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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Noten Novella
schicktes und scharsfsinniges Frau-
enzimmer, sie hat allerhand Fabeln
geschrieben, worinnen viel Mora-
lite
stecken soll.

Noten-Buch, siehe. Clavier-
Buch.
Noth-Tauffe,

Heisset, wenn das neugebohrne
Kindlein, wegen allzugrosser
Schwachheit oder zugestossenen
jähen Kranckheit, im Hause entwe-
der von dem ordentlichen Priester,
oder im Fall der Noth von der Kin-
der-Mutter getauffet wird.

Nothzüchtigen,

Heisset eine Jungfer mit Ge-
waltthätigkeit und Zwang um ihre
Ehre und Jungferschafft bringen.
Dergleichen Nothzüchtigung ward
schon im Alten Testamente scharff
gerochen, wegen Dinae Nothzüch-
tigung wurden die Sichemiter er-
würget und ihre Stadt geplün-
dert. Genes. XXXIV. v. 14. biß
25. Vid. Judic. XIX. & XX. 2. Sa-
muel. XIII. v.
1. biß 28.

Novella,

Des gelehrten Juristen Johan-
nis Andreae
berühmte und gelehrte
Tochter, so die Jura vortrefflich inne
hatte, auch in der Philosophie nicht
unerfahren hieß. Christina Pi
sana
erzehlet in ihrer Civitat. Mu-
lier. P. II. c.
36. artige Dinge von
ihr. Vid. Menag. in Histor. Mu-
lier. Philos. p. 25. & 26. n.
43.
Ihre Schwester hieß Bettina. Sie-
he. Andreae Bettina.

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Nour-Mahal
Nour-Mahal,

Die Schöne, eine Persianerin,
so zwar anfangs von geringen Her-
kommen war, darbey aber nebst ih-
rer Schönheit viel Qualitaeten be-
saß, angesehen sie die Persianische,
Indianische und Arabische Spra-
che vollkommen verstunde. Die-
se ihre Qualitaeten und ausseror-
dentliche Schönheit verleiteten
den damahligen grossen Mogol
Jehan-guir, daß er selbige in das
Königliche Braut-Bette erhob.
Nach solcher Vermählung wurde
ihr wegen ihrer unvergleichlichen
und schönen Gestalt anfangs der
Nahme Nomur gehanbegum, das
ist: Das Licht der Welt, hernach-
mahls aber Nour-Mahal, das ist
das Licht des Serrails, beygele-
get. Weil nun diese schöne Per-
sianerin sich auf den Indianischen
Thron wieder alles Vermuthen er-
hoben sahe, gab ihr der Ehrgeitz
nunmehr ein, ein Mittel auszusin-
nen, wodurch sie ihr Andencken bey
der Nachwelt verewigen möchte.
Solches zu bewerckstelligen ersuch-
te sie ihren Gemahl durch die aller-
zärtlichsten und ersinnlichsten Ca-
ressen
dahin zu vermögen, daß er
ihr nur auf 24. Stunden lang das
völlige Scepter überlassen möchte:
dieses unvermuthete Begehren be-
stürtzte den grossen Mogol zu an-
fangs nicht wenig, indem er dersel-
ben zu willfahren nicht ohne Ge-
fahr zu seyn erachtete. Allein ih-
re unauffhörliche Schmeicheleyen
und sonderbahren Liebkosungen
vermochten ihn endlich doch noch
dahin, daß er ihr versprach sich 24.
Stunden lang vom Hoffe zu ent-
fernen, und ihr das Scepter und

die

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Noten Novella
ſchicktes und ſcharſfſinniges Frau-
enzimmer, ſie hat allerhand Fabeln
geſchrieben, worinnen viel Mora-
lité
ſtecken ſoll.

Noten-Buch, ſiehe. Clavier-
Buch.
Noth-Tauffe,

Heiſſet, wenn das neugebohrne
Kindlein, wegen allzugroſſer
Schwachheit oder zugeſtoſſenen
jaͤhen Kranckheit, im Hauſe entwe-
der von dem ordentlichen Prieſter,
oder im Fall der Noth von der Kin-
der-Mutter getauffet wird.

Nothzuͤchtigen,

Heiſſet eine Jungfer mit Ge-
waltthaͤtigkeit und Zwang um ihre
Ehre und Jungferſchafft bringen.
Dergleichen Nothzuͤchtigung ward
ſchon im Alten Teſtamente ſcharff
gerochen, wegen Dinæ Nothzuͤch-
tigung wurden die Sichemiter er-
wuͤrget und ihre Stadt gepluͤn-
dert. Geneſ. XXXIV. v. 14. biß
25. Vid. Judic. XIX. & XX. 2. Sa-
muel. XIII. v.
1. biß 28.

Novella,

Des gelehrten Juriſten Johan-
nis Andreæ
beruͤhmte und gelehrte
Tochter, ſo die Jura vortrefflich inne
hatte, auch in der Philoſophie nicht
unerfahren hieß. Chriſtina Pi
ſana
erzehlet in ihrer Civitat. Mu-
lier. P. II. c.
36. artige Dinge von
ihr. Vid. Menag. in Hiſtor. Mu-
lier. Philoſ. p. 25. & 26. n.
43.
Ihre Schweſter hieß Bettina. Sie-
he. Andreæ Bettina.

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Nour-Mahal
Nour-Mahal,

Die Schoͤne, eine Perſianerin,
ſo zwar anfangs von geringen Her-
kommen war, darbey aber nebſt ih-
rer Schoͤnheit viel Qualitæten be-
ſaß, angeſehen ſie die Perſianiſche,
Indianiſche und Arabiſche Spra-
che vollkommen verſtunde. Die-
ſe ihre Qualitæten und auſſeror-
dentliche Schoͤnheit verleiteten
den damahligen groſſen Mogol
Jehan-guir, daß er ſelbige in das
Koͤnigliche Braut-Bette erhob.
Nach ſolcher Vermaͤhlung wurde
ihr wegen ihrer unvergleichlichen
und ſchoͤnen Geſtalt anfangs der
Nahme Nomur gehanbegum, das
iſt: Das Licht der Welt, hernach-
mahls aber Nour-Mahal, das iſt
das Licht des Serrails, beygele-
get. Weil nun dieſe ſchoͤne Per-
ſianerin ſich auf den Indianiſchen
Thron wieder alles Vermuthen er-
hoben ſahe, gab ihr der Ehrgeitz
nunmehr ein, ein Mittel auszuſin-
nen, wodurch ſie ihr Andencken bey
der Nachwelt verewigen moͤchte.
Solches zu bewerckſtelligen erſuch-
te ſie ihren Gemahl durch die aller-
zaͤrtlichſten und erſinnlichſten Ca-
reſſen
dahin zu vermoͤgen, daß er
ihr nur auf 24. Stunden lang das
voͤllige Scepter uͤberlaſſen moͤchte:
dieſes unvermuthete Begehren be-
ſtuͤrtzte den groſſen Mogol zu an-
fangs nicht wenig, indem er derſel-
ben zu willfahren nicht ohne Ge-
fahr zu ſeyn erachtete. Allein ih-
re unauffhoͤrliche Schmeicheleyen
und ſonderbahren Liebkoſungen
vermochten ihn endlich doch noch
dahin, daß er ihr verſprach ſich 24.
Stunden lang vom Hoffe zu ent-
fernen, und ihr das Scepter und

die
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[0692] Noten Novella Nour-Mahal ſchicktes und ſcharſfſinniges Frau- enzimmer, ſie hat allerhand Fabeln geſchrieben, worinnen viel Mora- lité ſtecken ſoll. Noten-Buch, ſiehe. Clavier- Buch. Noth-Tauffe, Heiſſet, wenn das neugebohrne Kindlein, wegen allzugroſſer Schwachheit oder zugeſtoſſenen jaͤhen Kranckheit, im Hauſe entwe- der von dem ordentlichen Prieſter, oder im Fall der Noth von der Kin- der-Mutter getauffet wird. Nothzuͤchtigen, Heiſſet eine Jungfer mit Ge- waltthaͤtigkeit und Zwang um ihre Ehre und Jungferſchafft bringen. Dergleichen Nothzuͤchtigung ward ſchon im Alten Teſtamente ſcharff gerochen, wegen Dinæ Nothzuͤch- tigung wurden die Sichemiter er- wuͤrget und ihre Stadt gepluͤn- dert. Geneſ. XXXIV. v. 14. biß 25. Vid. Judic. XIX. & XX. 2. Sa- muel. XIII. v. 1. biß 28. Novella, Des gelehrten Juriſten Johan- nis Andreæ beruͤhmte und gelehrte Tochter, ſo die Jura vortrefflich inne hatte, auch in der Philoſophie nicht unerfahren hieß. Chriſtina Pi ſana erzehlet in ihrer Civitat. Mu- lier. P. II. c. 36. artige Dinge von ihr. Vid. Menag. in Hiſtor. Mu- lier. Philoſ. p. 25. & 26. n. 43. Ihre Schweſter hieß Bettina. Sie- he. Andreæ Bettina. Nour-Mahal, Die Schoͤne, eine Perſianerin, ſo zwar anfangs von geringen Her- kommen war, darbey aber nebſt ih- rer Schoͤnheit viel Qualitæten be- ſaß, angeſehen ſie die Perſianiſche, Indianiſche und Arabiſche Spra- che vollkommen verſtunde. Die- ſe ihre Qualitæten und auſſeror- dentliche Schoͤnheit verleiteten den damahligen groſſen Mogol Jehan-guir, daß er ſelbige in das Koͤnigliche Braut-Bette erhob. Nach ſolcher Vermaͤhlung wurde ihr wegen ihrer unvergleichlichen und ſchoͤnen Geſtalt anfangs der Nahme Nomur gehanbegum, das iſt: Das Licht der Welt, hernach- mahls aber Nour-Mahal, das iſt das Licht des Serrails, beygele- get. Weil nun dieſe ſchoͤne Per- ſianerin ſich auf den Indianiſchen Thron wieder alles Vermuthen er- hoben ſahe, gab ihr der Ehrgeitz nunmehr ein, ein Mittel auszuſin- nen, wodurch ſie ihr Andencken bey der Nachwelt verewigen moͤchte. Solches zu bewerckſtelligen erſuch- te ſie ihren Gemahl durch die aller- zaͤrtlichſten und erſinnlichſten Ca- reſſen dahin zu vermoͤgen, daß er ihr nur auf 24. Stunden lang das voͤllige Scepter uͤberlaſſen moͤchte: dieſes unvermuthete Begehren be- ſtuͤrtzte den groſſen Mogol zu an- fangs nicht wenig, indem er derſel- ben zu willfahren nicht ohne Ge- fahr zu ſeyn erachtete. Allein ih- re unauffhoͤrliche Schmeicheleyen und ſonderbahren Liebkoſungen vermochten ihn endlich doch noch dahin, daß er ihr verſprach ſich 24. Stunden lang vom Hoffe zu ent- fernen, und ihr das Scepter und die

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/692>, abgerufen am 22.11.2024.