ihr mich nachbilden, dem ich gleich sey? Jch bin der Erste und ich bin der Letzte und außer mir ist kein Gott.
Das Endliche kann das Unendliche nicht begreifen; das bekenne ich; meine Hand kann den Himmel nicht umspannen: Soll ich den Himmel darum nicht anschauen; darum seine Größe und Pracht nicht bewundern? Jch kann den Unbegreiflichen nicht erreichen; diese Wahr- heit will ich in meinen Betrachtungen über ihn nie vergessen. Eben deswegen will ich von allem, was ich von ihm erkenne, die Unendlichkeit hin- zu denken; ich will sagen: Er ist mächtig, aber seine Macht ist unaussprechlich; er ist verstän- dig, aber sein Verstand ist unausforschlich; er ist weise, aber seine Weisheit ist mit keiner Weis- heit zu vergleichen; er ist gütig, aber seine Gü- te hat keine Grenzen; er ist gerecht, aber seine Gerechtigkeit stehet, wie die Berge Gottes, und sein Recht, wie große Tiefe. Jch will seine unaussprechliche Größe betrachten, anbeten und ausrufen: O welch eine Tiefe beyde der Weisheit und der Erkenntniß Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte. und unerforschlich seine Wege.
Und
ihr mich nachbilden, dem ich gleich ſey? Jch bin der Erſte und ich bin der Letzte und außer mir iſt kein Gott.
Das Endliche kann das Unendliche nicht begreifen; das bekenne ich; meine Hand kann den Himmel nicht umſpannen: Soll ich den Himmel darum nicht anſchauen; darum ſeine Größe und Pracht nicht bewundern? Jch kann den Unbegreiflichen nicht erreichen; dieſe Wahr- heit will ich in meinen Betrachtungen über ihn nie vergeſſen. Eben deswegen will ich von allem, was ich von ihm erkenne, die Unendlichkeit hin- zu denken; ich will ſagen: Er iſt mächtig, aber ſeine Macht iſt unausſprechlich; er iſt verſtän- dig, aber ſein Verſtand iſt unausforſchlich; er iſt weiſe, aber ſeine Weisheit iſt mit keiner Weis- heit zu vergleichen; er iſt gütig, aber ſeine Gü- te hat keine Grenzen; er iſt gerecht, aber ſeine Gerechtigkeit ſtehet, wie die Berge Gottes, und ſein Recht, wie große Tiefe. Jch will ſeine unausſprechliche Größe betrachten, anbeten und ausrufen: O welch eine Tiefe beyde der Weisheit und der Erkenntniß Gottes! Wie gar unbegreiflich ſind ſeine Gerichte. und unerforſchlich ſeine Wege.
Und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0076"n="62"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
ihr mich nachbilden, dem ich gleich ſey? Jch<lb/>
bin der Erſte und ich bin der Letzte und<lb/>
außer mir iſt kein Gott.</p><lb/><p>Das Endliche kann das Unendliche nicht<lb/>
begreifen; das bekenne ich; meine Hand kann<lb/>
den Himmel nicht umſpannen: Soll ich den<lb/>
Himmel darum nicht anſchauen; darum ſeine<lb/>
Größe und Pracht nicht bewundern? Jch kann<lb/>
den Unbegreiflichen nicht erreichen; dieſe Wahr-<lb/>
heit will ich in meinen Betrachtungen über ihn<lb/>
nie vergeſſen. Eben deswegen will ich von allem,<lb/>
was ich von ihm erkenne, die Unendlichkeit hin-<lb/>
zu denken; ich will ſagen: Er iſt mächtig, aber<lb/>ſeine Macht iſt unausſprechlich; er iſt verſtän-<lb/>
dig, aber ſein Verſtand iſt unausforſchlich; er<lb/>
iſt weiſe, aber ſeine Weisheit iſt mit keiner Weis-<lb/>
heit zu vergleichen; er iſt gütig, aber ſeine Gü-<lb/>
te hat keine Grenzen; er iſt gerecht, aber ſeine<lb/>
Gerechtigkeit ſtehet, wie die Berge Gottes, und<lb/>ſein Recht, wie große Tiefe. Jch will ſeine<lb/>
unausſprechliche Größe betrachten, anbeten und<lb/>
ausrufen: O welch eine Tiefe beyde der<lb/>
Weisheit und der Erkenntniß Gottes!<lb/>
Wie gar unbegreiflich ſind ſeine Gerichte.<lb/>
und unerforſchlich ſeine Wege.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[62/0076]
ihr mich nachbilden, dem ich gleich ſey? Jch
bin der Erſte und ich bin der Letzte und
außer mir iſt kein Gott.
Das Endliche kann das Unendliche nicht
begreifen; das bekenne ich; meine Hand kann
den Himmel nicht umſpannen: Soll ich den
Himmel darum nicht anſchauen; darum ſeine
Größe und Pracht nicht bewundern? Jch kann
den Unbegreiflichen nicht erreichen; dieſe Wahr-
heit will ich in meinen Betrachtungen über ihn
nie vergeſſen. Eben deswegen will ich von allem,
was ich von ihm erkenne, die Unendlichkeit hin-
zu denken; ich will ſagen: Er iſt mächtig, aber
ſeine Macht iſt unausſprechlich; er iſt verſtän-
dig, aber ſein Verſtand iſt unausforſchlich; er
iſt weiſe, aber ſeine Weisheit iſt mit keiner Weis-
heit zu vergleichen; er iſt gütig, aber ſeine Gü-
te hat keine Grenzen; er iſt gerecht, aber ſeine
Gerechtigkeit ſtehet, wie die Berge Gottes, und
ſein Recht, wie große Tiefe. Jch will ſeine
unausſprechliche Größe betrachten, anbeten und
ausrufen: O welch eine Tiefe beyde der
Weisheit und der Erkenntniß Gottes!
Wie gar unbegreiflich ſind ſeine Gerichte.
und unerforſchlich ſeine Wege.
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/76>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.