Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

gen des Lebens nicht gar zu sehr aufgehest. Frag
dich oft und sag dir: "Worum handelt es sich denn
bei meinen zeitlichen Angelegenheiten, bei meinen Ge-
schäften, Arbeiten und Sorgen? Um was anders,
als um mein und meiner Kinder Wohl, darum,
dieses, jenes Gute zu erringen, dieses, jenes Uebele
abzuwenden. Nun aber giebt es nichts auf der Welt,
wodurch mein und meiner Kinder Wohl in solchem
Grade bedingt wäre, als die Uebung christlicher Gottes-
furcht und Frömmigkeit; nichts, wodurch so vieles
und großes Uebel über mich und meine Kinder ge-
bracht wird, als durch Vernachlässigung dieser Uebung,
durch Gleichgültigkeit und Sünde."

Und die Folgerung: "So ist's billig, daß nichts
mir so sehr am Herzen liege, als treue und beharr-
liche Uebung der christlichen Gottesfurcht und Fröm-
migkeit."

Was thut dazu Noth? Die Antwort giebt uns
die fernern Mittel:

2. Bete!

Bete namentlich am Morgen und am Abende.
Das muß heilige Regel sein. Wer selbst am Morgen
und Abende nicht wenigstens ein kurzes Gebet ver-
richtet (zu andern Zeiten des Tages wird der's noch
viel weniger thun), der beweiset dadurch schon, daß
das religiöse Leben in ihm, wenn nicht schon erstor-
ben, doch am Ersterben ist; aber eben in Folge dieser
Versäumniß wird dasselbe nach und nach sicher mehr
und mehr ersterben und der Mensch ganz in irdi-
schen Bestrebungen und in Sünde aufgehen. Oder
muß er, wenn er nicht einmal am Beginn und Schluß
des Tages ein wenig zur Besinnung kommt, um sich
seiner höhern Bestimmung und der ewigen Wahr-

gen des Lebens nicht gar zu sehr aufgehest. Frag
dich oft und sag dir: „Worum handelt es sich denn
bei meinen zeitlichen Angelegenheiten, bei meinen Ge-
schäften, Arbeiten und Sorgen? Um was anders,
als um mein und meiner Kinder Wohl, darum,
dieses, jenes Gute zu erringen, dieses, jenes Uebele
abzuwenden. Nun aber giebt es nichts auf der Welt,
wodurch mein und meiner Kinder Wohl in solchem
Grade bedingt wäre, als die Uebung christlicher Gottes-
furcht und Frömmigkeit; nichts, wodurch so vieles
und großes Uebel über mich und meine Kinder ge-
bracht wird, als durch Vernachlässigung dieser Uebung,
durch Gleichgültigkeit und Sünde.“

Und die Folgerung: „So ist's billig, daß nichts
mir so sehr am Herzen liege, als treue und beharr-
liche Uebung der christlichen Gottesfurcht und Fröm-
migkeit.“

Was thut dazu Noth? Die Antwort giebt uns
die fernern Mittel:

2. Bete!

Bete namentlich am Morgen und am Abende.
Das muß heilige Regel sein. Wer selbst am Morgen
und Abende nicht wenigstens ein kurzes Gebet ver-
richtet (zu andern Zeiten des Tages wird der's noch
viel weniger thun), der beweiset dadurch schon, daß
das religiöse Leben in ihm, wenn nicht schon erstor-
ben, doch am Ersterben ist; aber eben in Folge dieser
Versäumniß wird dasselbe nach und nach sicher mehr
und mehr ersterben und der Mensch ganz in irdi-
schen Bestrebungen und in Sünde aufgehen. Oder
muß er, wenn er nicht einmal am Beginn und Schluß
des Tages ein wenig zur Besinnung kommt, um sich
seiner höhern Bestimmung und der ewigen Wahr-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0077" xml:id="C889V3_001_1874_pb0074_0001" n="74"/>
gen des Lebens nicht gar zu sehr aufgehest. Frag<lb/>
dich oft und sag dir: <q>&#x201E;Worum handelt es sich denn<lb/>
bei meinen zeitlichen Angelegenheiten, bei meinen Ge-<lb/>
schäften, Arbeiten und Sorgen? Um was anders,<lb/>
als um mein und meiner Kinder Wohl, darum,<lb/>
dieses, jenes Gute zu erringen, dieses, jenes Uebele<lb/>
abzuwenden. Nun aber giebt es nichts auf der Welt,<lb/>
wodurch mein und meiner Kinder Wohl in solchem<lb/>
Grade bedingt wäre, als die Uebung christlicher Gottes-<lb/>
furcht und Frömmigkeit; nichts, wodurch so vieles<lb/>
und großes Uebel über mich und meine Kinder ge-<lb/>
bracht wird, als durch Vernachlässigung dieser Uebung,<lb/>
durch Gleichgültigkeit und Sünde.&#x201C;</q></p>
            <p>Und die Folgerung: <q>&#x201E;So ist's billig, daß nichts<lb/>
mir so sehr am Herzen liege, als treue und beharr-<lb/>
liche Uebung der christlichen Gottesfurcht und Fröm-<lb/>
migkeit.&#x201C;</q></p>
            <p>Was thut dazu Noth? Die Antwort giebt uns<lb/>
die fernern Mittel:</p>
          </div>
          <div>
            <head rendition="#c">2. Bete!</head><lb/>
            <p>Bete namentlich am Morgen und am Abende.<lb/>
Das muß heilige Regel sein. Wer selbst am Morgen<lb/>
und Abende nicht wenigstens ein kurzes Gebet ver-<lb/>
richtet (zu andern Zeiten des Tages wird der's noch<lb/>
viel weniger thun), der beweiset <hi rendition="#g">dadurch schon</hi>, daß<lb/>
das religiöse Leben in ihm, wenn nicht schon erstor-<lb/>
ben, doch am Ersterben ist; aber eben in Folge dieser<lb/>
Versäumniß wird dasselbe nach und nach sicher mehr<lb/>
und mehr ersterben und der Mensch ganz in irdi-<lb/>
schen Bestrebungen und in Sünde aufgehen. Oder<lb/>
muß er, wenn er nicht einmal am Beginn und Schluß<lb/>
des Tages ein wenig zur Besinnung kommt, um sich<lb/>
seiner höhern Bestimmung und der ewigen Wahr-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0077] gen des Lebens nicht gar zu sehr aufgehest. Frag dich oft und sag dir: „Worum handelt es sich denn bei meinen zeitlichen Angelegenheiten, bei meinen Ge- schäften, Arbeiten und Sorgen? Um was anders, als um mein und meiner Kinder Wohl, darum, dieses, jenes Gute zu erringen, dieses, jenes Uebele abzuwenden. Nun aber giebt es nichts auf der Welt, wodurch mein und meiner Kinder Wohl in solchem Grade bedingt wäre, als die Uebung christlicher Gottes- furcht und Frömmigkeit; nichts, wodurch so vieles und großes Uebel über mich und meine Kinder ge- bracht wird, als durch Vernachlässigung dieser Uebung, durch Gleichgültigkeit und Sünde.“ Und die Folgerung: „So ist's billig, daß nichts mir so sehr am Herzen liege, als treue und beharr- liche Uebung der christlichen Gottesfurcht und Fröm- migkeit.“ Was thut dazu Noth? Die Antwort giebt uns die fernern Mittel: 2. Bete! Bete namentlich am Morgen und am Abende. Das muß heilige Regel sein. Wer selbst am Morgen und Abende nicht wenigstens ein kurzes Gebet ver- richtet (zu andern Zeiten des Tages wird der's noch viel weniger thun), der beweiset dadurch schon, daß das religiöse Leben in ihm, wenn nicht schon erstor- ben, doch am Ersterben ist; aber eben in Folge dieser Versäumniß wird dasselbe nach und nach sicher mehr und mehr ersterben und der Mensch ganz in irdi- schen Bestrebungen und in Sünde aufgehen. Oder muß er, wenn er nicht einmal am Beginn und Schluß des Tages ein wenig zur Besinnung kommt, um sich seiner höhern Bestimmung und der ewigen Wahr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/77
Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/77>, abgerufen am 18.12.2024.