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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

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ein blinder Zufall, den niemand deutlich beschrei-
ben kann? Oder ist sie in ewigen Saameneyern
zu suchen, die vor vielen tausend Jahren einmal
durch eine ungefähre Bewegung ihrer selbst sich in
Menschen und Thiere verwandelten? Kein Mensch
kann im Ernste und ohne einen ausdrücklichen
Vorsatz, wahnsinnig zu seyn, auf die Thorheit fal-
len und durch solche Träume die Frage: Woher
sind wir, beantworten wollen. Jezt ist es nach
allen Versuchen und Erfahrungen aller Natur-
kündiger unstreitig, daß kein lebendiges Geschöpf
und nicht einmal eine Pflanze bloß durch die Gäh-
rung aus einer faulenden Materie erwachsen
könne. Wenn irgend einmal die Wärme der
Sonne eine so schöpferische Kraft gehabt hätte:
So müßte sie dieselbe noch haben. Aus welchem
Schlamme erzeugt sie noch itzt Menschen oder
Thiere, Elephanten oder nur Jnsekten? Jhren
Ursprung dem Zufalle oder einer ungefähren blin-
den Erhitzung und Bewegung ewiger Saamen
zuzuschreiben, heißt aus der Unordnung Ord-
nung hervorbringen wollen, heißt eine erste Ursa-
che aller Dinge behaupten und auch läugnen?
Denn was ist der Zufall, als entweder ein Wort,
das nichts bedeutet, oder eine uns unbekannte
Ursache? Den Zufall zum Schöpfer aller Dinge
machen, heißt entweder gar keine Ursache dersel-

ben



ein blinder Zufall, den niemand deutlich beſchrei-
ben kann? Oder iſt ſie in ewigen Saameneyern
zu ſuchen, die vor vielen tauſend Jahren einmal
durch eine ungefähre Bewegung ihrer ſelbſt ſich in
Menſchen und Thiere verwandelten? Kein Menſch
kann im Ernſte und ohne einen ausdrücklichen
Vorſatz, wahnſinnig zu ſeyn, auf die Thorheit fal-
len und durch ſolche Träume die Frage: Woher
ſind wir, beantworten wollen. Jezt iſt es nach
allen Verſuchen und Erfahrungen aller Natur-
kündiger unſtreitig, daß kein lebendiges Geſchöpf
und nicht einmal eine Pflanze bloß durch die Gäh-
rung aus einer faulenden Materie erwachſen
könne. Wenn irgend einmal die Wärme der
Sonne eine ſo ſchöpferiſche Kraft gehabt hätte:
So müßte ſie dieſelbe noch haben. Aus welchem
Schlamme erzeugt ſie noch itzt Menſchen oder
Thiere, Elephanten oder nur Jnſekten? Jhren
Urſprung dem Zufalle oder einer ungefähren blin-
den Erhitzung und Bewegung ewiger Saamen
zuzuſchreiben, heißt aus der Unordnung Ord-
nung hervorbringen wollen, heißt eine erſte Urſa-
che aller Dinge behaupten und auch läugnen?
Denn was iſt der Zufall, als entweder ein Wort,
das nichts bedeutet, oder eine uns unbekannte
Urſache? Den Zufall zum Schöpfer aller Dinge
machen, heißt entweder gar keine Urſache derſel-

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[150/0164] ein blinder Zufall, den niemand deutlich beſchrei- ben kann? Oder iſt ſie in ewigen Saameneyern zu ſuchen, die vor vielen tauſend Jahren einmal durch eine ungefähre Bewegung ihrer ſelbſt ſich in Menſchen und Thiere verwandelten? Kein Menſch kann im Ernſte und ohne einen ausdrücklichen Vorſatz, wahnſinnig zu ſeyn, auf die Thorheit fal- len und durch ſolche Träume die Frage: Woher ſind wir, beantworten wollen. Jezt iſt es nach allen Verſuchen und Erfahrungen aller Natur- kündiger unſtreitig, daß kein lebendiges Geſchöpf und nicht einmal eine Pflanze bloß durch die Gäh- rung aus einer faulenden Materie erwachſen könne. Wenn irgend einmal die Wärme der Sonne eine ſo ſchöpferiſche Kraft gehabt hätte: So müßte ſie dieſelbe noch haben. Aus welchem Schlamme erzeugt ſie noch itzt Menſchen oder Thiere, Elephanten oder nur Jnſekten? Jhren Urſprung dem Zufalle oder einer ungefähren blin- den Erhitzung und Bewegung ewiger Saamen zuzuſchreiben, heißt aus der Unordnung Ord- nung hervorbringen wollen, heißt eine erſte Urſa- che aller Dinge behaupten und auch läugnen? Denn was iſt der Zufall, als entweder ein Wort, das nichts bedeutet, oder eine uns unbekannte Urſache? Den Zufall zum Schöpfer aller Dinge machen, heißt entweder gar keine Urſache derſel- ben

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/164>, abgerufen am 25.11.2024.