Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Orden schafft kommen, iedoch ist ihnen er-laubt, wann sie wollen, sich zu ver- heyrathen, auf welchen Fall sie als- dann ihrer Einkünffte sich begeben müssen. Sie leben sonst nach der Regul des Heil. Augustini, doch mit der Ausnahme, daß sie gleich- wohl an das Gelübd der ewigen Keuschheit nicht gebunden sind. Wann sie in das Chor gehen, so ziehen sie einen weissen Ober-Rock von klaren Kammer-Tuch über ih- re bunten weltlichen Kleider, so mit Gold und Silber starck besetzt seynd, und durch das klare Ober- Tuch leuchten, haben auf dem Haupt einen schwartz-seidenen Flohr, der ihnen von hinten ziem- lich weit nachschleppet, sonst tru- gen sie auch Haarlocken. Orden der Closter-Frauen der Empfängniß Ma- riä, Die Heil. Beatrix de Silva, hat Orden der Closter-Frauen der zehen Tugenden Mariä, sonsten Annutiaten ge- nannt, Diese Closter-Frauen gehören Orden Rock, einem rothen Creutz-weisenScapulier, so zehen Knöpffe hat (die zehn Tugenden Maria bedeu- tend) und mit einem Strick gegür- tet wird, woran noch drey kleine Stricklein (die Geisseln des HErrn Christi) gehangen. Die Novitiatin oder Neulingin tragen zum Gedächtniß der Unschuld des Seligmachers ein weisses Scapu- lier. Die H. Johanna, Königs Ludwigs XI. Tochter, hat sie Anno 1500. mit grosser Mühe gestifftet, welche zu letzt vom Pabst Leone X. confirmiret worden. Dieser Or- den hat seinen Aufang nur von fünff Jungfrauen genommen, an- ietzo aber wird er unter die vor- nehmsten gezehlet. Orden der Dienerinnen der H. Jungfrau Maria. Siehe. Orden der Serviten Closter- Frauen. Orden der Gast-Hauß Clo- ster-Frauen der H. Maria Magdalena. Siehe. Orden der Gast-Hauß Clo- ster-Frauen von St. Jo- hann zu Jerusa- lem. Orden der Minimen oder Allergeringsten, Die Uhrheberinnen dieses Or- des
[Spaltenumbruch]
Orden ſchafft kommen, iedoch iſt ihnen er-laubt, wann ſie wollen, ſich zu ver- heyrathen, auf welchen Fall ſie als- dann ihrer Einkuͤnffte ſich begeben muͤſſen. Sie leben ſonſt nach der Regul des Heil. Auguſtini, doch mit der Ausnahme, daß ſie gleich- wohl an das Geluͤbd der ewigen Keuſchheit nicht gebunden ſind. Wann ſie in das Chor gehen, ſo ziehen ſie einen weiſſen Ober-Rock von klaren Kammer-Tuch uͤber ih- re bunten weltlichen Kleider, ſo mit Gold und Silber ſtarck beſetzt ſeynd, und durch das klare Ober- Tuch leuchten, haben auf dem Haupt einen ſchwartz-ſeidenen Flohr, der ihnen von hinten ziem- lich weit nachſchleppet, ſonſt tru- gen ſie auch Haarlocken. Orden der Cloſter-Frauen der Empfaͤngniß Ma- riaͤ, Die Heil. Beatrix de Silva, hat Orden der Cloſter-Frauen der zehen Tugenden Mariaͤ, ſonſten Annutiaten ge- nannt, Dieſe Cloſter-Frauen gehoͤren Orden Rock, einem rothen Creutz-weiſenScapulier, ſo zehen Knoͤpffe hat (die zehn Tugenden Maria bedeu- tend) und mit einem Strick geguͤr- tet wird, woran noch drey kleine Stricklein (die Geiſſeln des HErrn Chriſti) gehangen. Die Novitiatin oder Neulingin tragen zum Gedaͤchtniß der Unſchuld des Seligmachers ein weiſſes Scapu- lier. Die H. Johanna, Koͤnigs Ludwigs XI. Tochter, hat ſie Anno 1500. mit groſſer Muͤhe geſtifftet, welche zu letzt vom Pabſt Leone X. confirmiret worden. Dieſer Or- den hat ſeinen Aufang nur von fuͤnff Jungfrauen genommen, an- ietzo aber wird er unter die vor- nehmſten gezehlet. Orden der Dienerinnen der H. Jungfrau Maria. Siehe. Orden der Serviten Cloſter- Frauen. Orden der Gaſt-Hauß Clo- ſter-Frauen der H. Maria Magdalena. Siehe. Orden der Gaſt-Hauß Clo- ſter-Frauen von St. Jo- hann zu Jeruſa- lem. Orden der Minimen oder Allergeringſten, Die Uhrheberinnen dieſes Or- des
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Orden
Orden
ſchafft kommen, iedoch iſt ihnen er-
laubt, wann ſie wollen, ſich zu ver-
heyrathen, auf welchen Fall ſie als-
dann ihrer Einkuͤnffte ſich begeben
muͤſſen. Sie leben ſonſt nach der
Regul des Heil. Auguſtini, doch
mit der Ausnahme, daß ſie gleich-
wohl an das Geluͤbd der ewigen
Keuſchheit nicht gebunden ſind.
Wann ſie in das Chor gehen, ſo
ziehen ſie einen weiſſen Ober-Rock
von klaren Kammer-Tuch uͤber ih-
re bunten weltlichen Kleider, ſo mit
Gold und Silber ſtarck beſetzt
ſeynd, und durch das klare Ober-
Tuch leuchten, haben auf dem
Haupt einen ſchwartz-ſeidenen
Flohr, der ihnen von hinten ziem-
lich weit nachſchleppet, ſonſt tru-
gen ſie auch Haarlocken.
Orden der Cloſter-Frauen
der Empfaͤngniß Ma-
riaͤ,
Die Heil. Beatrix de Silva, hat
A. 1484. dieſen Orden in Portu-
gall aufgerichtet. Sie ſeynd gantz
blau gekleidet, und haben an ihrem
Scapulier ein Marien-Bild mit
dem Kind JESU auf dem Arm,
welches mit einem Speer den Dra-
chen unter den Fuͤſſen Mariaͤ er-
toͤdtet, angehefftet. Die Weyhel
auf dem Haupte iſt ſchwartz.
Orden der Cloſter-Frauen
der zehen Tugenden Mariaͤ,
ſonſten Annutiaten ge-
nannt,
Dieſe Cloſter-Frauen gehoͤren
zwar auch unter die Regul des H.
Franciſci, gehen aber anders ge-
kleidet, als in einem Aſch-faͤrbigen
Rock, einem rothen Creutz-weiſen
Scapulier, ſo zehen Knoͤpffe hat
(die zehn Tugenden Maria bedeu-
tend) und mit einem Strick geguͤr-
tet wird, woran noch drey kleine
Stricklein (die Geiſſeln des
HErrn Chriſti) gehangen. Die
Novitiatin oder Neulingin tragen
zum Gedaͤchtniß der Unſchuld des
Seligmachers ein weiſſes Scapu-
lier. Die H. Johanna, Koͤnigs
Ludwigs XI. Tochter, hat ſie Anno
1500. mit groſſer Muͤhe geſtifftet,
welche zu letzt vom Pabſt Leone X.
confirmiret worden. Dieſer Or-
den hat ſeinen Aufang nur von
fuͤnff Jungfrauen genommen, an-
ietzo aber wird er unter die vor-
nehmſten gezehlet.
Orden der Dienerinnen der
H. Jungfrau Maria.
Siehe.
Orden der Serviten Cloſter-
Frauen.
Orden der Gaſt-Hauß Clo-
ſter-Frauen der H. Maria
Magdalena.
Siehe.
Orden der Gaſt-Hauß Clo-
ſter-Frauen von St. Jo-
hann zu Jeruſa-
lem.
Orden der Minimen oder
Allergeringſten,
Die Uhrheberinnen dieſes Or-
dens ſeynd zwey Spaniſche Schwe-
ſtern, Nahmens Maria und Fran-
ciſca von Lucerna, A. 1495. gewe-
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des
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