Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.so bist du um uns; überall hältst du deine Hand über uns. Wo sollen wir hingehen, uns von dir zu entfernen? Wo können wir uns vor deinem Angesichte verbergen? Du bist im Him- mel; du bist in den tiefsten Abgründen; du bist im Aufgange, und am äußersten Meere. Welch eine Tiefe der Erkenntniß! Welch eine Höhe der Weisheit! Welch eine Unermeßlichkeit der Ge- genwart, worinnen dir alles, das Erhabenste und Niedrigste deiner Geschöpfe, der Erzengel und der Sonnenstaub gleich nahe und be- kannt ist! Darum machst du es auch, der du allein und A 5
ſo biſt du um uns; überall hältſt du deine Hand über uns. Wo ſollen wir hingehen, uns von dir zu entfernen? Wo können wir uns vor deinem Angeſichte verbergen? Du biſt im Him- mel; du biſt in den tiefſten Abgründen; du biſt im Aufgange, und am äußerſten Meere. Welch eine Tiefe der Erkenntniß! Welch eine Höhe der Weisheit! Welch eine Unermeßlichkeit der Ge- genwart, worinnen dir alles, das Erhabenſte und Niedrigſte deiner Geſchöpfe, der Erzengel und der Sonnenſtaub gleich nahe und be- kannt iſt! Darum machſt du es auch, der du allein und A 5
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ſo biſt du um uns; überall hältſt du deine Hand
über uns. Wo ſollen wir hingehen, uns von
dir zu entfernen? Wo können wir uns vor
deinem Angeſichte verbergen? Du biſt im Him-
mel; du biſt in den tiefſten Abgründen; du biſt
im Aufgange, und am äußerſten Meere. Welch
eine Tiefe der Erkenntniß! Welch eine Höhe der
Weisheit! Welch eine Unermeßlichkeit der Ge-
genwart, worinnen dir alles, das Erhabenſte
und Niedrigſte deiner Geſchöpfe, der Erzengel
und der Sonnenſtaub gleich nahe und be-
kannt iſt!
Darum machſt du es auch, der du allein
weiſe biſt, o Allgegenwärtiger, wie du willſt
beyde mit den Kräften im Himmel und mit de-
nen, ſo auf Erden wohnen. Was du be-
ſchließeſt, thuſt du; alle deine Anſchläge beſte-
hen. Wenn du ſprichſt, ſo geſchichts, und
wenn du gebeutſt, ſo ſtehts da. Du allein,
o Herr, o ewiger Gott, wirſt nicht müde noch
matt; niemand kann deiner Hand wehren. Du
allein biſt mächtig: Wem iſt es je gelungen, der
ſich wider dich gelegt hat? Du verſetzeſt Berge,
ehe ſie es inne werden; ſprächſt du zur Sonne,
ſo gienge ſie nicht auf und die Sterne würden
verſiegelt. Was iſt im Himmel und auf Erden
und
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