Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

gegen die Philistäer "Israel geschlagen wurde und
eine überaus große Niederlage erlitt, und es fielen
von Israel 30,000 Mann und die Arche Gottes
gerieth in feindliche Gewalt und die beiden Söhne
Heli's wurden getödtet"
. Als aber ein Bote dem
98jährigen Heli Solches berichtete, "fiel er rücklings
vom Stuhle, brach das Genick und starb."
Kann es
da noch zweifelhaft bleiben, wie strenge Pflicht es für
die Väter sei, die Kinder zur Zeit und wo es Noth
thut, zu strafen?

Wir sagen: "Zur Zeit;" Zweck der Strafe
und Züchtigung ist eben, durch sie die Kinder im
Geleise des Gehorsams zu halten oder darein zurück
zu bringen. Kann dieser Zweck durch die milderen
Mittel der Belehrung und Ermahnung erreicht wer-
den, so hieße es, das Strafrecht mißbrauchen, wenn
der Vater zur Züchtigung schritte. Wie oft fehlen
die Kinder aus Unwissenheit, aus Unvorsichtigkeit und
ohne allen bösen Willen; fast immer wird's da
zum Ziele führen, wenn man die Kinder gehörig
belehrt, sie zur Vorsicht und Bedachtsamkeit ermahnt;
sie auch dann ohne Weiteres züchtigen und strafen,
ist nicht blos unberechtigt, sondern wirkt auch meist
schädlich auf das Gemüthsleben und auf die Ent-
wickelung des Kindes ein, vollends, wenn das Kind
von Natur scheu und wenig befähigt ist. In allen
Fällen und wo immer das Kind durch liebevolle Be-
lehrung und wenn auch nachdrückliche, doch väterliche
Ermahnung, vielleicht unter dem Beistande einer
Warnung zum rechten Handeln und Verhalten ge-
führt werden kann, verdient das in jeglicher Weise
den Vorzug vor dem strafenden Vorgehen.

gegen die Philistäer „Israel geschlagen wurde und
eine überaus große Niederlage erlitt, und es fielen
von Israel 30,000 Mann und die Arche Gottes
gerieth in feindliche Gewalt und die beiden Söhne
Heli's wurden getödtet“
. Als aber ein Bote dem
98jährigen Heli Solches berichtete, „fiel er rücklings
vom Stuhle, brach das Genick und starb.“
Kann es
da noch zweifelhaft bleiben, wie strenge Pflicht es für
die Väter sei, die Kinder zur Zeit und wo es Noth
thut, zu strafen?

Wir sagen: Zur Zeit;“ Zweck der Strafe
und Züchtigung ist eben, durch sie die Kinder im
Geleise des Gehorsams zu halten oder darein zurück
zu bringen. Kann dieser Zweck durch die milderen
Mittel der Belehrung und Ermahnung erreicht wer-
den, so hieße es, das Strafrecht mißbrauchen, wenn
der Vater zur Züchtigung schritte. Wie oft fehlen
die Kinder aus Unwissenheit, aus Unvorsichtigkeit und
ohne allen bösen Willen; fast immer wird's da
zum Ziele führen, wenn man die Kinder gehörig
belehrt, sie zur Vorsicht und Bedachtsamkeit ermahnt;
sie auch dann ohne Weiteres züchtigen und strafen,
ist nicht blos unberechtigt, sondern wirkt auch meist
schädlich auf das Gemüthsleben und auf die Ent-
wickelung des Kindes ein, vollends, wenn das Kind
von Natur scheu und wenig befähigt ist. In allen
Fällen und wo immer das Kind durch liebevolle Be-
lehrung und wenn auch nachdrückliche, doch väterliche
Ermahnung, vielleicht unter dem Beistande einer
Warnung zum rechten Handeln und Verhalten ge-
führt werden kann, verdient das in jeglicher Weise
den Vorzug vor dem strafenden Vorgehen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0111" xml:id="C889V3_001_1874_pb0108_0001" n="108"/>
gegen die Philistäer <q>&#x201E;Israel geschlagen wurde und<lb/>
eine überaus große Niederlage erlitt, und es fielen<lb/>
von Israel 30,000 Mann und die Arche Gottes<lb/>
gerieth in feindliche Gewalt und die beiden Söhne<lb/>
Heli's wurden getödtet&#x201C;</q>. Als aber ein Bote dem<lb/>
98jährigen Heli Solches berichtete, <q>&#x201E;fiel er rücklings<lb/>
vom Stuhle, brach das Genick und starb.&#x201C;</q> Kann es<lb/>
da noch zweifelhaft bleiben, wie strenge Pflicht es für<lb/>
die Väter sei, die Kinder zur Zeit und wo es Noth<lb/>
thut, zu strafen?</p>
            <p>Wir sagen: <q>&#x201E;<hi rendition="#g">Zur Zeit</hi>;&#x201C;</q> Zweck der Strafe<lb/>
und Züchtigung ist eben, durch sie die Kinder im<lb/>
Geleise des Gehorsams zu halten oder darein zurück<lb/>
zu bringen. Kann dieser Zweck durch die milderen<lb/>
Mittel der Belehrung und Ermahnung erreicht wer-<lb/>
den, so hieße es, das Strafrecht mißbrauchen, wenn<lb/>
der Vater zur Züchtigung schritte. Wie oft fehlen<lb/>
die Kinder aus Unwissenheit, aus Unvorsichtigkeit und<lb/>
ohne allen bösen Willen; <hi rendition="#g">fast immer</hi> wird's da<lb/>
zum Ziele führen, wenn man die Kinder gehörig<lb/>
belehrt, sie zur Vorsicht und Bedachtsamkeit ermahnt;<lb/>
sie auch dann ohne Weiteres züchtigen und strafen,<lb/>
ist nicht blos unberechtigt, sondern wirkt auch meist<lb/>
schädlich auf das Gemüthsleben und auf die Ent-<lb/>
wickelung des Kindes ein, vollends, wenn das Kind<lb/>
von Natur scheu und wenig befähigt ist. In allen<lb/>
Fällen und wo immer das Kind durch liebevolle Be-<lb/>
lehrung und wenn auch nachdrückliche, doch väterliche<lb/>
Ermahnung, vielleicht unter dem Beistande einer<lb/>
Warnung zum rechten Handeln und Verhalten ge-<lb/>
führt werden kann, verdient das in jeglicher Weise<lb/>
den Vorzug vor dem strafenden Vorgehen.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0111] gegen die Philistäer „Israel geschlagen wurde und eine überaus große Niederlage erlitt, und es fielen von Israel 30,000 Mann und die Arche Gottes gerieth in feindliche Gewalt und die beiden Söhne Heli's wurden getödtet“. Als aber ein Bote dem 98jährigen Heli Solches berichtete, „fiel er rücklings vom Stuhle, brach das Genick und starb.“ Kann es da noch zweifelhaft bleiben, wie strenge Pflicht es für die Väter sei, die Kinder zur Zeit und wo es Noth thut, zu strafen? Wir sagen: „Zur Zeit;“ Zweck der Strafe und Züchtigung ist eben, durch sie die Kinder im Geleise des Gehorsams zu halten oder darein zurück zu bringen. Kann dieser Zweck durch die milderen Mittel der Belehrung und Ermahnung erreicht wer- den, so hieße es, das Strafrecht mißbrauchen, wenn der Vater zur Züchtigung schritte. Wie oft fehlen die Kinder aus Unwissenheit, aus Unvorsichtigkeit und ohne allen bösen Willen; fast immer wird's da zum Ziele führen, wenn man die Kinder gehörig belehrt, sie zur Vorsicht und Bedachtsamkeit ermahnt; sie auch dann ohne Weiteres züchtigen und strafen, ist nicht blos unberechtigt, sondern wirkt auch meist schädlich auf das Gemüthsleben und auf die Ent- wickelung des Kindes ein, vollends, wenn das Kind von Natur scheu und wenig befähigt ist. In allen Fällen und wo immer das Kind durch liebevolle Be- lehrung und wenn auch nachdrückliche, doch väterliche Ermahnung, vielleicht unter dem Beistande einer Warnung zum rechten Handeln und Verhalten ge- führt werden kann, verdient das in jeglicher Weise den Vorzug vor dem strafenden Vorgehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/111
Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/111>, abgerufen am 23.11.2024.