anderer, weil ihm durch denselben vom Sohne am ersten und meisten Vortheil und Gewinn erwächset; so muß mancher Sohn fort und fort zu Hause oder in einer Fabrik, oder im Tagelohn arbeiten, und kommt nicht dazu, das für ihn erwünschte Geschäft oder Handwerk zu erlernen. Darüber also vergißt oder verschmähet man es, auf die Neigungen und Fähigkeiten des Sohnes, oder gar auf sein Seelenheil Rücksicht zu nehmen.
Das letztere führt uns auf einen anderen, gleich- falls verderbenbringenden Fehler bei der Leitung der Standeswahl, daß man nämlich dabei sich so fast ganz allein leiten lässet durch zeitliche Rücksichten, ohne das Seelenheil des Sohnes dabei im Auge zu haben. Man sucht sich einen Stand für den Sohn aus, man bestimmt diesen - vielleicht mit einer gewissen Nöthigung - für denselben, während sowohl die Vorbereitung zu demselben, als zur Zeit der Stand selbst nach aller Erfahrung überhaupt oder wegen der persönlichen Eigenthümlichkeiten des Soh- nes die offenbarsten und größten Hindernisse und Gefahren für das Seelenheil desselben in sich begreift. Höchstens könnte das (vorausgesetzt, daß nicht wegen gewisser Umstände, der Antritt eines Standes von vornherein unstatthaft und sündhaft ist) darin ent- schuldigt erscheinen, wenn eine gewisse Nothwendigkeit
anderer, weil ihm durch denselben vom Sohne am ersten und meisten Vortheil und Gewinn erwächset; so muß mancher Sohn fort und fort zu Hause oder in einer Fabrik, oder im Tagelohn arbeiten, und kommt nicht dazu, das für ihn erwünschte Geschäft oder Handwerk zu erlernen. Darüber also vergißt oder verschmähet man es, auf die Neigungen und Fähigkeiten des Sohnes, oder gar auf sein Seelenheil Rücksicht zu nehmen.
Das letztere führt uns auf einen anderen, gleich- falls verderbenbringenden Fehler bei der Leitung der Standeswahl, daß man nämlich dabei sich so fast ganz allein leiten lässet durch zeitliche Rücksichten, ohne das Seelenheil des Sohnes dabei im Auge zu haben. Man sucht sich einen Stand für den Sohn aus, man bestimmt diesen – vielleicht mit einer gewissen Nöthigung – für denselben, während sowohl die Vorbereitung zu demselben, als zur Zeit der Stand selbst nach aller Erfahrung überhaupt oder wegen der persönlichen Eigenthümlichkeiten des Soh- nes die offenbarsten und größten Hindernisse und Gefahren für das Seelenheil desselben in sich begreift. Höchstens könnte das (vorausgesetzt, daß nicht wegen gewisser Umstände, der Antritt eines Standes von vornherein unstatthaft und sündhaft ist) darin ent- schuldigt erscheinen, wenn eine gewisse Nothwendigkeit
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anderer, weil ihm durch denselben vom Sohne am
ersten und meisten Vortheil und Gewinn erwächset;
so muß mancher Sohn fort und fort zu Hause oder
in einer Fabrik, oder im Tagelohn arbeiten, und
kommt nicht dazu, das für ihn erwünschte Geschäft
oder Handwerk zu erlernen. Darüber also vergißt
oder verschmähet man es, auf die Neigungen und
Fähigkeiten des Sohnes, oder gar auf sein Seelenheil
Rücksicht zu nehmen.
Das letztere führt uns auf einen anderen, gleich-
falls verderbenbringenden Fehler bei der Leitung der
Standeswahl, daß man nämlich dabei sich so fast
ganz allein leiten lässet durch zeitliche Rücksichten,
ohne das Seelenheil des Sohnes dabei im Auge zu
haben. Man sucht sich einen Stand für den Sohn
aus, man bestimmt diesen – vielleicht mit einer
gewissen Nöthigung – für denselben, während sowohl
die Vorbereitung zu demselben, als zur Zeit der
Stand selbst nach aller Erfahrung überhaupt oder
wegen der persönlichen Eigenthümlichkeiten des Soh-
nes die offenbarsten und größten Hindernisse und
Gefahren für das Seelenheil desselben in sich begreift.
Höchstens könnte das (vorausgesetzt, daß nicht wegen
gewisser Umstände, der Antritt eines Standes von
vornherein unstatthaft und sündhaft ist) darin ent-
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/135>, abgerufen am 23.11.2024.
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