lichen Seele nicht ohne einen muthwilligen oder doch sehr verschuldeten Mangel aller Aufmerksam- keit, alles Nachdenkens, aller richtigen Ueberle- gung möglich sey; nicht möglich ohne eine völli- ge Verläugnung der Vernunft, und dessen, was sie lehrt, sie sey nun unvorsetzlich, oder boshaft; nicht möglich, ohne einen hohen Grad von sitt- lichem Verderben. Sobald der Mensch nur auf- merksam auf sich selbst wird, nur so vernünftig denkt, daß er sich selbst, seinen Leib, seine man- nichtfaltigen Theile, ihre Bildungen, Wirkun- gen und Absichten kennen lernt, wird er auch voll dankbarer Verwunderung ausrufen müssen: Jch sehe, o Unendlicher, deine Kraft und Weisheit in deinen Werken! Groß ist der Herr! Groß ist der Baumeister der Men- schen, Gott! Groß und wunderbar! Schö- pfer aller Dinge, Gott, wie weise, wie groß bist du!
XXXIII.
S 5
lichen Seele nicht ohne einen muthwilligen oder doch ſehr verſchuldeten Mangel aller Aufmerkſam- keit, alles Nachdenkens, aller richtigen Ueberle- gung möglich ſey; nicht möglich ohne eine völli- ge Verläugnung der Vernunft, und deſſen, was ſie lehrt, ſie ſey nun unvorſetzlich, oder boshaft; nicht möglich, ohne einen hohen Grad von ſitt- lichem Verderben. Sobald der Menſch nur auf- merkſam auf ſich ſelbſt wird, nur ſo vernünftig denkt, daß er ſich ſelbſt, ſeinen Leib, ſeine man- nichtfaltigen Theile, ihre Bildungen, Wirkun- gen und Abſichten kennen lernt, wird er auch voll dankbarer Verwunderung ausrufen müſſen: Jch ſehe, o Unendlicher, deine Kraft und Weisheit in deinen Werken! Groß iſt der Herr! Groß iſt der Baumeiſter der Men- ſchen, Gott! Groß und wunderbar! Schö- pfer aller Dinge, Gott, wie weiſe, wie groß biſt du!
XXXIII.
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lichen Seele nicht ohne einen muthwilligen oder
doch ſehr verſchuldeten Mangel aller Aufmerkſam-
keit, alles Nachdenkens, aller richtigen Ueberle-
gung möglich ſey; nicht möglich ohne eine völli-
ge Verläugnung der Vernunft, und deſſen, was
ſie lehrt, ſie ſey nun unvorſetzlich, oder boshaft;
nicht möglich, ohne einen hohen Grad von ſitt-
lichem Verderben. Sobald der Menſch nur auf-
merkſam auf ſich ſelbſt wird, nur ſo vernünftig
denkt, daß er ſich ſelbſt, ſeinen Leib, ſeine man-
nichtfaltigen Theile, ihre Bildungen, Wirkun-
gen und Abſichten kennen lernt, wird er auch voll
dankbarer Verwunderung ausrufen müſſen: Jch
ſehe, o Unendlicher, deine Kraft und
Weisheit in deinen Werken! Groß iſt der
Herr! Groß iſt der Baumeiſter der Men-
ſchen, Gott! Groß und wunderbar! Schö-
pfer aller Dinge, Gott, wie weiſe,
wie groß biſt du!
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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