Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Leipzig Leontium Bleiche, welche weit und breit be-ruffen. Leipziger Haube, Heisset den Augspurgischen Lemnia, War eine berühmte Hexe und Lend-Braten, Heissen dem Weibes-Volck die- Leonhardin, Ursula. Des Schwärmers und Leontium, Eine griechische Jungfer von Lerche zugethan, hatte einen sehr grossenVerstand und Wissenschafft in der Philosophie, daß sie sich unterstand wieder den Theophrastum zu schrei- ben, auch kein geringes Lob sich da- durch erwarb. Cicero nennet sie lib. 1. de Nat. Deor. 289. ex Edit. Lambin. eine Fettel, dergleichen auch A. Gellius gethan. Textor. in Officin. fol. 134. Ob er selbige aber deßwegen also nennet, weil sie des Epicuri Conversation genossen, und seiner Secte angehangen, mögen an- dere erörtern. Vid. Demoiselle Jacquette Guillaume les Dames Il- lustres p. 207. Ihre Tochter hieß Danae, und soll gleicher Art gewe- sen seyn. Lerche, Alauda, Alouette ist ein wohl- mit
[Spaltenumbruch]
Leipzig Leontium Bleiche, welche weit und breit be-ruffen. Leipziger Haube, Heiſſet den Augſpurgiſchen Lemnia, War eine beruͤhmte Hexe und Lend-Braten, Heiſſen dem Weibes-Volck die- Leonhardin, Urſula. Des Schwaͤrmers und Leontium, Eine griechiſche Jungfer von Lerche zugethan, hatte einen ſehr groſſenVerſtand und Wiſſenſchafft in der Philoſophie, daß ſie ſich unterſtand wieder den Theophraſtum zu ſchrei- ben, auch kein geringes Lob ſich da- durch erwarb. Cicero nennet ſie lib. 1. de Nat. Deor. 289. ex Edit. Lambin. eine Fettel, dergleichen auch A. Gellius gethan. Textor. in Officin. fol. 134. Ob er ſelbige aber deßwegen alſo nennet, weil ſie des Epicuri Converſation genoſſen, und ſeiner Secte angehangen, moͤgen an- dere eroͤrtern. Vid. Demoiſelle Jacquette Guillaume les Dames Il- luſtres p. 207. Ihre Tochter hieß Danae, und ſoll gleicher Art gewe- ſen ſeyn. Lerche, Alauda, Alouette iſt ein wohl- mit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0597"/><cb n="1149"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Leipzig Leontium</hi></fw><lb/> Bleiche, welche weit und breit be-<lb/> ruffen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Leipziger Haube,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet den Augſpurgiſchen<lb/> Weibes-Bildern eine mit einem<lb/> hohen und runden rauchen Ge-<lb/> braͤhme umſetzte und hinten mit<lb/> einem runden Teller von bunten<lb/><hi rendition="#aq">Eſtoff</hi> oder Damaſt ſtaffierte Muͤ-<lb/> tze, ſo die Weiber im Winter zu tra-<lb/> gen pflegen, iſt aber in Leipzig vor-<lb/> itzo unbekandt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Lemnia,</hi> </head><lb/> <p>War eine beruͤhmte Hexe und<lb/> Zauberin bey denen <hi rendition="#aq">Athenienſern.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lend-Braten,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſen dem Weibes-Volck die-<lb/> jenigen langen und ſchmalen<lb/> Striemlein Fleiſch, ſo innewendig<lb/> unter dem Ruͤck-Grad des Viehes<lb/> heraus geſchnitten werden, man<lb/> findet ſelbige an allen Thieren, auch<lb/> an dem Feder-Vieh.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Leonhardin,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Urſula.</hi> Des Schwaͤrmers und<lb/> Quackers <hi rendition="#aq">Jodoci Leonhardi</hi> gleich-<lb/> falls <hi rendition="#aq">Fanati</hi>ſches und Wiedertaͤuf-<lb/> feriſches Weib. Sie war eine<lb/> falſche Prophetin, ſo ſich allerhand<lb/><hi rendition="#aq">Viſionen</hi> und Erſcheinungen ruͤh-<lb/> mete, auch ihre naͤrriſchen Lehren<lb/> mit einer andern Wiedertaͤufferi-<lb/> ſchen Weibes-Perſon, ſo <hi rendition="#aq">Barbara</hi><lb/> hieſſe, hier und dar ausbreitete. <hi rendition="#aq">Vid.<lb/> Baron. Tom. 19. Annal. ad Ann.<lb/> 1532. it. Plarrii Specim. Hiſtor.<lb/> Anabapt. c. 6. p.</hi> 46.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Leontium,</hi> </head><lb/> <p>Eine griechiſche Jungfer von<lb/> Athen, ſo der Epicuraͤiſchen <hi rendition="#aq">Secte</hi><lb/><cb n="1150"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Lerche</hi></fw><lb/> zugethan, hatte einen ſehr groſſen<lb/> Verſtand und Wiſſenſchafft in der<lb/><hi rendition="#aq">Philoſophie,</hi> daß ſie ſich unterſtand<lb/> wieder den <hi rendition="#aq">Theophraſtum</hi> zu ſchrei-<lb/> ben, auch kein geringes Lob ſich da-<lb/> durch erwarb. <hi rendition="#aq">Cicero</hi> nennet ſie<lb/><hi rendition="#aq">lib. 1. de Nat. Deor. 289. ex Edit.<lb/> Lambin.</hi> eine Fettel, dergleichen<lb/> auch <hi rendition="#aq">A. Gellius</hi> gethan. <hi rendition="#aq">Textor. in<lb/> Officin. fol.</hi> 134. Ob er ſelbige aber<lb/> deßwegen alſo nennet, weil ſie des<lb/><hi rendition="#aq">Epicuri Converſation</hi> genoſſen, und<lb/> ſeiner <hi rendition="#aq">Secte</hi> angehangen, moͤgen an-<lb/> dere eroͤrtern. <hi rendition="#aq">Vid. Demoiſelle<lb/> Jacquette Guillaume les Dames Il-<lb/> luſtres p.</hi> 207. Ihre Tochter hieß<lb/><hi rendition="#aq">Danae,</hi> und ſoll gleicher Art gewe-<lb/> ſen ſeyn.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lerche,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Alauda, Alouette</hi> iſt ein wohl-<lb/> ſingender Vogel von ſehr guten Ge-<lb/> ſchmack, und halten etliche ihr<lb/> Fleiſch nebſt den Schnepffen vor<lb/> das allerbeſte Wildbret unter den<lb/> kleinen Voͤgeln. Sie werden in<lb/> groſſer Menge gefangen, und muß<lb/> man zu mancher Zeit den reichẽ Se-<lb/> gen Gottes hierbey bewundern. Ob<lb/> aber die Kinder eine angenehme<lb/> Stimme bekommen, denen das er-<lb/> ſtemahl gebraten Lerchenfleiſch zu<lb/> eſſen gegeben wird, ſolches moͤgen<lb/> diejenigen Muͤtter ausmachen, die<lb/> daran glaͤuben. Unſere Abſicht<lb/> gehet ietzo nur auff die Liebhaber der<lb/> Lerchen, welche zu der Herbſt-Zeit<lb/> einen Appetit nach ſelbigen empfin-<lb/> den. Denen zu Gefallen ſetzet der<lb/> Koch nachſtehende Zubereitungen<lb/> bey; 1) Lerchen zu braten am<lb/> Spieß; 2) Lerchen zu braten an-<lb/> ders; 3) Lerchen mit Aepffeln; 4)<lb/> Lerchen mit Zwiebeln; 5) Lerchen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0597]
Leipzig Leontium
Lerche
Bleiche, welche weit und breit be-
ruffen.
Leipziger Haube,
Heiſſet den Augſpurgiſchen
Weibes-Bildern eine mit einem
hohen und runden rauchen Ge-
braͤhme umſetzte und hinten mit
einem runden Teller von bunten
Eſtoff oder Damaſt ſtaffierte Muͤ-
tze, ſo die Weiber im Winter zu tra-
gen pflegen, iſt aber in Leipzig vor-
itzo unbekandt.
Lemnia,
War eine beruͤhmte Hexe und
Zauberin bey denen Athenienſern.
Lend-Braten,
Heiſſen dem Weibes-Volck die-
jenigen langen und ſchmalen
Striemlein Fleiſch, ſo innewendig
unter dem Ruͤck-Grad des Viehes
heraus geſchnitten werden, man
findet ſelbige an allen Thieren, auch
an dem Feder-Vieh.
Leonhardin,
Urſula. Des Schwaͤrmers und
Quackers Jodoci Leonhardi gleich-
falls Fanatiſches und Wiedertaͤuf-
feriſches Weib. Sie war eine
falſche Prophetin, ſo ſich allerhand
Viſionen und Erſcheinungen ruͤh-
mete, auch ihre naͤrriſchen Lehren
mit einer andern Wiedertaͤufferi-
ſchen Weibes-Perſon, ſo Barbara
hieſſe, hier und dar ausbreitete. Vid.
Baron. Tom. 19. Annal. ad Ann.
1532. it. Plarrii Specim. Hiſtor.
Anabapt. c. 6. p. 46.
Leontium,
Eine griechiſche Jungfer von
Athen, ſo der Epicuraͤiſchen Secte
zugethan, hatte einen ſehr groſſen
Verſtand und Wiſſenſchafft in der
Philoſophie, daß ſie ſich unterſtand
wieder den Theophraſtum zu ſchrei-
ben, auch kein geringes Lob ſich da-
durch erwarb. Cicero nennet ſie
lib. 1. de Nat. Deor. 289. ex Edit.
Lambin. eine Fettel, dergleichen
auch A. Gellius gethan. Textor. in
Officin. fol. 134. Ob er ſelbige aber
deßwegen alſo nennet, weil ſie des
Epicuri Converſation genoſſen, und
ſeiner Secte angehangen, moͤgen an-
dere eroͤrtern. Vid. Demoiſelle
Jacquette Guillaume les Dames Il-
luſtres p. 207. Ihre Tochter hieß
Danae, und ſoll gleicher Art gewe-
ſen ſeyn.
Lerche,
Alauda, Alouette iſt ein wohl-
ſingender Vogel von ſehr guten Ge-
ſchmack, und halten etliche ihr
Fleiſch nebſt den Schnepffen vor
das allerbeſte Wildbret unter den
kleinen Voͤgeln. Sie werden in
groſſer Menge gefangen, und muß
man zu mancher Zeit den reichẽ Se-
gen Gottes hierbey bewundern. Ob
aber die Kinder eine angenehme
Stimme bekommen, denen das er-
ſtemahl gebraten Lerchenfleiſch zu
eſſen gegeben wird, ſolches moͤgen
diejenigen Muͤtter ausmachen, die
daran glaͤuben. Unſere Abſicht
gehet ietzo nur auff die Liebhaber der
Lerchen, welche zu der Herbſt-Zeit
einen Appetit nach ſelbigen empfin-
den. Denen zu Gefallen ſetzet der
Koch nachſtehende Zubereitungen
bey; 1) Lerchen zu braten am
Spieß; 2) Lerchen zu braten an-
ders; 3) Lerchen mit Aepffeln; 4)
Lerchen mit Zwiebeln; 5) Lerchen
mit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |