Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XXXV. Betrachtung. Jesus der Martha zu ihrer Beruhigung sagte:Dein Bruder soll auferstehen; ich bin die Aufer- stehung und das Leben, wer an mich gläubet, der wird leben, ob er gleich stirbt; und wer da lebet und gläubt an mich, der wird nimmermehr sterben;*) das heißt: der wird ewig fortleben, ewig glückselig seyn; das will ich auch mir oft vorsagen, damit ich nicht trostlos seyn darf, wie die Heyden, die keine Hofnung haben. Froh will ich der Stunde entgegensehen, die einst gewiß kommt, so wahr Gott, so wahr Jesus Christus lebt, die Stunde, wo alle, die in den Gräbern liegen, die allmächtige Stimme des Sohnes Gottes hören, und wo alle fromme gute Christen zum bessern Le- ben erwachen sollen. Muß ich also meine Lieben zum Grabe begleiten, muß ich einem meiner Freun- de nach dem andern zu seiner Ruhestätte mit wei- nenden Augen folgen, o dann will ich denken: Nur ihr sterblicher Körper liegt und verweset im Staube, aber ihr unsterblicher Geist ist zu dir, o Gott, ihrem Schöpfer zurück gekehrt. Oft will ich an ihre guten Lehren, an ihr frommes Bey- spiel, an ihre Ermahnungen und Warnungen, an ihre Wohlthaten und Dienstleistungen mich erin- nern. Dadurch will ich mich zu frommen Gesin- nungen, *) Joh. 11, 25. 26.
XXXV. Betrachtung. Jeſus der Martha zu ihrer Beruhigung ſagte:Dein Bruder ſoll auferſtehen; ich bin die Aufer- ſtehung und das Leben, wer an mich gläubet, der wird leben, ob er gleich ſtirbt; und wer da lebet und gläubt an mich, der wird nimmermehr ſterben;*) das heißt: der wird ewig fortleben, ewig glückſelig ſeyn; das will ich auch mir oft vorſagen, damit ich nicht troſtlos ſeyn darf, wie die Heyden, die keine Hofnung haben. Froh will ich der Stunde entgegenſehen, die einſt gewiß kommt, ſo wahr Gott, ſo wahr Jeſus Chriſtus lebt, die Stunde, wo alle, die in den Gräbern liegen, die allmächtige Stimme des Sohnes Gottes hören, und wo alle fromme gute Chriſten zum beſſern Le- ben erwachen ſollen. Muß ich alſo meine Lieben zum Grabe begleiten, muß ich einem meiner Freun- de nach dem andern zu ſeiner Ruheſtätte mit wei- nenden Augen folgen, o dann will ich denken: Nur ihr ſterblicher Körper liegt und verweſet im Staube, aber ihr unſterblicher Geiſt iſt zu dir, o Gott, ihrem Schöpfer zurück gekehrt. Oft will ich an ihre guten Lehren, an ihr frommes Bey- ſpiel, an ihre Ermahnungen und Warnungen, an ihre Wohlthaten und Dienſtleiſtungen mich erin- nern. Dadurch will ich mich zu frommen Geſin- nungen, *) Joh. 11, 25. 26.
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XXXV. Betrachtung.
Jeſus der Martha zu ihrer Beruhigung ſagte:
Dein Bruder ſoll auferſtehen; ich bin die Aufer-
ſtehung und das Leben, wer an mich gläubet,
der wird leben, ob er gleich ſtirbt; und wer da
lebet und gläubt an mich, der wird nimmermehr
ſterben; *) das heißt: der wird ewig fortleben,
ewig glückſelig ſeyn; das will ich auch mir oft
vorſagen, damit ich nicht troſtlos ſeyn darf, wie
die Heyden, die keine Hofnung haben. Froh will ich
der Stunde entgegenſehen, die einſt gewiß kommt,
ſo wahr Gott, ſo wahr Jeſus Chriſtus lebt, die
Stunde, wo alle, die in den Gräbern liegen, die
allmächtige Stimme des Sohnes Gottes hören,
und wo alle fromme gute Chriſten zum beſſern Le-
ben erwachen ſollen. Muß ich alſo meine Lieben
zum Grabe begleiten, muß ich einem meiner Freun-
de nach dem andern zu ſeiner Ruheſtätte mit wei-
nenden Augen folgen, o dann will ich denken:
Nur ihr ſterblicher Körper liegt und verweſet im
Staube, aber ihr unſterblicher Geiſt iſt zu dir, o
Gott, ihrem Schöpfer zurück gekehrt. Oft will
ich an ihre guten Lehren, an ihr frommes Bey-
ſpiel, an ihre Ermahnungen und Warnungen, an
ihre Wohlthaten und Dienſtleiſtungen mich erin-
nern. Dadurch will ich mich zu frommen Geſin-
nungen,
*) Joh. 11, 25. 26.
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