, gnädige Frau, iſt mir, wenn ich offen ſein ſoll, iſt mir ein Wenig zu .. zu ſemitiſch ... Gewiß! es hat gewaltige, von der bewußten „elementaren“ Poeſie ſtrotzende Capitel — aber —“ „Ah! das freut mich, Herr Doctor! Sie ſcheinen auch Antiſemit zu ſein?“ — fragte Herr Oettinger

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/66>, abgerufen am 04.12.2024.