Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Papagoy Paraph
Männern mit dergleichen Nahmen
zu schmeicheln suchen, und ihnen
selbigen aus einer Galanterie bey-
legen.

Papagoy,

Ist ein Indianischer grosser Vo-
gel, von allerhand Art und Farben,
woran sich das Frauenzimmer,
welches dergleichen Vögel schwa-
tzen lehret, zu belustigen und selbi-
ge in ihr Zimmer zu hengen pfleget.
Die kleine Art von Papageyen
werden Perroquetgen genennet.

Papagoy-Bauer,

Ist ein grosser von Meßing oder
Drat-Blech in einander geschlun-
gener Keficht, innewendig mit ei-
nem runden Ringe versehen, worin-
nen das Frauenzimmer den Pa-
pagey sitzen hat.

Parade-Bette,

Heissen diejenigen prächtigen
mit einem halben Himmel oder
Baldachin bedeckten und auf aller-
hand Art ausstaffirten und gezier-
ten Betten, so man in denen vor-
nehmen Zimmern und Kammern
findet, und welche mehr zum Staat
als zum Gebrauch aufgestellet und
ausgeschmücket werden.

Paraphernal-Güter,

Heissen in denen Rechten dieje-
nigen Güter, welche die Woiber
ihren Männern nicht als Ehe-
Geld, sondern sonst in währenden
Ehestande noch über die Mit-Gifft
zubringen. Nach denen Käyser-
lichen und gemeinen Rechten hat
der Mann kein Recht darüber, es
müste denn das Weib ihm selbige
gutwillig einräumen: nach Säch-
[Spaltenumbruch]

Parap Parcä
sischen Rechten aber bekommt der
Ehemann von denen Paraphernal-
Gütern die Frucht-Geniessung so
wohl als von der Mit-Gifft. Carp-
zov. P. I. C. 26. Def. 86. & L. 6.
Tit. 6. Resp. 51. n.
14.

Para-Pluye. siehe. Parasol.
Parasol,

Heißt eigentlich ein Schirm-
Tach von Wachs-Tuch, so an ei-
nem Stänglein das Frauenzim-
mer über sich träget, um sich da-
durch wieder der Sonnen Hitze zu
bedecken. In hiesigen Landen
aber brauchet sie das Frauenzim-
mer zur Regen-Zeit. Sie können
ausgespannet und wieder eingezo-
gen werden. Die Frantzosen ge-
ben ihm den rechten Nahmen und
nennen es Parapluye.

Parat,

Heisset derjenige Zeug, welcher
in Hamburg von dem Frauenzim-
mer zu denen Regen-Kleidern ge-
tragen wird. Man hat keine an-
dere Farbe davon als schwartz. Er
ist zweyerley, seiden und wöllen.
Der wöllene aber ist unterschiede-
ner Gattung.

Parcae,

Waren drey unterirdische Göt-
tinnen, in deren Händen der Men-
schen Leben und Glück bestand, und
welche den Lebens-Faden zu spin-
nen und abzureissen pflegten. Sie
heissen Clotho, so den Rocken trug,
Lachesis, so den Lebens-Faden dre-
hete, und Atropos, so selbigen ab-
risse.

Par-

[Spaltenumbruch]

Papagoy Paraph
Maͤnnern mit dergleichen Nahmen
zu ſchmeicheln ſuchen, und ihnen
ſelbigen aus einer Galanterie bey-
legen.

Papagoy,

Iſt ein Indianiſcher groſſer Vo-
gel, von allerhand Art und Farben,
woran ſich das Frauenzimmer,
welches dergleichen Voͤgel ſchwa-
tzen lehret, zu beluſtigen und ſelbi-
ge in ihr Zimmer zu hengen pfleget.
Die kleine Art von Papageyen
werden Perroquetgen genennet.

Papagoy-Bauer,

Iſt ein groſſer von Meßing oder
Drat-Blech in einander geſchlun-
gener Keficht, innewendig mit ei-
nem runden Ringe verſehẽ, worin-
nen das Frauenzimmer den Pa-
pagey ſitzen hat.

Parade-Bette,

Heiſſen diejenigen praͤchtigen
mit einem halben Himmel oder
Baldachin bedeckten und auf aller-
hand Art ausſtaffirten und gezier-
ten Betten, ſo man in denen vor-
nehmen Zimmern und Kammern
findet, und welche mehr zum Staat
als zum Gebrauch aufgeſtellet und
ausgeſchmuͤcket werden.

Paraphernal-Guͤter,

Heiſſen in denen Rechten dieje-
nigen Guͤter, welche die Woiber
ihren Maͤnnern nicht als Ehe-
Geld, ſondern ſonſt in waͤhrenden
Eheſtande noch uͤber die Mit-Gifft
zubringen. Nach denen Kaͤyſer-
lichen und gemeinen Rechten hat
der Mann kein Recht daruͤber, es
muͤſte denn das Weib ihm ſelbige
gutwillig einraͤumen: nach Saͤch-
[Spaltenumbruch]

Parap Parcaͤ
ſiſchen Rechten aber bekommt der
Ehemann von denen Paraphernal-
Guͤtern die Frucht-Genieſſung ſo
wohl als von der Mit-Gifft. Carp-
zov. P. I. C. 26. Def. 86. & L. 6.
Tit. 6. Reſp. 51. n.
14.

Para-Pluye. ſiehe. Paraſol.
Paraſol,

Heißt eigentlich ein Schirm-
Tach von Wachs-Tuch, ſo an ei-
nem Staͤnglein das Frauenzim-
mer uͤber ſich traͤget, um ſich da-
durch wieder der Sonnen Hitze zu
bedecken. In hieſigen Landen
aber brauchet ſie das Frauenzim-
mer zur Regen-Zeit. Sie koͤnnen
ausgeſpannet und wieder eingezo-
gen werden. Die Frantzoſen ge-
ben ihm den rechten Nahmen und
nennen es Parapluye.

Parat,

Heiſſet derjenige Zeug, welcher
in Hamburg von dem Frauenzim-
mer zu denen Regen-Kleidern ge-
tragen wird. Man hat keine an-
dere Farbe davon als ſchwartz. Er
iſt zweyerley, ſeiden und woͤllen.
Der woͤllene aber iſt unterſchiede-
ner Gattung.

Parcæ,

Waren drey unterirdiſche Goͤt-
tinnen, in deren Haͤnden der Men-
ſchen Leben und Gluͤck beſtand, und
welche den Lebens-Faden zu ſpin-
nen und abzureiſſen pflegten. Sie
heiſſen Clotho, ſo den Rocken trug,
Lacheſis, ſo den Lebens-Faden dre-
hete, und Atropos, ſo ſelbigen ab-
riſſe.

Par-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0730"/><cb n="1415"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Papagoy Paraph</hi></fw><lb/>
Ma&#x0364;nnern mit dergleichen Nahmen<lb/>
zu &#x017F;chmeicheln &#x017F;uchen, und ihnen<lb/>
&#x017F;elbigen aus einer <hi rendition="#aq">Galanterie</hi> bey-<lb/>
legen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Papagoy,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein Indiani&#x017F;cher gro&#x017F;&#x017F;er Vo-<lb/>
gel, von allerhand Art und Farben,<lb/>
woran &#x017F;ich das Frauenzimmer,<lb/>
welches dergleichen Vo&#x0364;gel &#x017F;chwa-<lb/>
tzen lehret, zu belu&#x017F;tigen und &#x017F;elbi-<lb/>
ge in ihr Zimmer zu hengen pfleget.<lb/>
Die kleine Art von Papageyen<lb/>
werden <hi rendition="#aq">Perroquet</hi>gen genennet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Papagoy-Bauer,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein gro&#x017F;&#x017F;er von Meßing oder<lb/>
Drat-Blech in einander ge&#x017F;chlun-<lb/>
gener Keficht, innewendig mit ei-<lb/>
nem runden Ringe ver&#x017F;ehe&#x0303;, worin-<lb/>
nen das Frauenzimmer den Pa-<lb/>
pagey &#x017F;itzen hat.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">Parade</hi>-<hi rendition="#b">Bette,</hi></head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;en diejenigen pra&#x0364;chtigen<lb/>
mit einem halben Himmel oder<lb/><hi rendition="#aq">Baldachin</hi> bedeckten und auf aller-<lb/>
hand Art aus&#x017F;taffirten und gezier-<lb/>
ten Betten, &#x017F;o man in denen vor-<lb/>
nehmen Zimmern und Kammern<lb/>
findet, und welche mehr zum Staat<lb/>
als zum Gebrauch aufge&#x017F;tellet und<lb/>
ausge&#x017F;chmu&#x0364;cket werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">Paraphernal</hi>-<hi rendition="#b">Gu&#x0364;ter,</hi></head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;en in denen Rechten dieje-<lb/>
nigen Gu&#x0364;ter, welche die Woiber<lb/>
ihren Ma&#x0364;nnern nicht als Ehe-<lb/>
Geld, &#x017F;ondern &#x017F;on&#x017F;t in wa&#x0364;hrenden<lb/>
Ehe&#x017F;tande noch u&#x0364;ber die Mit-Gifft<lb/>
zubringen. Nach denen Ka&#x0364;y&#x017F;er-<lb/>
lichen und gemeinen Rechten hat<lb/>
der Mann kein Recht daru&#x0364;ber, es<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te denn das Weib ihm &#x017F;elbige<lb/>
gutwillig einra&#x0364;umen: nach Sa&#x0364;ch-<lb/><cb n="1416"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Parap Parca&#x0364;</hi></fw><lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen Rechten aber bekommt der<lb/>
Ehemann von denen <hi rendition="#aq">Paraphernal</hi>-<lb/>
Gu&#x0364;tern die Frucht-Genie&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;o<lb/>
wohl als von der Mit-Gifft. <hi rendition="#aq">Carp-<lb/>
zov. P. I. C. 26. Def. 86. &amp; L. 6.<lb/>
Tit. 6. Re&#x017F;p. 51. n.</hi> 14.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">Para-Pluye.</hi> &#x017F;iehe. <hi rendition="#aq">Para&#x017F;ol.</hi></head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Para&#x017F;ol,</hi> </head><lb/>
          <p>Heißt eigentlich ein Schirm-<lb/>
Tach von Wachs-Tuch, &#x017F;o an ei-<lb/>
nem Sta&#x0364;nglein das Frauenzim-<lb/>
mer u&#x0364;ber &#x017F;ich tra&#x0364;get, um &#x017F;ich da-<lb/>
durch wieder der Sonnen Hitze zu<lb/>
bedecken. In hie&#x017F;igen Landen<lb/>
aber brauchet &#x017F;ie das Frauenzim-<lb/>
mer zur Regen-Zeit. Sie ko&#x0364;nnen<lb/>
ausge&#x017F;pannet und wieder eingezo-<lb/>
gen werden. Die Frantzo&#x017F;en ge-<lb/>
ben ihm den rechten Nahmen und<lb/>
nennen es <hi rendition="#aq">Parapluye.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Parat,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;et derjenige Zeug, welcher<lb/>
in Hamburg von dem Frauenzim-<lb/>
mer zu denen Regen-Kleidern ge-<lb/>
tragen wird. Man hat keine an-<lb/>
dere Farbe davon als &#x017F;chwartz. Er<lb/>
i&#x017F;t zweyerley, &#x017F;eiden und wo&#x0364;llen.<lb/>
Der wo&#x0364;llene aber i&#x017F;t unter&#x017F;chiede-<lb/>
ner Gattung.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Parcæ,</hi> </head><lb/>
          <p>Waren drey unterirdi&#x017F;che Go&#x0364;t-<lb/>
tinnen, in deren Ha&#x0364;nden der Men-<lb/>
&#x017F;chen Leben und Glu&#x0364;ck be&#x017F;tand, und<lb/>
welche den Lebens-Faden zu &#x017F;pin-<lb/>
nen und abzurei&#x017F;&#x017F;en pflegten. Sie<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Clotho,</hi> &#x017F;o den Rocken trug,<lb/><hi rendition="#aq">Lache&#x017F;is,</hi> &#x017F;o den Lebens-Faden dre-<lb/>
hete, und <hi rendition="#aq">Atropos,</hi> &#x017F;o &#x017F;elbigen ab-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Par-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0730] Papagoy Paraph Parap Parcaͤ Maͤnnern mit dergleichen Nahmen zu ſchmeicheln ſuchen, und ihnen ſelbigen aus einer Galanterie bey- legen. Papagoy, Iſt ein Indianiſcher groſſer Vo- gel, von allerhand Art und Farben, woran ſich das Frauenzimmer, welches dergleichen Voͤgel ſchwa- tzen lehret, zu beluſtigen und ſelbi- ge in ihr Zimmer zu hengen pfleget. Die kleine Art von Papageyen werden Perroquetgen genennet. Papagoy-Bauer, Iſt ein groſſer von Meßing oder Drat-Blech in einander geſchlun- gener Keficht, innewendig mit ei- nem runden Ringe verſehẽ, worin- nen das Frauenzimmer den Pa- pagey ſitzen hat. Parade-Bette, Heiſſen diejenigen praͤchtigen mit einem halben Himmel oder Baldachin bedeckten und auf aller- hand Art ausſtaffirten und gezier- ten Betten, ſo man in denen vor- nehmen Zimmern und Kammern findet, und welche mehr zum Staat als zum Gebrauch aufgeſtellet und ausgeſchmuͤcket werden. Paraphernal-Guͤter, Heiſſen in denen Rechten dieje- nigen Guͤter, welche die Woiber ihren Maͤnnern nicht als Ehe- Geld, ſondern ſonſt in waͤhrenden Eheſtande noch uͤber die Mit-Gifft zubringen. Nach denen Kaͤyſer- lichen und gemeinen Rechten hat der Mann kein Recht daruͤber, es muͤſte denn das Weib ihm ſelbige gutwillig einraͤumen: nach Saͤch- ſiſchen Rechten aber bekommt der Ehemann von denen Paraphernal- Guͤtern die Frucht-Genieſſung ſo wohl als von der Mit-Gifft. Carp- zov. P. I. C. 26. Def. 86. & L. 6. Tit. 6. Reſp. 51. n. 14. Para-Pluye. ſiehe. Paraſol. Paraſol, Heißt eigentlich ein Schirm- Tach von Wachs-Tuch, ſo an ei- nem Staͤnglein das Frauenzim- mer uͤber ſich traͤget, um ſich da- durch wieder der Sonnen Hitze zu bedecken. In hieſigen Landen aber brauchet ſie das Frauenzim- mer zur Regen-Zeit. Sie koͤnnen ausgeſpannet und wieder eingezo- gen werden. Die Frantzoſen ge- ben ihm den rechten Nahmen und nennen es Parapluye. Parat, Heiſſet derjenige Zeug, welcher in Hamburg von dem Frauenzim- mer zu denen Regen-Kleidern ge- tragen wird. Man hat keine an- dere Farbe davon als ſchwartz. Er iſt zweyerley, ſeiden und woͤllen. Der woͤllene aber iſt unterſchiede- ner Gattung. Parcæ, Waren drey unterirdiſche Goͤt- tinnen, in deren Haͤnden der Men- ſchen Leben und Gluͤck beſtand, und welche den Lebens-Faden zu ſpin- nen und abzureiſſen pflegten. Sie heiſſen Clotho, ſo den Rocken trug, Lacheſis, ſo den Lebens-Faden dre- hete, und Atropos, ſo ſelbigen ab- riſſe. Par-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/730
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/730>, abgerufen am 22.11.2024.