Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Alt gethan?" Lasset ein Kind in seinen ersten
Jahren hin mit seinem Eigensinn, mit seiner
Starrköpfigkeit, mit seinem Ungehorsam, mit seiner
Mißgunst und Eigennützigkeit, mit seinem tückischen
und boshaften Wesen, mit seiner Grausamkeit ge-
gen Thiere, mit seiner Naschhaftigkeit und Ge-
fräßigkeit, mit seiner Eitelkeit und Putzsucht, mit
seiner Lügenhaftigkeit u. s. w.; und alle diese Feh-
ler werden in ihm heranwachsen und gewissermaßen
mit ihm verwachsen, und zur andern Natur werden
und im Knaben und Mädchen schwer mehr zu
überwinden sein und sich leicht in's ganze spätere
Leben hineinziehen, als giftige Wurzeln, welche das
Unkraut der Sünde immer von Neuem ersprießen
lassen und das Wachsthum echt christlichen Wesens
auf's Wesentlichste behindern - nur zu leicht zum
zeitlichen und ewigen Verderben.

Und doch hätte dieses Unkraut in den Jahren
der Kindheit so leicht ausgerottet werden können!
Also ernstwichtige Pflicht und Aufgabe ganz ins-
besondere der Mutter, weil sie mehr Gelegenheit
hat, am Ende es auch besser versteht, in den zarten
Jahren den entsprechenden Einfluß auf ihr Kind
auszuüben.

Daher soll sie Acht haben auf die Fehler ihrer
Kleinen. Vielleicht tritt der eine oder andere Feh-
ler besonders an ihnen hervor. Und dann nicht
lange zugesehen und gewartet! Nicht denken, das
Kind ist noch so jung, es versteht nichts davon;
später werde ich schon Sorge haben. O nein! je
früher, desto besser; nur früh
gelingts. Es
thut nicht Noth, daß das Kind die Häßlichkeit des

Alt gethan?“ Lasset ein Kind in seinen ersten
Jahren hin mit seinem Eigensinn, mit seiner
Starrköpfigkeit, mit seinem Ungehorsam, mit seiner
Mißgunst und Eigennützigkeit, mit seinem tückischen
und boshaften Wesen, mit seiner Grausamkeit ge-
gen Thiere, mit seiner Naschhaftigkeit und Ge-
fräßigkeit, mit seiner Eitelkeit und Putzsucht, mit
seiner Lügenhaftigkeit u. s. w.; und alle diese Feh-
ler werden in ihm heranwachsen und gewissermaßen
mit ihm verwachsen, und zur andern Natur werden
und im Knaben und Mädchen schwer mehr zu
überwinden sein und sich leicht in's ganze spätere
Leben hineinziehen, als giftige Wurzeln, welche das
Unkraut der Sünde immer von Neuem ersprießen
lassen und das Wachsthum echt christlichen Wesens
auf's Wesentlichste behindern – nur zu leicht zum
zeitlichen und ewigen Verderben.

Und doch hätte dieses Unkraut in den Jahren
der Kindheit so leicht ausgerottet werden können!
Also ernstwichtige Pflicht und Aufgabe ganz ins-
besondere der Mutter, weil sie mehr Gelegenheit
hat, am Ende es auch besser versteht, in den zarten
Jahren den entsprechenden Einfluß auf ihr Kind
auszuüben.

Daher soll sie Acht haben auf die Fehler ihrer
Kleinen. Vielleicht tritt der eine oder andere Feh-
ler besonders an ihnen hervor. Und dann nicht
lange zugesehen und gewartet! Nicht denken, das
Kind ist noch so jung, es versteht nichts davon;
später werde ich schon Sorge haben. O nein! je
früher, desto besser; nur früh
gelingts. Es
thut nicht Noth, daß das Kind die Häßlichkeit des

<TEI>
  <text xml:id="C889_001_1874">
    <group>
      <text>
        <body>
          <div>
            <p><q><pb facs="#f0284" xml:id="C889_001_1874_pb0073_0001" n="73"/>
Alt gethan?&#x201C;</q> Lasset ein Kind in seinen ersten<lb/>
Jahren hin mit seinem Eigensinn, mit seiner<lb/>
Starrköpfigkeit, mit seinem Ungehorsam, mit seiner<lb/>
Mißgunst und Eigennützigkeit, mit seinem tückischen<lb/>
und boshaften Wesen, mit seiner Grausamkeit ge-<lb/>
gen Thiere, mit seiner Naschhaftigkeit und Ge-<lb/>
fräßigkeit, mit seiner Eitelkeit und Putzsucht, mit<lb/>
seiner Lügenhaftigkeit u. s. w.; und alle diese Feh-<lb/>
ler werden in ihm heranwachsen und gewissermaßen<lb/>
mit ihm verwachsen, und zur andern Natur werden<lb/>
und im Knaben und Mädchen schwer mehr zu<lb/>
überwinden sein und sich leicht in's ganze spätere<lb/>
Leben hineinziehen, als giftige Wurzeln, welche das<lb/>
Unkraut der Sünde immer von Neuem ersprießen<lb/>
lassen und das Wachsthum echt christlichen Wesens<lb/>
auf's Wesentlichste behindern &#x2013; nur zu leicht zum<lb/>
zeitlichen und ewigen Verderben.</p>
            <p>Und doch hätte dieses Unkraut in den Jahren<lb/>
der Kindheit so leicht ausgerottet werden können!<lb/>
Also ernstwichtige Pflicht und Aufgabe ganz ins-<lb/>
besondere der Mutter, weil sie mehr Gelegenheit<lb/>
hat, am Ende es auch besser versteht, in den zarten<lb/>
Jahren den entsprechenden Einfluß auf ihr Kind<lb/>
auszuüben.</p>
            <p>Daher soll sie Acht haben auf die Fehler ihrer<lb/>
Kleinen. Vielleicht tritt der eine oder andere Feh-<lb/>
ler besonders an ihnen hervor. Und dann nicht<lb/>
lange zugesehen und gewartet! Nicht denken, das<lb/>
Kind ist noch so jung, es versteht nichts davon;<lb/>
später werde ich schon Sorge haben. O nein! <hi rendition="#g">je<lb/>
früher, desto besser; nur früh</hi> gelingts. Es<lb/>
thut nicht Noth, daß das Kind die Häßlichkeit des<lb/></p>
          </div>
        </body>
      </text>
    </group>
  </text>
</TEI>
[73/0284] Alt gethan?“ Lasset ein Kind in seinen ersten Jahren hin mit seinem Eigensinn, mit seiner Starrköpfigkeit, mit seinem Ungehorsam, mit seiner Mißgunst und Eigennützigkeit, mit seinem tückischen und boshaften Wesen, mit seiner Grausamkeit ge- gen Thiere, mit seiner Naschhaftigkeit und Ge- fräßigkeit, mit seiner Eitelkeit und Putzsucht, mit seiner Lügenhaftigkeit u. s. w.; und alle diese Feh- ler werden in ihm heranwachsen und gewissermaßen mit ihm verwachsen, und zur andern Natur werden und im Knaben und Mädchen schwer mehr zu überwinden sein und sich leicht in's ganze spätere Leben hineinziehen, als giftige Wurzeln, welche das Unkraut der Sünde immer von Neuem ersprießen lassen und das Wachsthum echt christlichen Wesens auf's Wesentlichste behindern – nur zu leicht zum zeitlichen und ewigen Verderben. Und doch hätte dieses Unkraut in den Jahren der Kindheit so leicht ausgerottet werden können! Also ernstwichtige Pflicht und Aufgabe ganz ins- besondere der Mutter, weil sie mehr Gelegenheit hat, am Ende es auch besser versteht, in den zarten Jahren den entsprechenden Einfluß auf ihr Kind auszuüben. Daher soll sie Acht haben auf die Fehler ihrer Kleinen. Vielleicht tritt der eine oder andere Feh- ler besonders an ihnen hervor. Und dann nicht lange zugesehen und gewartet! Nicht denken, das Kind ist noch so jung, es versteht nichts davon; später werde ich schon Sorge haben. O nein! je früher, desto besser; nur früh gelingts. Es thut nicht Noth, daß das Kind die Häßlichkeit des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/284
Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/284>, abgerufen am 22.11.2024.