das eheliche Verhältniß eintreten. Leider gestattet es uns der Raum nicht, hier diesen wichtigen Gegen- stand ausführlich zu behandeln; wir müssen uns auf einige Andeutungen darüber beschränken.
Gewiß giebt es kein innigeres Verhältniß auf Erden, als das Verhältniß zwischen Mann und Frau. "Sie werden Zwei in Einem Fleische sein." Wie innig sollen demgemäß auch die Herzen der Eheleute vereinigt sein! Wird das möglich sein, wenn in dem Höchsten und Innersten des menschlichen Herzens, in der religiösen Ueberzeugung und Gesinnung keine Einheit, sondern Zwiespältigkeit besteht? Nie wird daher auch in einer gemischten Ehe das volle ehe- liche Glück zu Stande kommen. Sind die beiden Ehetheile gleichgültig gegen Religion und Glauben, so wird freilich die Verschiedenheit der Confession an sich nicht störend eingreifen; aber dann kann über- haupt von einem wahren ehelichen Glücke nicht Rede sein; solches kann und wird auf die Dauer immer nur da stattfinden, wo Religion und Glauben besteht. Ist das aber der Fall, so wird die Verschiedenheit der Confession bei Eheleuten stets mehr oder weniger störend in das eheliche Glück eingreifen. So sehr daher auch ein Vater, der sein Kind in eine gemischte Ehe eintreten lasset, wegen der etwa dabei vorfind- lichen günstigen Umstände das Wohl seines Kindes zu fördern scheint, immer ist es - vollends auf die Dauer - nur Schein. Man macht mit Recht aufmerksam auf den Umstand, daß der akatholische Ehetheil möglicher Weise früher oder später von dem angeblichen Rechte der Ehescheidung Gebrauch machend zu einer andern Ehe schreitet, was dem
das eheliche Verhältniß eintreten. Leider gestattet es uns der Raum nicht, hier diesen wichtigen Gegen- stand ausführlich zu behandeln; wir müssen uns auf einige Andeutungen darüber beschränken.
Gewiß giebt es kein innigeres Verhältniß auf Erden, als das Verhältniß zwischen Mann und Frau. „Sie werden Zwei in Einem Fleische sein.“ Wie innig sollen demgemäß auch die Herzen der Eheleute vereinigt sein! Wird das möglich sein, wenn in dem Höchsten und Innersten des menschlichen Herzens, in der religiösen Ueberzeugung und Gesinnung keine Einheit, sondern Zwiespältigkeit besteht? Nie wird daher auch in einer gemischten Ehe das volle ehe- liche Glück zu Stande kommen. Sind die beiden Ehetheile gleichgültig gegen Religion und Glauben, so wird freilich die Verschiedenheit der Confession an sich nicht störend eingreifen; aber dann kann über- haupt von einem wahren ehelichen Glücke nicht Rede sein; solches kann und wird auf die Dauer immer nur da stattfinden, wo Religion und Glauben besteht. Ist das aber der Fall, so wird die Verschiedenheit der Confession bei Eheleuten stets mehr oder weniger störend in das eheliche Glück eingreifen. So sehr daher auch ein Vater, der sein Kind in eine gemischte Ehe eintreten lasset, wegen der etwa dabei vorfind- lichen günstigen Umstände das Wohl seines Kindes zu fördern scheint, immer ist es – vollends auf die Dauer – nur Schein. Man macht mit Recht aufmerksam auf den Umstand, daß der akatholische Ehetheil möglicher Weise früher oder später von dem angeblichen Rechte der Ehescheidung Gebrauch machend zu einer andern Ehe schreitet, was dem
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das eheliche Verhältniß eintreten. Leider gestattet es
uns der Raum nicht, hier diesen wichtigen Gegen-
stand ausführlich zu behandeln; wir müssen uns auf
einige Andeutungen darüber beschränken.
Gewiß giebt es kein innigeres Verhältniß auf
Erden, als das Verhältniß zwischen Mann und Frau.
„Sie werden Zwei in Einem Fleische sein.“ Wie
innig sollen demgemäß auch die Herzen der Eheleute
vereinigt sein! Wird das möglich sein, wenn in dem
Höchsten und Innersten des menschlichen Herzens, in
der religiösen Ueberzeugung und Gesinnung keine
Einheit, sondern Zwiespältigkeit besteht? Nie wird
daher auch in einer gemischten Ehe das volle ehe-
liche Glück zu Stande kommen. Sind die beiden
Ehetheile gleichgültig gegen Religion und Glauben,
so wird freilich die Verschiedenheit der Confession an
sich nicht störend eingreifen; aber dann kann über-
haupt von einem wahren ehelichen Glücke nicht Rede
sein; solches kann und wird auf die Dauer immer
nur da stattfinden, wo Religion und Glauben besteht.
Ist das aber der Fall, so wird die Verschiedenheit
der Confession bei Eheleuten stets mehr oder weniger
störend in das eheliche Glück eingreifen. So sehr
daher auch ein Vater, der sein Kind in eine gemischte
Ehe eintreten lasset, wegen der etwa dabei vorfind-
lichen günstigen Umstände das Wohl seines Kindes
zu fördern scheint, immer ist es – vollends auf die
Dauer – nur Schein. Man macht mit Recht
aufmerksam auf den Umstand, daß der akatholische
Ehetheil möglicher Weise früher oder später von
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/143>, abgerufen am 27.11.2024.
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