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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Tracht Tracti
einer Säge mitten von einander
geschnitten, und gienge die damah-
lige krancke Persianische Königin
durch solche zwey von einander ge-
schnittene und ausgestellte Theile
des Leibes dieser Martyrin, in Hoff-
nung, daß sie dadurch wieder gene-
sen und zu ihrer vorigen Gesund-
heit kommen würde. Sozomen.
Cap. 12. Lib. II. Histor. Ecclesiast.

Tracht,

Heisset die dem Frauenzimmer
nach einer jeden Landes-Art ge-
wöhnliche und übliche Mode sich
einzukleiden und anzuputzen.

Trachten,

Heissen diejenigen angerichte-
ten Speisen, so bey denen Hochzei-
ten und andern solennen Gaste-
reyen auf einmahl eingeschoben
und auf die Tafel gesetzet werden.

Tractiren,

Heisset so viel als ein Mahl oder
Gasterey vor gute Freunde und
Freundinnen halten. Bey de-
nen Römern ihren Gastereyen
und Mahlen fande man überaus
gute Ordnung und Gesetze. In
dem Lege Fabia, so der Burgemei-
ster Fabius gegeben, war verordnet,
[d]aß keiner auf einem Banquet mehr
[a]ls dreyßig Sestertios, das ist so
[v]iel, als zwölff Thaler verzehren
[d]urffte. Lex Messinia verordnete,
[d]aß man keinen frembden Wein
[a]uf die Tafel bringen solte. Nach
[d]em Lege AEmilia durffte man nicht
[m]ehr als fünff Gerichte oder Trach-
[e]n auffsetzen. Lex Antia verbot
[k]einem jungen Menschen die Koch-
[K]unst erlernen zu lassen, denn wo
[Spaltenumbruch]

Tragant Tragh
viel Köche wären, da würden die
Leute arm, und der Leib durch die
Schwelgerey ungesund. Nach
dem Lege Julia durffte niemand
mit verschlossener Thüre essen, da-
mit die darauff bestellten Censores
desto besser Acht haben konten, ob
man auch im Essen einen Uberfluß
gebrauchte, und endlich in dem Le-
ge Aristimia
war verordnet, daß
man nur des Mittags, des Abends
aber niemanden zu Gaste behalten
solte.

Tragant,

Ist eine Art von Gummi, so
schön weiß, klar, durchsichtig und
lauter siehet, wormit das Frauen-
Volck die Nestel-Garnenen und
andere Spitzen bey dem Waschen
zu streiffen und starr zu machen
pfleget.

Trage-Bette, oder, Trage-
Küssen,

Ist dasjenige kleine und weiche
Küssen, worinnen die Sechswo-
chen-Kinder eingebunden werden,
hat oben, in der mitten und unten
Bänder, dasjenige Trage-Bettlein,
worinnen die Kinder zur Tauffe ge-
tragen werden, ist von Brocard, Da-
mast, Stoff, Atlas oder Taffet.

Trage-Bett-Züge,

Ist ein weisser von Damast,
Zwillig oder Leinwand verfertigter
Uberzug, wormit das Trage-Bette
bekleidet und übergezogen wird.

Tragh,

Anna Catharina. Eine gelehrte
Dänische Dame, sie hat ein schönes

Gebet-
S s s 5

[Spaltenumbruch]

Tracht Tracti
einer Saͤge mitten von einander
geſchnitten, und gienge die damah-
lige krancke Perſianiſche Koͤnigin
durch ſolche zwey von einander ge-
ſchnittene und ausgeſtellte Theile
des Leibes dieſer Martyrin, in Hoff-
nung, daß ſie dadurch wieder gene-
ſen und zu ihrer vorigen Geſund-
heit kommen wuͤrde. Sozomen.
Cap. 12. Lib. II. Hiſtor. Eccleſiaſt.

Tracht,

Heiſſet die dem Frauenzimmer
nach einer jeden Landes-Art ge-
woͤhnliche und uͤbliche Mode ſich
einzukleiden und anzuputzen.

Trachten,

Heiſſen diejenigen angerichte-
ten Speiſen, ſo bey denen Hochzei-
ten und andern ſolennen Gaſte-
reyen auf einmahl eingeſchoben
und auf die Tafel geſetzet werden.

Tractiren,

Heiſſet ſo viel als ein Mahl oder
Gaſterey vor gute Freunde und
Freundinnen halten. Bey de-
nen Roͤmern ihren Gaſtereyen
und Mahlen fande man uͤberaus
gute Ordnung und Geſetze. In
dem Lege Fabia, ſo der Burgemei-
ſter Fabius gegeben, war verordnet,
[d]aß keiner auf einem Banquet mehr
[a]ls dreyßig Seſtertios, das iſt ſo
[v]iel, als zwoͤlff Thaler verzehren
[d]urffte. Lex Meſſinia verordnete,
[d]aß man keinen frembden Wein
[a]uf die Tafel bringen ſolte. Nach
[d]em Lege Æmilia durffte man nicht
[m]ehr als fuͤnff Gerichte oder Trach-
[e]n auffſetzen. Lex Antia verbot
[k]einem jungen Menſchen die Koch-
[K]unſt erlernen zu laſſen, denn wo
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Tragant Tragh
viel Koͤche waͤren, da wuͤrden die
Leute arm, und der Leib durch die
Schwelgerey ungeſund. Nach
dem Lege Julia durffte niemand
mit verſchloſſener Thuͤre eſſen, da-
mit die darauff beſtellten Cenſores
deſto beſſer Acht haben konten, ob
man auch im Eſſen einen Uberfluß
gebrauchte, und endlich in dem Le-
ge Ariſtimia
war verordnet, daß
man nur des Mittags, des Abends
aber niemanden zu Gaſte behalten
ſolte.

Tragant,

Iſt eine Art von Gummi, ſo
ſchoͤn weiß, klar, durchſichtig und
lauter ſiehet, wormit das Frauen-
Volck die Neſtel-Garnenen und
andere Spitzen bey dem Waſchen
zu ſtreiffen und ſtarr zu machen
pfleget.

Trage-Bette, oder, Trage-
Kuͤſſen,

Iſt dasjenige kleine und weiche
Kuͤſſen, worinnen die Sechswo-
chen-Kinder eingebunden werden,
hat oben, in der mitten und unten
Baͤnder, dasjenige Trage-Bettlein,
worinnen die Kinder zur Tauffe ge-
tragen werden, iſt von Brocard, Da-
maſt, Stoff, Atlas oder Taffet.

Trage-Bett-Zuͤge,

Iſt ein weiſſer von Damaſt,
Zwillig oder Leinwand verfertigter
Uberzug, wormit das Trage-Bette
bekleidet und uͤbergezogen wird.

Tragh,

Anna Catharina. Eine gelehrte
Daͤniſche Dame, ſie hat ein ſchoͤnes

Gebet-
S s s 5
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[1039] Tracht Tracti Tragant Tragh einer Saͤge mitten von einander geſchnitten, und gienge die damah- lige krancke Perſianiſche Koͤnigin durch ſolche zwey von einander ge- ſchnittene und ausgeſtellte Theile des Leibes dieſer Martyrin, in Hoff- nung, daß ſie dadurch wieder gene- ſen und zu ihrer vorigen Geſund- heit kommen wuͤrde. Sozomen. Cap. 12. Lib. II. Hiſtor. Eccleſiaſt. Tracht, Heiſſet die dem Frauenzimmer nach einer jeden Landes-Art ge- woͤhnliche und uͤbliche Mode ſich einzukleiden und anzuputzen. Trachten, Heiſſen diejenigen angerichte- ten Speiſen, ſo bey denen Hochzei- ten und andern ſolennen Gaſte- reyen auf einmahl eingeſchoben und auf die Tafel geſetzet werden. Tractiren, Heiſſet ſo viel als ein Mahl oder Gaſterey vor gute Freunde und Freundinnen halten. Bey de- nen Roͤmern ihren Gaſtereyen und Mahlen fande man uͤberaus gute Ordnung und Geſetze. In dem Lege Fabia, ſo der Burgemei- ſter Fabius gegeben, war verordnet, daß keiner auf einem Banquet mehr als dreyßig Seſtertios, das iſt ſo viel, als zwoͤlff Thaler verzehren durffte. Lex Meſſinia verordnete, daß man keinen frembden Wein auf die Tafel bringen ſolte. Nach dem Lege Æmilia durffte man nicht mehr als fuͤnff Gerichte oder Trach- en auffſetzen. Lex Antia verbot keinem jungen Menſchen die Koch- Kunſt erlernen zu laſſen, denn wo viel Koͤche waͤren, da wuͤrden die Leute arm, und der Leib durch die Schwelgerey ungeſund. Nach dem Lege Julia durffte niemand mit verſchloſſener Thuͤre eſſen, da- mit die darauff beſtellten Cenſores deſto beſſer Acht haben konten, ob man auch im Eſſen einen Uberfluß gebrauchte, und endlich in dem Le- ge Ariſtimia war verordnet, daß man nur des Mittags, des Abends aber niemanden zu Gaſte behalten ſolte. Tragant, Iſt eine Art von Gummi, ſo ſchoͤn weiß, klar, durchſichtig und lauter ſiehet, wormit das Frauen- Volck die Neſtel-Garnenen und andere Spitzen bey dem Waſchen zu ſtreiffen und ſtarr zu machen pfleget. Trage-Bette, oder, Trage- Kuͤſſen, Iſt dasjenige kleine und weiche Kuͤſſen, worinnen die Sechswo- chen-Kinder eingebunden werden, hat oben, in der mitten und unten Baͤnder, dasjenige Trage-Bettlein, worinnen die Kinder zur Tauffe ge- tragen werden, iſt von Brocard, Da- maſt, Stoff, Atlas oder Taffet. Trage-Bett-Zuͤge, Iſt ein weiſſer von Damaſt, Zwillig oder Leinwand verfertigter Uberzug, wormit das Trage-Bette bekleidet und uͤbergezogen wird. Tragh, Anna Catharina. Eine gelehrte Daͤniſche Dame, ſie hat ein ſchoͤnes Gebet- S s s 5

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1039>, abgerufen am 22.11.2024.