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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Tasche Taube
richten und zu Tische tragen, so drü-
cket von ein Paar Citronen den
Safft drein.

Tasche,

Ist ein länglicht runder aus
Brocard, Sammet, Plisch, Da-
mast, Estoff oder andern Zeuge ge-
neheter und an einen silbernen oder
stählernen Bügel oder Schloß ge-
heffteter Beutel, den das Frauen-
zimmer vermöge des daran besind-
lichen Hackens oder Rings von
vornher an die Hüfften zu hengen,
und ihr Ausgebe-Geld darinnen
zu verwahren pfleget. Sie wer-
den insgemein unten am Ende
mit allerhand goldnen oder silber-
nen Quastlein und Drotteln ge-
zieret.

Taschen-Spielerin,

Heissen diejenigen im Lande
herum vagirenden und auf die
Jahr-Märckte reisenden liederli-
chen Weibes-Bilder so dergleichen
wunderliche Prosession treiben
und denen Zuschauern allerhand
Blendwerck durch ihre Kunst und
Geschwindigkeit, so wohl mit der
Karten als auch andern darzu ver-
fertigten künstlichen Instrumenten
vormachen.

Taube,

Columba, Pigeon, ist ein frucht-
barer Hauß-Vogel, der, wo er
wohl gehalten wird, die Mühe sei-
nem Versorger noch ziemlich be-
zahlet. Man hat unterschiedene
Tauben, als Hauß-Feld-Holtz-
Ringel-Turtel-Tauben etc. welche
alle in zahme und wilde können
eingetheilet werden. Ihr Fleisch
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Taube
soll nicht das beste seyn, von dessen
Gebrauch der alten Medicorum
Bericht nach, Haupt- und Augen-
Schmertzen entstehen, so aber mit
der Wahrheit nicht übereinstimmet.
Alte Tauben haben freylich ein
hart und zähes Fleisch, hingegen
der Jungen ihres ist desto zärter
und angenehmer; sie dürffen aber
zu der Zeit nicht auf den Tisch kom-
men, wenn sie Lein-Samen zu fres-
sen pflegen. Und eben dieser jun-
gen Tauben bedienet sich der Koch,
welche er auf folgende Manieren
zubereiten lehret. 1) Tauben zu
würgen und zu putzen; 2) Tauben
fricassiret; 3) Tauben mit Schweiß
schwartz; 4) Tauben-Estouffade;
5) Tauben-Estouffade anders; 6)
Tauben mit grüner Petersilie; 7)
Tauben mit Petersilien-Wurtzeln
und Nelcken; 8) Tauben mit Lin-
sen; 9) Tauben mit Sauerampf-
fer; 10) Tauben mit Carfiol;
11) Tauben mit grünen Erbsen;
12) Tauben mit Krebsen und Klö-
sen; 13) Tauben mit Spargel;
14) Tauben mit Stachel-Beeren;
15) Tauben mit Johannis-Bee-
ren; 16) Tauben mit Muscheln;
17) Tauben mit Truffes; 18)
Tauben farciret; 19) Tauben mit
Lactuc; 20) Tauben mit Austern;
21) Tauben mit Sauerkraut; 22)
Tauben mit Sauerkraut im Back-
ofen; 23) Tauben geprest mit
Sardellen; 24) Tauben mit He-
ringen gespickt; 25) Tauben mit
Capern; 26) Tauben gebacken;
27) Tauben gebraten; 28) Tau-
ben gebraten und gespickt; 29)
Tauben gebraten, gefüllet mit
Krebsen; 30) Tauben gefüllet mit
Mandeln; 31) Tauben gefüllet

mit

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Taſche Taube
richten und zu Tiſche tragen, ſo druͤ-
cket von ein Paar Citronen den
Safft drein.

Taſche,

Iſt ein laͤnglicht runder aus
Brocard, Sammet, Pliſch, Da-
maſt, Eſtoff oder andern Zeuge ge-
neheter und an einen ſilbernen oder
ſtaͤhlernen Buͤgel oder Schloß ge-
heffteter Beutel, den das Frauen-
zimmer vermoͤge des daran beſind-
lichen Hackens oder Rings von
vornher an die Huͤfften zu hengen,
und ihr Ausgebe-Geld darinnen
zu verwahren pfleget. Sie wer-
den insgemein unten am Ende
mit allerhand goldnen oder ſilber-
nen Quaſtlein und Drotteln ge-
zieret.

Taſchen-Spielerin,

Heiſſen diejenigen im Lande
herum vagirenden und auf die
Jahr-Maͤrckte reiſenden liederli-
chen Weibes-Bilder ſo dergleichen
wunderliche Proſesſion treiben
und denen Zuſchauern allerhand
Blendwerck durch ihre Kunſt und
Geſchwindigkeit, ſo wohl mit der
Karten als auch andern darzu ver-
fertigten kuͤnſtlichen Inſtrumenten
vormachen.

Taube,

Columba, Pigeon, iſt ein frucht-
barer Hauß-Vogel, der, wo er
wohl gehalten wird, die Muͤhe ſei-
nem Verſorger noch ziemlich be-
zahlet. Man hat unterſchiedene
Tauben, als Hauß-Feld-Holtz-
Ringel-Turtel-Tauben ꝛc. welche
alle in zahme und wilde koͤnnen
eingetheilet werden. Ihr Fleiſch
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Taube
ſoll nicht das beſte ſeyn, von deſſen
Gebrauch der alten Medicorum
Bericht nach, Haupt- und Augen-
Schmertzen entſtehen, ſo aber mit
der Wahrheit nicht uͤbereinſtim̃et.
Alte Tauben haben freylich ein
hart und zaͤhes Fleiſch, hingegen
der Jungen ihres iſt deſto zaͤrter
und angenehmer; ſie duͤrffen aber
zu der Zeit nicht auf den Tiſch kom-
men, wenn ſie Lein-Samen zu freſ-
ſen pflegen. Und eben dieſer jun-
gen Tauben bedienet ſich der Koch,
welche er auf folgende Manieren
zubereiten lehret. 1) Tauben zu
wuͤrgen und zu putzen; 2) Tauben
fricasſiret; 3) Tauben mit Schweiß
ſchwartz; 4) Tauben-Eſtouffade;
5) Tauben-Eſtouffade anders; 6)
Tauben mit gruͤner Peterſilie; 7)
Tauben mit Peterſilien-Wurtzeln
und Nelcken; 8) Tauben mit Lin-
ſen; 9) Tauben mit Sauerampf-
fer; 10) Tauben mit Carfiol;
11) Tauben mit gruͤnen Erbſen;
12) Tauben mit Krebſen und Kloͤ-
ſen; 13) Tauben mit Spargel;
14) Tauben mit Stachel-Beeren;
15) Tauben mit Johannis-Bee-
ren; 16) Tauben mit Muſcheln;
17) Tauben mit Truffes; 18)
Tauben farciret; 19) Tauben mit
Lactuc; 20) Tauben mit Auſtern;
21) Tauben mit Sauerkraut; 22)
Tauben mit Sauerkraut im Back-
ofen; 23) Tauben gepreſt mit
Sardellen; 24) Tauben mit He-
ringen geſpickt; 25) Tauben mit
Capern; 26) Tauben gebacken;
27) Tauben gebraten; 28) Tau-
ben gebraten und geſpickt; 29)
Tauben gebraten, gefuͤllet mit
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[1013] Taſche Taube Taube richten und zu Tiſche tragen, ſo druͤ- cket von ein Paar Citronen den Safft drein. Taſche, Iſt ein laͤnglicht runder aus Brocard, Sammet, Pliſch, Da- maſt, Eſtoff oder andern Zeuge ge- neheter und an einen ſilbernen oder ſtaͤhlernen Buͤgel oder Schloß ge- heffteter Beutel, den das Frauen- zimmer vermoͤge des daran beſind- lichen Hackens oder Rings von vornher an die Huͤfften zu hengen, und ihr Ausgebe-Geld darinnen zu verwahren pfleget. Sie wer- den insgemein unten am Ende mit allerhand goldnen oder ſilber- nen Quaſtlein und Drotteln ge- zieret. Taſchen-Spielerin, Heiſſen diejenigen im Lande herum vagirenden und auf die Jahr-Maͤrckte reiſenden liederli- chen Weibes-Bilder ſo dergleichen wunderliche Proſesſion treiben und denen Zuſchauern allerhand Blendwerck durch ihre Kunſt und Geſchwindigkeit, ſo wohl mit der Karten als auch andern darzu ver- fertigten kuͤnſtlichen Inſtrumenten vormachen. Taube, Columba, Pigeon, iſt ein frucht- barer Hauß-Vogel, der, wo er wohl gehalten wird, die Muͤhe ſei- nem Verſorger noch ziemlich be- zahlet. Man hat unterſchiedene Tauben, als Hauß-Feld-Holtz- Ringel-Turtel-Tauben ꝛc. welche alle in zahme und wilde koͤnnen eingetheilet werden. Ihr Fleiſch ſoll nicht das beſte ſeyn, von deſſen Gebrauch der alten Medicorum Bericht nach, Haupt- und Augen- Schmertzen entſtehen, ſo aber mit der Wahrheit nicht uͤbereinſtim̃et. Alte Tauben haben freylich ein hart und zaͤhes Fleiſch, hingegen der Jungen ihres iſt deſto zaͤrter und angenehmer; ſie duͤrffen aber zu der Zeit nicht auf den Tiſch kom- men, wenn ſie Lein-Samen zu freſ- ſen pflegen. Und eben dieſer jun- gen Tauben bedienet ſich der Koch, welche er auf folgende Manieren zubereiten lehret. 1) Tauben zu wuͤrgen und zu putzen; 2) Tauben fricasſiret; 3) Tauben mit Schweiß ſchwartz; 4) Tauben-Eſtouffade; 5) Tauben-Eſtouffade anders; 6) Tauben mit gruͤner Peterſilie; 7) Tauben mit Peterſilien-Wurtzeln und Nelcken; 8) Tauben mit Lin- ſen; 9) Tauben mit Sauerampf- fer; 10) Tauben mit Carfiol; 11) Tauben mit gruͤnen Erbſen; 12) Tauben mit Krebſen und Kloͤ- ſen; 13) Tauben mit Spargel; 14) Tauben mit Stachel-Beeren; 15) Tauben mit Johannis-Bee- ren; 16) Tauben mit Muſcheln; 17) Tauben mit Truffes; 18) Tauben farciret; 19) Tauben mit Lactuc; 20) Tauben mit Auſtern; 21) Tauben mit Sauerkraut; 22) Tauben mit Sauerkraut im Back- ofen; 23) Tauben gepreſt mit Sardellen; 24) Tauben mit He- ringen geſpickt; 25) Tauben mit Capern; 26) Tauben gebacken; 27) Tauben gebraten; 28) Tau- ben gebraten und geſpickt; 29) Tauben gebraten, gefuͤllet mit Krebſen; 30) Tauben gefuͤllet mit Mandeln; 31) Tauben gefuͤllet mit

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1013>, abgerufen am 22.11.2024.