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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Barben
sem die Römer die Barben gehal-
ten, und wie viel Geld sie darüber
verschwendet, kan in den Historien
nachgeschlagen werden. Hat doch,
nach Plinii Bericht, der Burger-
meister Asinius Celer eine eintzige
Barbe um 8000. Römische Num-
mos,
so bey nahe 400. Thl. betra-
gen, gekaufft. Diese Geld-Ver-
schwendung ist nicht allein in
Rom bey den Grossen geblieben,
sondern endlich gar unter die Pri-
vat
-Personen kommen. Jovius
bezeuget, es hätten auch gemeine
Leute daselbst, diesen Fisch, wenn er
über einen Schuch lang gewesen,
um so schwer Silber, als er gewo-
gen, bezahlt. Welches ihnen als
eine unverantwortliche Geld-
Versplitterung ausgeleget wird.
Heut zu Tage giebt man vor diese
Fische, weil etliche Ströme, als
die Elster, solche a part hegen, in
Sachsen nicht so viel Geld aus.
Gleichwohl aber, wenn ich den al-
ten Reim erwäge:

Ruppen-Leber, Carpen-Zungen,
Barben-Mäulchen,

Die brachten mich um mein
graues Gäulchen;

scheinets, daß verschwenderische
Mäuler, die eine Delicatesse in de-
nen Barben-Mäulern u. Köpffen
gesuchet, noch ein ziemliches auf die
Barben müssen gewendet haben, wie
denn noch täglich in kostbaren Fisch-
Hältern geschicht, da sie specialiter
darzu gemästet werden. Was etwa
die Alten nach Macasii Bericht, in
seinem Promptuario Mat. Medicae
von dem Rogen dieser Fische ge-
glaubt, ob solte selbiger bey Genies-
sung den Durchlauff, Erbrechen,
und andere gefährliche Sympto-
[Spaltenumbruch]

Barben
mata in dem menschlichen Leibe ver-
ursachen, wollen wir itzo nicht un-
tersuchen, vielmehr sorgen, wie die
Barben wohl mögen zubereitet
werden. Darzu uns der Koch
unterschiedene Arten vorschreibet,
als 1) Barben blau gesotten. 2)
Barben in einer Pohlnischen
Sosse gelb. 3) Barben mit der
schwartzen Pohlnischen Sosse.
4) Barben mit weisser Butter
Sosse. 5) Barben mit zerlassener
Butter. 6) Barben gebacken.
7) Barben mit Capper-Sosse und
Baumöl. 8) Barben mit Fricas-
see
und gerösteter Semmel.

Barben blau gesotten.

Nehmet dieselben, reisset und
schneidet sie, nachdem sie groß, in
Stücken, waschet sie rein aus, gies-
set, wenn sie in einem Gefässe liegen,
etwas Eßig darüber, setzet in einem
Fisch-Kessel Wasser aufs Feuer,
saltzet solches und mercket, daß zu
4. Pf. Barben 2. Hände voll Saltz
gehören. Wenn es nun siedet, so
werffet die Barben hinein, lasset sie
bey hellen Feuer wohl einkochen.
Hernach hebet sie vom Feuer, spri-
tzet kaltes Wasser darauf, leget rein
Pappier drüber, so bleiben sie blau.
Es ist dieses ein geringer Hand-
griff, der aber wohl in acht zu neh-
men. Denn so bald der Braden
davon gehet, werden diese Fische
nicht blau, sondern schwartz. Wol-
let ihr sie anrichten, brechet eine
Serviette, und leget sie fein zierlich
darüber. Oder aber ihr könnet
auch grüne Petersilie drauf
streuen; Denn da muß man sich
allezeit reguliren, bey was vor einer
Tafel sie verzehret und gegessen

werden,
F 5

[Spaltenumbruch]

Barben
ſem die Roͤmer die Barben gehal-
ten, und wie viel Geld ſie daruͤber
verſchwendet, kan in den Hiſtorien
nachgeſchlagen werden. Hat doch,
nach Plinii Bericht, der Burger-
meiſter Aſinius Celer eine eintzige
Barbe um 8000. Roͤmiſche Num-
mos,
ſo bey nahe 400. Thl. betra-
gen, gekaufft. Dieſe Geld-Ver-
ſchwendung iſt nicht allein in
Rom bey den Groſſen geblieben,
ſondern endlich gar unter die Pri-
vat
-Perſonen kommen. Jovius
bezeuget, es haͤtten auch gemeine
Leute daſelbſt, dieſen Fiſch, wenn er
uͤber einen Schuch lang geweſen,
um ſo ſchwer Silber, als er gewo-
gen, bezahlt. Welches ihnen als
eine unverantwortliche Geld-
Verſplitterung ausgeleget wird.
Heut zu Tage giebt man vor dieſe
Fiſche, weil etliche Stroͤme, als
die Elſter, ſolche a part hegen, in
Sachſen nicht ſo viel Geld aus.
Gleichwohl aber, wenn ich den al-
ten Reim erwaͤge:

Ruppen-Leber, Carpen-Zungen,
Barben-Maͤulchen,

Die brachten mich um mein
graues Gaͤulchen;

ſcheinets, daß verſchwenderiſche
Maͤuler, die eine Delicateſſe in de-
nen Barben-Maͤulern u. Koͤpffen
geſuchet, noch ein ziemliches auf die
Barben muͤſſen gewendet habẽ, wie
deñ noch taͤglich in koſtbaren Fiſch-
Haͤltern geſchicht, da ſie ſpecialiter
darzu gemaͤſtet werden. Was etwa
die Alten nach Macaſii Bericht, in
ſeinem Promptuario Mat. Medicæ
von dem Rogen dieſer Fiſche ge-
glaubt, ob ſolte ſelbiger bey Genieſ-
ſung den Durchlauff, Erbrechen,
und andere gefaͤhrliche Sympto-
[Spaltenumbruch]

Barben
mata in dem menſchlichen Leibe ver-
urſachen, wollen wir itzo nicht un-
terſuchen, vielmehr ſorgen, wie die
Barben wohl moͤgen zubereitet
werden. Darzu uns der Koch
unterſchiedene Arten vorſchreibet,
als 1) Barben blau geſotten. 2)
Barben in einer Pohlniſchen
Soſſe gelb. 3) Barben mit der
ſchwartzen Pohlniſchen Soſſe.
4) Barben mit weiſſer Butter
Soſſe. 5) Barben mit zerlaſſener
Butter. 6) Barben gebacken.
7) Barben mit Capper-Soſſe und
Baumoͤl. 8) Barben mit Fricaſ-
ſée
und geroͤſteter Semmel.

Barben blau geſotten.

Nehmet dieſelben, reiſſet und
ſchneidet ſie, nachdem ſie groß, in
Stuͤcken, waſchet ſie rein aus, gieſ-
ſet, wenn ſie in einem Gefaͤſſe liegen,
etwas Eßig daruͤber, ſetzet in einem
Fiſch-Keſſel Waſſer aufs Feuer,
ſaltzet ſolches und mercket, daß zu
4. Pf. Barben 2. Haͤnde voll Saltz
gehoͤren. Wenn es nun ſiedet, ſo
werffet die Barben hinein, laſſet ſie
bey hellen Feuer wohl einkochen.
Hernach hebet ſie vom Feuer, ſpri-
tzet kaltes Waſſer darauf, leget rein
Pappier druͤber, ſo bleiben ſie blau.
Es iſt dieſes ein geringer Hand-
griff, der aber wohl in acht zu neh-
men. Denn ſo bald der Braden
davon gehet, werden dieſe Fiſche
nicht blau, ſondern ſchwartz. Wol-
let ihr ſie anrichten, brechet eine
Serviette, und leget ſie fein zierlich
daruͤber. Oder aber ihr koͤnnet
auch gruͤne Peterſilie drauf
ſtreuen; Denn da muß man ſich
allezeit reguliren, bey was vor einer
Tafel ſie verzehret und gegeſſen

werden,
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[0111] Barben Barben ſem die Roͤmer die Barben gehal- ten, und wie viel Geld ſie daruͤber verſchwendet, kan in den Hiſtorien nachgeſchlagen werden. Hat doch, nach Plinii Bericht, der Burger- meiſter Aſinius Celer eine eintzige Barbe um 8000. Roͤmiſche Num- mos, ſo bey nahe 400. Thl. betra- gen, gekaufft. Dieſe Geld-Ver- ſchwendung iſt nicht allein in Rom bey den Groſſen geblieben, ſondern endlich gar unter die Pri- vat-Perſonen kommen. Jovius bezeuget, es haͤtten auch gemeine Leute daſelbſt, dieſen Fiſch, wenn er uͤber einen Schuch lang geweſen, um ſo ſchwer Silber, als er gewo- gen, bezahlt. Welches ihnen als eine unverantwortliche Geld- Verſplitterung ausgeleget wird. Heut zu Tage giebt man vor dieſe Fiſche, weil etliche Stroͤme, als die Elſter, ſolche a part hegen, in Sachſen nicht ſo viel Geld aus. Gleichwohl aber, wenn ich den al- ten Reim erwaͤge: Ruppen-Leber, Carpen-Zungen, Barben-Maͤulchen, Die brachten mich um mein graues Gaͤulchen; ſcheinets, daß verſchwenderiſche Maͤuler, die eine Delicateſſe in de- nen Barben-Maͤulern u. Koͤpffen geſuchet, noch ein ziemliches auf die Barben muͤſſen gewendet habẽ, wie deñ noch taͤglich in koſtbaren Fiſch- Haͤltern geſchicht, da ſie ſpecialiter darzu gemaͤſtet werden. Was etwa die Alten nach Macaſii Bericht, in ſeinem Promptuario Mat. Medicæ von dem Rogen dieſer Fiſche ge- glaubt, ob ſolte ſelbiger bey Genieſ- ſung den Durchlauff, Erbrechen, und andere gefaͤhrliche Sympto- mata in dem menſchlichen Leibe ver- urſachen, wollen wir itzo nicht un- terſuchen, vielmehr ſorgen, wie die Barben wohl moͤgen zubereitet werden. Darzu uns der Koch unterſchiedene Arten vorſchreibet, als 1) Barben blau geſotten. 2) Barben in einer Pohlniſchen Soſſe gelb. 3) Barben mit der ſchwartzen Pohlniſchen Soſſe. 4) Barben mit weiſſer Butter Soſſe. 5) Barben mit zerlaſſener Butter. 6) Barben gebacken. 7) Barben mit Capper-Soſſe und Baumoͤl. 8) Barben mit Fricaſ- ſée und geroͤſteter Semmel. Barben blau geſotten. Nehmet dieſelben, reiſſet und ſchneidet ſie, nachdem ſie groß, in Stuͤcken, waſchet ſie rein aus, gieſ- ſet, wenn ſie in einem Gefaͤſſe liegen, etwas Eßig daruͤber, ſetzet in einem Fiſch-Keſſel Waſſer aufs Feuer, ſaltzet ſolches und mercket, daß zu 4. Pf. Barben 2. Haͤnde voll Saltz gehoͤren. Wenn es nun ſiedet, ſo werffet die Barben hinein, laſſet ſie bey hellen Feuer wohl einkochen. Hernach hebet ſie vom Feuer, ſpri- tzet kaltes Waſſer darauf, leget rein Pappier druͤber, ſo bleiben ſie blau. Es iſt dieſes ein geringer Hand- griff, der aber wohl in acht zu neh- men. Denn ſo bald der Braden davon gehet, werden dieſe Fiſche nicht blau, ſondern ſchwartz. Wol- let ihr ſie anrichten, brechet eine Serviette, und leget ſie fein zierlich daruͤber. Oder aber ihr koͤnnet auch gruͤne Peterſilie drauf ſtreuen; Denn da muß man ſich allezeit reguliren, bey was vor einer Tafel ſie verzehret und gegeſſen werden, F 5

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/111>, abgerufen am 25.11.2024.