Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

Bild:
<< vorherige Seite

-- ich möchte so gegen Vier wieder auf meiner Bude
sein! Möglich, daß ich Besuch kriege -- wenn nicht
-- ich muß mal wieder ein paar Stunden concen-
trirt arbeiten .. In den letzten Tage viel frei-
willig und unfreiwillig gebummelt ..."

"Kellner! Das Schachbrett ..."

"Jawohl!"

"Was trinken Sie, Herr Doctor?"

"Was? Ja -- -- ach! Kaffee? -- Nee! Bringen
Sie mir 'n Absynth!"

"Sehr wohl!"

Die beiden Herren vertieften sich in ihr Spiel.
Es wurde nicht viel gesprochen. Adam spielte auch
heute mit sehr getheilter Stimmung. Er wußte die
Schwächen des Gegners nicht zu gebrauchen, er über-
sah seine eigenen Vortheile. Mit großem Behagen
dagegen schlürfte er seinen kupfergrünen Absynth.

"Kennen Sie einen Referendar Oettinger, Herr
von Bodenburg?"

"Oettinger? Oettinger? Ja wohl! Sehr patentes
Individuum -- nicht? Elegant -- Cavalier --
Lieutenantsscheitel -- langweilige Visage -- ja! ja!
-- bin ihm gelegentlich 'mal vorgestellt -- scheint
mir nicht besonders viel los zu sein mit dem Herrn.
Kann mich allerdings auch irren. Was ist mit ihm?
Haben Sie 'n Rencontre mit ihm gehabt? Kartell
schleifen? Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Herr
Doctor!"

"Sehr liebenswürdig, Herr Referendar!" Adam
lächelte discret. Dabei goß er seinem Absynth einen

— ich möchte ſo gegen Vier wieder auf meiner Bude
ſein! Möglich, daß ich Beſuch kriege — wenn nicht
— ich muß mal wieder ein paar Stunden concen-
trirt arbeiten .. In den letzten Tage viel frei-
willig und unfreiwillig gebummelt ...“

„Kellner! Das Schachbrett ...“

„Jawohl!“

„Was trinken Sie, Herr Doctor?“

„Was? Ja — — ach! Kaffee? — Nee! Bringen
Sie mir 'n Abſynth!“

„Sehr wohl!“

Die beiden Herren vertieften ſich in ihr Spiel.
Es wurde nicht viel geſprochen. Adam ſpielte auch
heute mit ſehr getheilter Stimmung. Er wußte die
Schwächen des Gegners nicht zu gebrauchen, er über-
ſah ſeine eigenen Vortheile. Mit großem Behagen
dagegen ſchlürfte er ſeinen kupfergrünen Abſynth.

„Kennen Sie einen Referendar Oettinger, Herr
von Bodenburg?“

„Oettinger? Oettinger? Ja wohl! Sehr patentes
Individuum — nicht? Elegant — Cavalier —
Lieutenantsſcheitel — langweilige Viſage — ja! ja!
— bin ihm gelegentlich 'mal vorgeſtellt — ſcheint
mir nicht beſonders viel los zu ſein mit dem Herrn.
Kann mich allerdings auch irren. Was iſt mit ihm?
Haben Sie 'n Rencontre mit ihm gehabt? Kartell
ſchleifen? Ich ſtehe Ihnen zur Verfügung, Herr
Doctor!“

„Sehr liebenſwürdig, Herr Referendar!“ Adam
lächelte discret. Dabei goß er ſeinem Abſynth einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0095" n="87"/>
&#x2014; ich möchte &#x017F;o gegen Vier wieder auf meiner Bude<lb/>
&#x017F;ein! Möglich, daß ich Be&#x017F;uch kriege &#x2014; wenn nicht<lb/>
&#x2014; ich muß mal wieder ein paar Stunden concen-<lb/>
trirt arbeiten .. In den letzten Tage viel frei-<lb/>
willig und unfreiwillig gebummelt ...&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Kellner! Das Schachbrett ...&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Jawohl!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was trinken Sie, Herr Doctor?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was? Ja &#x2014; &#x2014; ach! Kaffee? &#x2014; Nee! Bringen<lb/>
Sie mir 'n Ab&#x017F;ynth!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sehr wohl!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die beiden Herren vertieften &#x017F;ich in ihr Spiel.<lb/>
Es wurde nicht viel ge&#x017F;prochen. Adam &#x017F;pielte auch<lb/>
heute mit &#x017F;ehr getheilter Stimmung. Er wußte die<lb/>
Schwächen des Gegners nicht zu gebrauchen, er über-<lb/>
&#x017F;ah &#x017F;eine eigenen Vortheile. Mit großem Behagen<lb/>
dagegen &#x017F;chlürfte er &#x017F;einen kupfergrünen Ab&#x017F;ynth.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Kennen Sie einen Referendar Oettinger, Herr<lb/>
von Bodenburg?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Oettinger? Oettinger? Ja wohl! Sehr patentes<lb/>
Individuum &#x2014; nicht? Elegant &#x2014; Cavalier &#x2014;<lb/>
Lieutenants&#x017F;cheitel &#x2014; langweilige Vi&#x017F;age &#x2014; ja! ja!<lb/>
&#x2014; bin ihm gelegentlich 'mal vorge&#x017F;tellt &#x2014; &#x017F;cheint<lb/>
mir nicht be&#x017F;onders viel los zu &#x017F;ein mit dem Herrn.<lb/>
Kann mich allerdings auch irren. Was i&#x017F;t mit ihm?<lb/>
Haben Sie 'n Rencontre mit ihm gehabt? Kartell<lb/>
&#x017F;chleifen? Ich &#x017F;tehe Ihnen zur Verfügung, Herr<lb/>
Doctor!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sehr lieben&#x017F;würdig, Herr Referendar!&#x201C; Adam<lb/>
lächelte discret. Dabei goß er &#x017F;einem Ab&#x017F;ynth einen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0095] — ich möchte ſo gegen Vier wieder auf meiner Bude ſein! Möglich, daß ich Beſuch kriege — wenn nicht — ich muß mal wieder ein paar Stunden concen- trirt arbeiten .. In den letzten Tage viel frei- willig und unfreiwillig gebummelt ...“ „Kellner! Das Schachbrett ...“ „Jawohl!“ „Was trinken Sie, Herr Doctor?“ „Was? Ja — — ach! Kaffee? — Nee! Bringen Sie mir 'n Abſynth!“ „Sehr wohl!“ Die beiden Herren vertieften ſich in ihr Spiel. Es wurde nicht viel geſprochen. Adam ſpielte auch heute mit ſehr getheilter Stimmung. Er wußte die Schwächen des Gegners nicht zu gebrauchen, er über- ſah ſeine eigenen Vortheile. Mit großem Behagen dagegen ſchlürfte er ſeinen kupfergrünen Abſynth. „Kennen Sie einen Referendar Oettinger, Herr von Bodenburg?“ „Oettinger? Oettinger? Ja wohl! Sehr patentes Individuum — nicht? Elegant — Cavalier — Lieutenantsſcheitel — langweilige Viſage — ja! ja! — bin ihm gelegentlich 'mal vorgeſtellt — ſcheint mir nicht beſonders viel los zu ſein mit dem Herrn. Kann mich allerdings auch irren. Was iſt mit ihm? Haben Sie 'n Rencontre mit ihm gehabt? Kartell ſchleifen? Ich ſtehe Ihnen zur Verfügung, Herr Doctor!“ „Sehr liebenſwürdig, Herr Referendar!“ Adam lächelte discret. Dabei goß er ſeinem Abſynth einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/95
Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/95>, abgerufen am 04.12.2024.