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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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[Spaltenumbruch]

Phryne
schenckten. Ihre List und Ver-
schlagenheit stehet auch hieraus zu
ersehen. Als der berühmte Künst-
ler Praxiteles sich in ihre Schönheit
hefftig vergaffet, und ihr deßwegen
erlaubte, das beste und künstlichste
Stück von seiner Hand, als ein
Geschencke auszubitten, schlosse die
schlaue Phryne nicht unrecht, er
möchte das beste Stück ihr nicht
richtig angeben; Um solches nun
auszuforschen, steckte sie sich hinter
seinen Knecht, welcher, als Praxite-
les
einmahl einige von seinen Sa-
chen auf dem Marckte feil hatte,
geschwind zu seinem Herrn kom-
men, und ihm, wiewohl falsch, hin-
terbringen muste, wie daß sein
Hauß in vollen Feuer stünde, auch
etliche Stücke schon von seinen
Sachen in die Asche geleget wären.
Praxiteles erschrack nicht wenig
darüber, fragte daher in voller
Angst, ob sein Satyrus und Cupido
noch stünde? Woraus die liftige
Phryne schloß, es müste wohl sol-
ches Stück das beste seyn, und mu-
ste er ihr selbiges, wiewohl ungerne
ausliefern. Ihre Ehren-Säule
ist zu Delphis von Gold auffgerich-
tet worden, und Apelles nahm von
ihr das Modell und Zeichnung ab,
als er seine berühmte Venus ver-
fertigte; Sie soll sich durch ihre
löbliche Nahrung so viel Geld ver-
dienet haben, daß sie sich einst er-
bothen, sie wolte die von dem Alex-
ander
zerstöhrten Stadt-Mauern
zu Theben wieder anffbauen, wenn
die Thebaner diese Worte drein
graben liessen: Vom Alexander
verstöhret, von der Phryne aber wie-
der auffgebauet. Cael. Rhodig. L. 14.
c. 15. & L. 20. c. 15. Antiquitat.

[Spaltenumbruch]
Phual Phillis
Phual, oder, Pual,

War eine vornehme Heb-Amme
unter denen Ebräischen Wehe-
Müttern, welcher dort Pharao nebst
der Saphora anbefahl alles, was
Männlich hieß, bey Entbindung
der Hebräischen Weiber umzubrin-
gen, welches sie aber als ein Got-
tesfürchtiges Weib nicht thate.
Exod. I. v. 15. 16. & 17.

Phygo,

Eine Poetin, so nach des Eusebii
Bericht die ersten Hymnos soll ver-
fertiget haben.

Phillis,

Des Thracier Königs, Ly-
curgi,
Tochter, so des Theseus sei-
nem Sohn, als er aus dem Trojani-
schen Krieg zurücke kahm, beher-
bergte und auffnahm, doch mit die-
ser Bedingung, daß er selbige, wenn
er seine Sachen zu Hause würde
eingerichtet haben, heyrathete, wel-
ches er ihr auch würcklich verspro-
chen; und zu solchen seinen Ver-
richtungen eine gewisse Zeit be-
stimmet und ausgesetzet. Weil
aber dieser nach Hause reisende
Demophoon wegen ein und ande-
rer Verwirrung und Verhinde-
rung über die bestimmte Zeit auff-
gehalten ward, und dadurch seine
mit Schmertzen auf ihn wartende
Phyllis auf die Gedancken gebracht,
ob hätte er selbige gar vergessen
nnd hintan gesetzet, erhung sie sich
aus Verzweiffelung und Schmertz
an einem Strick, und ward nach
solchen Tod in einen dürren Man-
del-Baum, sonder Blätter, ver-
wandelt. Nachdem aber ihr zu-
rückgekommener Liebhaber solches

erfah-

[Spaltenumbruch]

Phryne
ſchenckten. Ihre Liſt und Ver-
ſchlagenheit ſtehet auch hieraus zu
erſehen. Als der beruͤhmte Kuͤnſt-
ler Praxiteles ſich in ihre Schoͤnheit
hefftig vergaffet, und ihr deßwegen
erlaubte, das beſte und kuͤnſtlichſte
Stuͤck von ſeiner Hand, als ein
Geſchencke auszubitten, ſchloſſe die
ſchlaue Phryne nicht unrecht, er
moͤchte das beſte Stuͤck ihr nicht
richtig angeben; Um ſolches nun
auszuforſchen, ſteckte ſie ſich hinter
ſeinen Knecht, welcher, als Praxite-
les
einmahl einige von ſeinen Sa-
chen auf dem Marckte feil hatte,
geſchwind zu ſeinem Herrn kom-
men, und ihm, wiewohl falſch, hin-
terbringen muſte, wie daß ſein
Hauß in vollen Feuer ſtuͤnde, auch
etliche Stuͤcke ſchon von ſeinen
Sachen in die Aſche geleget waͤren.
Praxiteles erſchrack nicht wenig
daruͤber, fragte daher in voller
Angſt, ob ſein Satyrus und Cupido
noch ſtuͤnde? Woraus die liftige
Phryne ſchloß, es muͤſte wohl ſol-
ches Stuͤck das beſte ſeyn, und mu-
ſte er ihr ſelbiges, wiewohl ungerne
ausliefern. Ihre Ehren-Saͤule
iſt zu Delphis von Gold auffgerich-
tet worden, und Apelles nahm von
ihr das Modell und Zeichnung ab,
als er ſeine beruͤhmte Venus ver-
fertigte; Sie ſoll ſich durch ihre
loͤbliche Nahrung ſo viel Geld ver-
dienet haben, daß ſie ſich einſt er-
bothen, ſie wolte die von dem Alex-
ander
zerſtoͤhrten Stadt-Mauern
zu Theben wieder anffbauen, weñ
die Thebaner dieſe Worte drein
graben lieſſen: Vom Alexander
verſtoͤhret, von der Phryne aber wie-
der auffgebauet. Cæl. Rhodig. L. 14.
c. 15. & L. 20. c. 15. Antiquitat.

[Spaltenumbruch]
Phual Phillis
Phual, oder, Pual,

War eine vornehme Heb-Am̃e
unter denen Ebraͤiſchen Wehe-
Muͤttern, welcher dort Pharao nebſt
der Saphora anbefahl alles, was
Maͤnnlich hieß, bey Entbindung
der Hebraͤiſchen Weiber umzubrin-
gen, welches ſie aber als ein Got-
tesfuͤrchtiges Weib nicht thate.
Exod. I. v. 15. 16. & 17.

Phygo,

Eine Poetin, ſo nach des Euſebii
Bericht die erſten Hymnos ſoll ver-
fertiget haben.

Phillis,

Des Thracier Koͤnigs, Ly-
curgi,
Tochter, ſo des Theſeus ſei-
nem Sohn, als er aus dem Trojani-
ſchen Krieg zuruͤcke kahm, beher-
bergte und auffnahm, doch mit die-
ſer Bedingung, daß er ſelbige, weñ
er ſeine Sachen zu Hauſe wuͤrde
eingerichtet haben, heyrathete, wel-
ches er ihr auch wuͤrcklich verſpro-
chen; und zu ſolchen ſeinen Ver-
richtungen eine gewiſſe Zeit be-
ſtimmet und ausgeſetzet. Weil
aber dieſer nach Hauſe reiſende
Demophoon wegen ein und ande-
rer Verwirrung und Verhinde-
rung uͤber die beſtimmte Zeit auff-
gehalten ward, und dadurch ſeine
mit Schmertzen auf ihn wartende
Phyllis auf die Gedancken gebracht,
ob haͤtte er ſelbige gar vergeſſen
nnd hintan geſetzet, erhung ſie ſich
aus Verzweiffelung und Schmertz
an einem Strick, und ward nach
ſolchen Tod in einen duͤrren Man-
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wandelt. Nachdem aber ihr zu-
ruͤckgekommener Liebhaber ſolches

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[0766] Phryne Phual Phillis ſchenckten. Ihre Liſt und Ver- ſchlagenheit ſtehet auch hieraus zu erſehen. Als der beruͤhmte Kuͤnſt- ler Praxiteles ſich in ihre Schoͤnheit hefftig vergaffet, und ihr deßwegen erlaubte, das beſte und kuͤnſtlichſte Stuͤck von ſeiner Hand, als ein Geſchencke auszubitten, ſchloſſe die ſchlaue Phryne nicht unrecht, er moͤchte das beſte Stuͤck ihr nicht richtig angeben; Um ſolches nun auszuforſchen, ſteckte ſie ſich hinter ſeinen Knecht, welcher, als Praxite- les einmahl einige von ſeinen Sa- chen auf dem Marckte feil hatte, geſchwind zu ſeinem Herrn kom- men, und ihm, wiewohl falſch, hin- terbringen muſte, wie daß ſein Hauß in vollen Feuer ſtuͤnde, auch etliche Stuͤcke ſchon von ſeinen Sachen in die Aſche geleget waͤren. Praxiteles erſchrack nicht wenig daruͤber, fragte daher in voller Angſt, ob ſein Satyrus und Cupido noch ſtuͤnde? Woraus die liftige Phryne ſchloß, es muͤſte wohl ſol- ches Stuͤck das beſte ſeyn, und mu- ſte er ihr ſelbiges, wiewohl ungerne ausliefern. Ihre Ehren-Saͤule iſt zu Delphis von Gold auffgerich- tet worden, und Apelles nahm von ihr das Modell und Zeichnung ab, als er ſeine beruͤhmte Venus ver- fertigte; Sie ſoll ſich durch ihre loͤbliche Nahrung ſo viel Geld ver- dienet haben, daß ſie ſich einſt er- bothen, ſie wolte die von dem Alex- ander zerſtoͤhrten Stadt-Mauern zu Theben wieder anffbauen, weñ die Thebaner dieſe Worte drein graben lieſſen: Vom Alexander verſtoͤhret, von der Phryne aber wie- der auffgebauet. Cæl. Rhodig. L. 14. c. 15. & L. 20. c. 15. Antiquitat. Phual, oder, Pual, War eine vornehme Heb-Am̃e unter denen Ebraͤiſchen Wehe- Muͤttern, welcher dort Pharao nebſt der Saphora anbefahl alles, was Maͤnnlich hieß, bey Entbindung der Hebraͤiſchen Weiber umzubrin- gen, welches ſie aber als ein Got- tesfuͤrchtiges Weib nicht thate. Exod. I. v. 15. 16. & 17. Phygo, Eine Poetin, ſo nach des Euſebii Bericht die erſten Hymnos ſoll ver- fertiget haben. Phillis, Des Thracier Koͤnigs, Ly- curgi, Tochter, ſo des Theſeus ſei- nem Sohn, als er aus dem Trojani- ſchen Krieg zuruͤcke kahm, beher- bergte und auffnahm, doch mit die- ſer Bedingung, daß er ſelbige, weñ er ſeine Sachen zu Hauſe wuͤrde eingerichtet haben, heyrathete, wel- ches er ihr auch wuͤrcklich verſpro- chen; und zu ſolchen ſeinen Ver- richtungen eine gewiſſe Zeit be- ſtimmet und ausgeſetzet. Weil aber dieſer nach Hauſe reiſende Demophoon wegen ein und ande- rer Verwirrung und Verhinde- rung uͤber die beſtimmte Zeit auff- gehalten ward, und dadurch ſeine mit Schmertzen auf ihn wartende Phyllis auf die Gedancken gebracht, ob haͤtte er ſelbige gar vergeſſen nnd hintan geſetzet, erhung ſie ſich aus Verzweiffelung und Schmertz an einem Strick, und ward nach ſolchen Tod in einen duͤrren Man- del-Baum, ſonder Blaͤtter, ver- wandelt. Nachdem aber ihr zu- ruͤckgekommener Liebhaber ſolches erfah-

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/766>, abgerufen am 22.11.2024.