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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Iphim Iphis
sen, nahm es diese erzürnte Göttin
so übel auff, daß sie der Griechen
ihre Schifffahrten durch contrai-
ren
Wind allezeit zu nichte machte.
Nachdem man sich nun dessentwe-
gen bey denen Wahrsagern um Rath
fragte, wie die erzürnte Göttin wie-
der könte ausgesühnet werden, ist
zur Antwort ertheilet worden, nicht
anders als durch Auffopfferung
dieser seiner Tochter. Weswegen
Ulysses abgeschickt wurde, der auch
durch List diese Iphigeniam ihrer
Mutter abschwatzte, unter den Vor-
wand, als wolte er selbige dem A-
chilles
helffen heyrathen. Indem
man aber bereit und fertig stand,
diese Iphigeniam auffzuopffern, hat
sich die Diana über sie erbarmet, und
statt ihrer eine Hindin unter ihrer
Gestalt bey dem Opffer abschlach-
ten lassen, sie selbst aber mit sich ge-
nommen, allwo sie zur Priesterin
der Diana geweyhet worden. Wie-
wohl auch einige meynen, daß sie in
der That sey geschlachtet worden.

Iphimedia,

Des Aloei Weib welche von dem
Neptuno heimlich beschlaffen ward,
und ihm zwey Zwillinge zur Welt
brachte.

Iphis,

Eine Jungfer aus Creta, des
Lygdi und der Thelusae Tochter, so
an ihrem ersten Hochzeit-Tag in ei-
nen Mann verwandelt worden. Ih-
re wunderl. fata find folgende: Es
hat der über Land reisende Lygdus
seiner schwangern Frau anbefoh-
len, daß, wenn sie ein Mägdlein
gebähren solte, selbiges hinweg se-
tzen müste. Und nachdem auch sol-
[Spaltenumbruch]

Irene
ches in der That erfolgte, hat die
des wegen beängstete Mutter aus
Liebe zu ihrer Tochter sich gegen ih-
ren wiederkommenden Mann an-
gestellet, als hätte sie einen Sohn
zur Welt gebracht, ihm auch nach
angelegten Männlichen Habit
den Nahmen Iphis beygeleget. Als
das Mägdlein aber heran gewach-
sen, und ihr Vater Lygdus sie, in
Meynung, daß es ein Jüngling
sey, an eine junge Dirne Nahmens
Ianthe, versprochen, ist sie durch
Hülffe und Anruffung der Isidis
in einen Mann verwandelt wor-
den.

Irene,

Von Athen gebürtig, des Grie-
chischen Käysers Leonis IV. Ge-
mahlin, und eine Mutter des Käy-
sers Constantini VII hat A. 783.
mit ihrem Sohn 9. Jahr lang re-
gieret. Weil aber dieser ihr Sohn
des Neben-Regimentes überdrüs-
sig war, hat er selbige davon abge-
sondert und gantz alleine noch 7.
Jahr lang geherrscht. Worauf
die verstossene Mutter aus Erbit-
rerung solchen ihren Sohn, den sie
mit List gefangen genommen, die
Augen ausgestochen, und in das
Gefängniß geworffen, worinnen er
auch A. 797. sein Leben beschlossen.
Sie hat aber nach seinem Tode noch
4. Jahr gantz alleine regieret, biß
sie endlich von Nicephoro Logo-
theta
in die Insul Lesbus relegiret
ward. Sie war zwar ein gelehr-
tes und verständiges Weib, aber ei-
ne eyffrige Patronin der Iconolatrie
oder Anbetung der Bilder. Vid.
Kromayer. in Histor. Eccles. pag.
281. Spanhem. in Historia Imag.

restitut.

[Spaltenumbruch]

Iphim Iphis
ſen, nahm es dieſe erzuͤrnte Goͤttin
ſo uͤbel auff, daß ſie der Griechen
ihre Schifffahrten durch contrai-
ren
Wind allezeit zu nichte machte.
Nachdem man ſich nun deſſentwe-
gen bey denẽ Wahrſagern um Rath
fragte, wie die erzuͤrnte Goͤttin wie-
der koͤnte ausgeſuͤhnet werden, iſt
zur Antwort ertheilet worden, nicht
anders als durch Auffopfferung
dieſer ſeiner Tochter. Weswegen
Ulyſſes abgeſchickt wurde, der auch
durch Liſt dieſe Iphigeniam ihrer
Mutter abſchwatzte, unteꝛ den Vor-
wand, als wolte er ſelbige dem A-
chilles
helffen heyrathen. Indem
man aber bereit und fertig ſtand,
dieſe Iphigeniam auffzuopffern, hat
ſich die Diana uͤber ſie erbarmet, und
ſtatt ihrer eine Hindin unter ihrer
Geſtalt bey dem Opffer abſchlach-
ten laſſen, ſie ſelbſt aber mit ſich ge-
nommen, allwo ſie zur Prieſterin
der Diana geweyhet worden. Wie-
wohl auch einige meynen, daß ſie in
der That ſey geſchlachtet worden.

Iphimedia,

Des Aloei Weib welche von dem
Neptuno heimlich beſchlaffen waꝛd,
und ihm zwey Zwillinge zur Welt
brachte.

Iphis,

Eine Jungfer aus Creta, des
Lygdi und der Theluſæ Tochter, ſo
an ihrem erſten Hochzeit-Tag in ei-
nen Mann verwandelt worden. Ih-
re wunderl. fata find folgende: Es
hat der uͤber Land reiſende Lygdus
ſeiner ſchwangern Frau anbefoh-
len, daß, wenn ſie ein Maͤgdlein
gebaͤhren ſolte, ſelbiges hinweg ſe-
tzen muͤſte. Und nachdem auch ſol-
[Spaltenumbruch]

Irene
ches in der That erfolgte, hat die
des wegen beaͤngſtete Mutter aus
Liebe zu ihrer Tochter ſich gegen ih-
ren wiederkommenden Mann an-
geſtellet, als haͤtte ſie einen Sohn
zur Welt gebracht, ihm auch nach
angelegten Maͤnnlichen Habit
den Nahmen Iphis beygeleget. Als
das Maͤgdlein aber heran gewach-
ſen, und ihr Vater Lygdus ſie, in
Meynung, daß es ein Juͤngling
ſey, an eine junge Dirne Nahmens
Ianthe, verſprochen, iſt ſie durch
Huͤlffe und Anruffung der Iſidis
in einen Mann verwandelt wor-
den.

Irene,

Von Athen gebuͤrtig, des Grie-
chiſchen Kaͤyſers Leonis IV. Ge-
mahlin, und eine Mutter des Kaͤy-
ſers Conſtantini VII hat A. 783.
mit ihrem Sohn 9. Jahr lang re-
gieret. Weil aber dieſer ihr Sohn
des Neben-Regimentes uͤberdruͤſ-
ſig war, hat er ſelbige davon abge-
ſondert und gantz alleine noch 7.
Jahr lang geherrſcht. Worauf
die verſtoſſene Mutter aus Erbit-
rerung ſolchen ihren Sohn, den ſie
mit Liſt gefangen genommen, die
Augen ausgeſtochen, und in das
Gefaͤngniß geworffen, worinnen er
auch A. 797. ſein Leben beſchloſſen.
Sie hat aber nach ſeinem Tode noch
4. Jahr gantz alleine regieret, biß
ſie endlich von Nicephoro Logo-
theta
in die Inſul Lesbus relegiret
ward. Sie war zwar ein gelehr-
tes und verſtaͤndiges Weib, aber ei-
ne eyffrige Patronin der Iconolatrie
oder Anbetung der Bilder. Vid.
Kromayer. in Hiſtor. Eccleſ. pag.
281. Spanhem. in Hiſtoria Imag.

reſtitut.
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[0492] Iphim Iphis Irene ſen, nahm es dieſe erzuͤrnte Goͤttin ſo uͤbel auff, daß ſie der Griechen ihre Schifffahrten durch contrai- ren Wind allezeit zu nichte machte. Nachdem man ſich nun deſſentwe- gen bey denẽ Wahrſagern um Rath fragte, wie die erzuͤrnte Goͤttin wie- der koͤnte ausgeſuͤhnet werden, iſt zur Antwort ertheilet worden, nicht anders als durch Auffopfferung dieſer ſeiner Tochter. Weswegen Ulyſſes abgeſchickt wurde, der auch durch Liſt dieſe Iphigeniam ihrer Mutter abſchwatzte, unteꝛ den Vor- wand, als wolte er ſelbige dem A- chilles helffen heyrathen. Indem man aber bereit und fertig ſtand, dieſe Iphigeniam auffzuopffern, hat ſich die Diana uͤber ſie erbarmet, und ſtatt ihrer eine Hindin unter ihrer Geſtalt bey dem Opffer abſchlach- ten laſſen, ſie ſelbſt aber mit ſich ge- nommen, allwo ſie zur Prieſterin der Diana geweyhet worden. Wie- wohl auch einige meynen, daß ſie in der That ſey geſchlachtet worden. Iphimedia, Des Aloei Weib welche von dem Neptuno heimlich beſchlaffen waꝛd, und ihm zwey Zwillinge zur Welt brachte. Iphis, Eine Jungfer aus Creta, des Lygdi und der Theluſæ Tochter, ſo an ihrem erſten Hochzeit-Tag in ei- nen Mann verwandelt worden. Ih- re wunderl. fata find folgende: Es hat der uͤber Land reiſende Lygdus ſeiner ſchwangern Frau anbefoh- len, daß, wenn ſie ein Maͤgdlein gebaͤhren ſolte, ſelbiges hinweg ſe- tzen muͤſte. Und nachdem auch ſol- ches in der That erfolgte, hat die des wegen beaͤngſtete Mutter aus Liebe zu ihrer Tochter ſich gegen ih- ren wiederkommenden Mann an- geſtellet, als haͤtte ſie einen Sohn zur Welt gebracht, ihm auch nach angelegten Maͤnnlichen Habit den Nahmen Iphis beygeleget. Als das Maͤgdlein aber heran gewach- ſen, und ihr Vater Lygdus ſie, in Meynung, daß es ein Juͤngling ſey, an eine junge Dirne Nahmens Ianthe, verſprochen, iſt ſie durch Huͤlffe und Anruffung der Iſidis in einen Mann verwandelt wor- den. Irene, Von Athen gebuͤrtig, des Grie- chiſchen Kaͤyſers Leonis IV. Ge- mahlin, und eine Mutter des Kaͤy- ſers Conſtantini VII hat A. 783. mit ihrem Sohn 9. Jahr lang re- gieret. Weil aber dieſer ihr Sohn des Neben-Regimentes uͤberdruͤſ- ſig war, hat er ſelbige davon abge- ſondert und gantz alleine noch 7. Jahr lang geherrſcht. Worauf die verſtoſſene Mutter aus Erbit- rerung ſolchen ihren Sohn, den ſie mit Liſt gefangen genommen, die Augen ausgeſtochen, und in das Gefaͤngniß geworffen, worinnen er auch A. 797. ſein Leben beſchloſſen. Sie hat aber nach ſeinem Tode noch 4. Jahr gantz alleine regieret, biß ſie endlich von Nicephoro Logo- theta in die Inſul Lesbus relegiret ward. Sie war zwar ein gelehr- tes und verſtaͤndiges Weib, aber ei- ne eyffrige Patronin der Iconolatrie oder Anbetung der Bilder. Vid. Kromayer. in Hiſtor. Eccleſ. pag. 281. Spanhem. in Hiſtoria Imag. reſtitut.

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/492>, abgerufen am 22.11.2024.