ten deines guten und vollkommnen Willens ein- richten! O mein Gott, ich bin mit allen den herrlichen Kräften, die ich von dir empfangen habe, ein endliches und eingeschränktes Wesen; ich kann fehlen, und wie oft fehle ich; wie oft entferne ich mich von den Absichten, zu denen du mich bestimmt hast! Wie oft überwältigen meine Sinnen und ihre Begierden die Vernunft, die doch meine Führerinn auf dem Wege der Glückseelig- keit seyn sollte! Wie oft sündige ich wider meine wahre Vollkommenheit und Wohlfarth; wie oft wider das Beste meiner Nebenmenschen; wie oft wider dich, indem ich vergesse, daß ich dir die höchste Liebe, die feurigste Dankbarkeit, und die tiefste Unterwerfung schuldig bin! Und du bist ein Wesen, das, wie mich nicht allein dein Wort, sondern auch deine natürliche Einrichtung und Regierung aller Dinge lehrt, nur Wohlgefallen am Guten, und ein ernstliches Misfallen an al- ler Unordnung und Abweichung von deinem voll- kommnen Willen hat! Ach, wenn du nicht ver- geben könntest: Wie mannichfaltige Ursachen hätte ich, vor der Zukunft zu erzittern! Sey ge- lobet ewige Güte, sey gelobet, mein Schöpfer und Vater, daß du nach der Verheißung deines Wortes um deines Sohnes willen auch den Sün- dern gnädig und bereit bist, ihnen zu einem gött-
lichen,
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ten deines guten und vollkommnen Willens ein- richten! O mein Gott, ich bin mit allen den herrlichen Kräften, die ich von dir empfangen habe, ein endliches und eingeſchränktes Weſen; ich kann fehlen, und wie oft fehle ich; wie oft entferne ich mich von den Abſichten, zu denen du mich beſtimmt haſt! Wie oft überwältigen meine Sinnen und ihre Begierden die Vernunft, die doch meine Führerinn auf dem Wege der Glückſeelig- keit ſeyn ſollte! Wie oft ſündige ich wider meine wahre Vollkommenheit und Wohlfarth; wie oft wider das Beſte meiner Nebenmenſchen; wie oft wider dich, indem ich vergeſſe, daß ich dir die höchſte Liebe, die feurigſte Dankbarkeit, und die tiefſte Unterwerfung ſchuldig bin! Und du biſt ein Weſen, das, wie mich nicht allein dein Wort, ſondern auch deine natürliche Einrichtung und Regierung aller Dinge lehrt, nur Wohlgefallen am Guten, und ein ernſtliches Misfallen an al- ler Unordnung und Abweichung von deinem voll- kommnen Willen hat! Ach, wenn du nicht ver- geben könnteſt: Wie mannichfaltige Urſachen hätte ich, vor der Zukunft zu erzittern! Sey ge- lobet ewige Güte, ſey gelobet, mein Schöpfer und Vater, daß du nach der Verheißung deines Wortes um deines Sohnes willen auch den Sün- dern gnädig und bereit biſt, ihnen zu einem gött-
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ten deines guten und vollkommnen Willens ein-
richten! O mein Gott, ich bin mit allen den
herrlichen Kräften, die ich von dir empfangen
habe, ein endliches und eingeſchränktes Weſen;
ich kann fehlen, und wie oft fehle ich; wie oft
entferne ich mich von den Abſichten, zu denen du
mich beſtimmt haſt! Wie oft überwältigen meine
Sinnen und ihre Begierden die Vernunft, die doch
meine Führerinn auf dem Wege der Glückſeelig-
keit ſeyn ſollte! Wie oft ſündige ich wider meine
wahre Vollkommenheit und Wohlfarth; wie oft
wider das Beſte meiner Nebenmenſchen; wie oft
wider dich, indem ich vergeſſe, daß ich dir die
höchſte Liebe, die feurigſte Dankbarkeit, und die
tiefſte Unterwerfung ſchuldig bin! Und du biſt
ein Weſen, das, wie mich nicht allein dein Wort,
ſondern auch deine natürliche Einrichtung und
Regierung aller Dinge lehrt, nur Wohlgefallen
am Guten, und ein ernſtliches Misfallen an al-
ler Unordnung und Abweichung von deinem voll-
kommnen Willen hat! Ach, wenn du nicht ver-
geben könnteſt: Wie mannichfaltige Urſachen
hätte ich, vor der Zukunft zu erzittern! Sey ge-
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/341>, abgerufen am 22.11.2024.
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