haft gute Mutter leisten, so sehr sie auch das, woran es der Vater fehlen lässet, ersetzen mag, voll und ganz wird - wenigstens ohne ganz besondere Gnade von oben - dieser Ersatz doch schwerlich jemals sein.
Sehen wir uns in der ganzen Natur um; überall hat der Schöpfer für die einzelnen Pflanzen oder Thiere einen gewissen Kreis heilsamer Einflüsse ge- schaffen, welche das volle Gedeihen und Wachsthum derselben bedingen. Fehlt auch nur einer von diesen Einflüssen, oder findet er nicht in entsprechender Weise statt, so wird in der Entwickelung der Pflanze, des Thieres ein gewisser Mangel, ein gewisses Stocken, ein gewisses Zurückbleiben, etwas Unvollendetes, viel- leicht selbst Verkrüppeltes zu Tage treten.
Eine ganz ähnliche Bewandtniß hat es in unserm Falle. Wie für das Leben des Kindes, so hat der Herr auch für dessen fernere Entwicklung ein Eltern- Paar geordnet; nicht Vater oder Mutter allein, son- dern Vater und Mutter. Die Einflüsse von Beiden müssen vereint dem Kinde zukommen, an ihm geltend werden, soll es anders das werden, was es nach Gottes Idee und Willen zu werden bestimmt ist. Hat der Schöpfer die weibliche Natur der Mutter mehr und vorherrschend ausgestattet mit den für eine gedeihliche Erziehung erforderlichen oder zuträglichen Eigenschaften des Herzens, so sind in Kraft dessel- ben göttlichen Schöpferwillens in der männlichen Natur des Vaters jene Eigenschaften des Geistes und Willens, welche einen guten Erfolg der Er- ziehung bedingen, meist so viel reichlicher vertreten. Indem also Beide, Mutter und Vater das vom Herrn ihnen Gegebene im Werke der Erziehung gleich- sam zusammentragen und vereint zur Geltung bringen,
haft gute Mutter leisten, so sehr sie auch das, woran es der Vater fehlen lässet, ersetzen mag, voll und ganz wird – wenigstens ohne ganz besondere Gnade von oben – dieser Ersatz doch schwerlich jemals sein.
Sehen wir uns in der ganzen Natur um; überall hat der Schöpfer für die einzelnen Pflanzen oder Thiere einen gewissen Kreis heilsamer Einflüsse ge- schaffen, welche das volle Gedeihen und Wachsthum derselben bedingen. Fehlt auch nur einer von diesen Einflüssen, oder findet er nicht in entsprechender Weise statt, so wird in der Entwickelung der Pflanze, des Thieres ein gewisser Mangel, ein gewisses Stocken, ein gewisses Zurückbleiben, etwas Unvollendetes, viel- leicht selbst Verkrüppeltes zu Tage treten.
Eine ganz ähnliche Bewandtniß hat es in unserm Falle. Wie für das Leben des Kindes, so hat der Herr auch für dessen fernere Entwicklung ein Eltern- Paar geordnet; nicht Vater oder Mutter allein, son- dern Vater und Mutter. Die Einflüsse von Beiden müssen vereint dem Kinde zukommen, an ihm geltend werden, soll es anders das werden, was es nach Gottes Idee und Willen zu werden bestimmt ist. Hat der Schöpfer die weibliche Natur der Mutter mehr und vorherrschend ausgestattet mit den für eine gedeihliche Erziehung erforderlichen oder zuträglichen Eigenschaften des Herzens, so sind in Kraft dessel- ben göttlichen Schöpferwillens in der männlichen Natur des Vaters jene Eigenschaften des Geistes und Willens, welche einen guten Erfolg der Er- ziehung bedingen, meist so viel reichlicher vertreten. Indem also Beide, Mutter und Vater das vom Herrn ihnen Gegebene im Werke der Erziehung gleich- sam zusammentragen und vereint zur Geltung bringen,
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[31/0034]
haft gute Mutter leisten, so sehr sie auch das, woran
es der Vater fehlen lässet, ersetzen mag, voll und
ganz wird – wenigstens ohne ganz besondere Gnade
von oben – dieser Ersatz doch schwerlich jemals sein.
Sehen wir uns in der ganzen Natur um; überall
hat der Schöpfer für die einzelnen Pflanzen oder
Thiere einen gewissen Kreis heilsamer Einflüsse ge-
schaffen, welche das volle Gedeihen und Wachsthum
derselben bedingen. Fehlt auch nur einer von diesen
Einflüssen, oder findet er nicht in entsprechender
Weise statt, so wird in der Entwickelung der Pflanze,
des Thieres ein gewisser Mangel, ein gewisses Stocken,
ein gewisses Zurückbleiben, etwas Unvollendetes, viel-
leicht selbst Verkrüppeltes zu Tage treten.
Eine ganz ähnliche Bewandtniß hat es in unserm
Falle. Wie für das Leben des Kindes, so hat der
Herr auch für dessen fernere Entwicklung ein Eltern-
Paar geordnet; nicht Vater oder Mutter allein, son-
dern Vater und Mutter. Die Einflüsse von Beiden
müssen vereint dem Kinde zukommen, an ihm geltend
werden, soll es anders das werden, was es nach
Gottes Idee und Willen zu werden bestimmt ist.
Hat der Schöpfer die weibliche Natur der Mutter
mehr und vorherrschend ausgestattet mit den für eine
gedeihliche Erziehung erforderlichen oder zuträglichen
Eigenschaften des Herzens, so sind in Kraft dessel-
ben göttlichen Schöpferwillens in der männlichen
Natur des Vaters jene Eigenschaften des Geistes
und Willens, welche einen guten Erfolg der Er-
ziehung bedingen, meist so viel reichlicher vertreten.
Indem also Beide, Mutter und Vater das vom
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/34>, abgerufen am 21.11.2024.
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