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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Siedel Sigäa
des Frauenzimmers ihren Creutz-
weise einschliesset, und ihr über sol-
ches formirtes Creutz, so zehen be-
deuten soll, noch 7. Küßgen darü-
ber giebet.

Siedel,

Ist eine an etlichen Orten ge-
bräuchliche Art einer langen und
verdeckten Banck, mlt einer schma-
len Lehne befestiget, worein man
allerhand legen und verwahren
kan, man findet sie insgemein auf
dem Lande in den gemeinen Stu-
ben.

Sigaea,

Aloysa oder Loysa, eine adeliche
Dame von Toledo aus Spanien,
war von solcher wundernswürdiger
Gelehrsamkeit, daß sie keinem ge-
lehrten Mann zu ihrer Zeit was
nachgab, maßen sie nicht nur eine
vollkommne Philosopha war, son-
dern auch Lateinisch, Griechisch,
Hebräisch, Syrisch und Arabisch
perfect reden und schreiben konte;
weswegen sie auch Pabst Paulus III.
mit welchem sie in allen diesen
Sprachen Briefe gewechselt, sehr
hoch hielte. Die Portugiesische
Königin nahme sie wegen ihrer
sonderbahren Gelehrsamkeit an ih-
ren Hof unter das Königliche
Frauenzimmer. In was vor
grosser Consideration diese Sigaea
bey den gelehrtesten Männern ge-
standen, kan man aus denen herr-
lichen Lobes-Erhebungen des Jo-
hannis Vasaei, Andreae Rasendii, Al-
phonsi, Alvari Geometii, Didaci
Guevarae, Francisci
und Rodrigo
Lopii, Lusini Itali, Johannis Meruli

und anderer mehr, ersehen und ab-
nehmen. Sie verheyrathete sich
[Spaltenumbruch]

Sigäa
an Alphonsum de Guenas, oder
wie ihn einige nennen, Franc. Cue-
vos de Burgos,
starb aber den 13.
Octobr. Anno 1560. in einem
schmertzlichen Kind-Bette. Von
ihren Schrifften ist bekannt: 1)
ein Gedichte in Lateinischer Spra-
che, Sintra genennt, so sie an die In-
fantin Marie,
geschrieben; 2) Dia-
logus de Differentia Vitae rusticae
& Urbanae
3) unterschiedene La-
teinische Episteln und Poemata, so
aber nur noch in Manuscripto sol-
len gefunden werden. Vid. Mor-
hof. l. 1. Polyhist. c. 25. & Anton.
Biblioth. Hispan. pag.
341. Es
wird dieser gelehrten Dame insge-
mein eine gewisse Satyra Sotadica,
so zwar herrlich Latein in sich hat,
aber voller Unflat und Schand-
thaten ist, Schuld gegeben, und
rühret solches daher, weil der unge-
wissenhaffte Autor seine liederliche
Satyre nach der Spanischen Mund-
Art und Laster-Gebräuchen einge-
richtet, um dadurch die Sigaeam vor
die Erfinderin dessen auszugeben,
allein Mothof in seinem Polyhist.
p.
76. & 77. erweiset, daß man ihr
höchst unrecht gethan. Einige
wollen Vossium, einige aber Meur-
sium
zu dem Autore dieser obscoe-
nen Satyrae
machen, etliche aber ste-
hen in denen Gedancken, daß es ei-
ne Geburth von D. Joanne Westre-
ne, JCto
in Holland sey. Der
Welt-berühmte Thomasius nen-
net den wahren Verfertiger dieser
Satyrae, iedoch nur mit denen Lite-
ris initialibus. Vid. Thomas.
Mo-
natl. Gedancken, ad Ann. 1688. p.
586. it.
Tentzels Monatl. Unter-
redung. Mens. Febr. A. 1693. pag.
166. & 169.

Sigaea,

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Siedel Sigaͤa
des Frauenzimmers ihren Creutz-
weiſe einſchlieſſet, und ihr uͤber ſol-
ches formirtes Creutz, ſo zehen be-
deuten ſoll, noch 7. Kuͤßgen daruͤ-
ber giebet.

Siedel,

Iſt eine an etlichen Orten ge-
braͤuchliche Art einer langen und
verdeckten Banck, mlt einer ſchma-
len Lehne befeſtiget, worein man
allerhand legen und verwahren
kan, man findet ſie insgemein auf
dem Lande in den gemeinen Stu-
ben.

Sigæa,

Aloyſa oder Loyſa, eine adeliche
Dame von Toledo aus Spanien,
war von ſolcher wundeꝛnswuͤꝛdiger
Gelehrſamkeit, daß ſie keinem ge-
lehrten Mann zu ihrer Zeit was
nachgab, maßen ſie nicht nur eine
vollkommne Philoſopha war, ſon-
dern auch Lateiniſch, Griechiſch,
Hebraͤiſch, Syriſch und Arabiſch
perfect reden und ſchreiben konte;
weswegen ſie auch Pabſt Paulus III.
mit welchem ſie in allen dieſen
Sprachen Briefe gewechſelt, ſehr
hoch hielte. Die Portugieſiſche
Koͤnigin nahme ſie wegen ihrer
ſonderbahren Gelehrſamkeit an ih-
ren Hof unter das Koͤnigliche
Frauenzimmer. In was vor
groſſer Conſideration dieſe Sigæa
bey den gelehrteſten Maͤnnern ge-
ſtanden, kan man aus denen herr-
lichen Lobes-Erhebungen des Jo-
hannis Vaſæi, Andreæ Raſendii, Al-
phonſi, Alvari Geometii, Didaci
Guevaræ, Franciſci
und Rodrigo
Lopii, Luſini Itali, Johannis Meruli

und anderer mehr, erſehen und ab-
nehmen. Sie verheyrathete ſich
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Sigaͤa
an Alphonſum de Guenas, oder
wie ihn einige nennen, Franc. Cue-
vos de Burgos,
ſtarb aber den 13.
Octobr. Anno 1560. in einem
ſchmertzlichen Kind-Bette. Von
ihren Schrifften iſt bekannt: 1)
ein Gedichte in Lateiniſcher Spra-
che, Sintra genennt, ſo ſie an die In-
fantin Marie,
geſchrieben; 2) Dia-
logus de Differentia Vitæ ruſticæ
& Urbanæ
3) unterſchiedene La-
teiniſche Epiſteln und Poemata, ſo
aber nur noch in Manuſcripto ſol-
len gefunden werden. Vid. Mor-
hof. l. 1. Polyhiſt. c. 25. & Anton.
Biblioth. Hiſpan. pag.
341. Es
wird dieſer gelehrten Dame insge-
mein eine gewiſſe Satyra Sotadica,
ſo zwar herrlich Latein in ſich hat,
aber voller Unflat und Schand-
thaten iſt, Schuld gegeben, und
ruͤhret ſolches daher, weil der unge-
wiſſenhaffte Autor ſeine liederliche
Satyre nach der Spaniſchen Mund-
Art und Laſter-Gebraͤuchen einge-
richtet, um dadurch die Sigæam vor
die Erfinderin deſſen auszugeben,
allein Mothof in ſeinem Polyhiſt.
p.
76. & 77. erweiſet, daß man ihr
hoͤchſt unrecht gethan. Einige
wollen Voſſium, einige aber Meur-
ſium
zu dem Autore dieſer obſcoe-
nen Satyræ
machen, etliche aber ſte-
hen in denen Gedancken, daß es ei-
ne Geburth von D. Joanne Weſtre-
ne, JCto
in Holland ſey. Der
Welt-beruͤhmte Thomaſius nen-
net den wahren Verfertiger dieſer
Satyræ, iedoch nur mit denen Lite-
ris initialibus. Vid. Thomaſ.
Mo-
natl. Gedancken, ad Ann. 1688. p.
586. it.
Tentzels Monatl. Unter-
redung. Menſ. Febr. A. 1693. pag.
166. & 169.

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[0947] Siedel Sigaͤa Sigaͤa des Frauenzimmers ihren Creutz- weiſe einſchlieſſet, und ihr uͤber ſol- ches formirtes Creutz, ſo zehen be- deuten ſoll, noch 7. Kuͤßgen daruͤ- ber giebet. Siedel, Iſt eine an etlichen Orten ge- braͤuchliche Art einer langen und verdeckten Banck, mlt einer ſchma- len Lehne befeſtiget, worein man allerhand legen und verwahren kan, man findet ſie insgemein auf dem Lande in den gemeinen Stu- ben. Sigæa, Aloyſa oder Loyſa, eine adeliche Dame von Toledo aus Spanien, war von ſolcher wundeꝛnswuͤꝛdiger Gelehrſamkeit, daß ſie keinem ge- lehrten Mann zu ihrer Zeit was nachgab, maßen ſie nicht nur eine vollkommne Philoſopha war, ſon- dern auch Lateiniſch, Griechiſch, Hebraͤiſch, Syriſch und Arabiſch perfect reden und ſchreiben konte; weswegen ſie auch Pabſt Paulus III. mit welchem ſie in allen dieſen Sprachen Briefe gewechſelt, ſehr hoch hielte. Die Portugieſiſche Koͤnigin nahme ſie wegen ihrer ſonderbahren Gelehrſamkeit an ih- ren Hof unter das Koͤnigliche Frauenzimmer. In was vor groſſer Conſideration dieſe Sigæa bey den gelehrteſten Maͤnnern ge- ſtanden, kan man aus denen herr- lichen Lobes-Erhebungen des Jo- hannis Vaſæi, Andreæ Raſendii, Al- phonſi, Alvari Geometii, Didaci Guevaræ, Franciſci und Rodrigo Lopii, Luſini Itali, Johannis Meruli und anderer mehr, erſehen und ab- nehmen. Sie verheyrathete ſich an Alphonſum de Guenas, oder wie ihn einige nennen, Franc. Cue- vos de Burgos, ſtarb aber den 13. Octobr. Anno 1560. in einem ſchmertzlichen Kind-Bette. Von ihren Schrifften iſt bekannt: 1) ein Gedichte in Lateiniſcher Spra- che, Sintra genennt, ſo ſie an die In- fantin Marie, geſchrieben; 2) Dia- logus de Differentia Vitæ ruſticæ & Urbanæ 3) unterſchiedene La- teiniſche Epiſteln und Poemata, ſo aber nur noch in Manuſcripto ſol- len gefunden werden. Vid. Mor- hof. l. 1. Polyhiſt. c. 25. & Anton. Biblioth. Hiſpan. pag. 341. Es wird dieſer gelehrten Dame insge- mein eine gewiſſe Satyra Sotadica, ſo zwar herrlich Latein in ſich hat, aber voller Unflat und Schand- thaten iſt, Schuld gegeben, und ruͤhret ſolches daher, weil der unge- wiſſenhaffte Autor ſeine liederliche Satyre nach der Spaniſchen Mund- Art und Laſter-Gebraͤuchen einge- richtet, um dadurch die Sigæam vor die Erfinderin deſſen auszugeben, allein Mothof in ſeinem Polyhiſt. p. 76. & 77. erweiſet, daß man ihr hoͤchſt unrecht gethan. Einige wollen Voſſium, einige aber Meur- ſium zu dem Autore dieſer obſcoe- nen Satyræ machen, etliche aber ſte- hen in denen Gedancken, daß es ei- ne Geburth von D. Joanne Weſtre- ne, JCto in Holland ſey. Der Welt-beruͤhmte Thomaſius nen- net den wahren Verfertiger dieſer Satyræ, iedoch nur mit denen Lite- ris initialibus. Vid. Thomaſ. Mo- natl. Gedancken, ad Ann. 1688. p. 586. it. Tentzels Monatl. Unter- redung. Menſ. Febr. A. 1693. pag. 166. & 169. Sigæa,

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/947>, abgerufen am 22.11.2024.