Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XLII. Betrachtung. be vielmehr, daß keine Mühe, keine Arbeit vergeb-lich ist, die andern nützet, wenn sie gleich dir selbst keinen sichtbaren Vortheil bringt. Treibe die Ge- schäfte deines Amts und Berufs mit Sorgfalt und Treue; aber nicht blos, weil sie dich nähren und be- reichern, sondern weil Gott es fordert, und weil du der menschlichen Gesellschaft dadurch nützlich wirst, und siehe nicht blos auf das deine, sondern auch auf das, was des andern ist. Denn so dachte Jesus, dein Anführer und Vorgänger. Der kam nicht, um sich dienen zu lassen, sondern andern zu dienen, und sein Leben sogar zum Lösegelde für die Menschen da- hin zu geben. Zum Be[ste]n der Menschen opferte er seine Kräfte auf; und so mußt auch du denken und handeln. Mit diesem Entschlusse mußt du jeden Morgen an dein tägliches Geschäfte gehen, und nach dem Ruhme eines frommen, gewissenhaften und fleißigen Arbeiters streben. Ja, der menschlichen Gesellschaft immer nützlicher zu werden, das muß von nun an dein eifrigstes Bestreben, dein größter Ruhm seyn. Stärke du mich selbst, o Gott, un- ermüdet Gutes zu thun, und laß mich, so wie du, stets auf eine nützliche Art thätig und geschäftig seyn, bis der Abend meines Lebens herankommt, wo ich von aller Mühe und Arbeit ausruhen, und alsdann zu edleren Gefchäften von dir dort im Himmel ge- braucht werden soll. Nach
XLII. Betrachtung. be vielmehr, daß keine Mühe, keine Arbeit vergeb-lich iſt, die andern nützet, wenn ſie gleich dir ſelbſt keinen ſichtbaren Vortheil bringt. Treibe die Ge- ſchäfte deines Amts und Berufs mit Sorgfalt und Treue; aber nicht blos, weil ſie dich nähren und be- reichern, ſondern weil Gott es fordert, und weil du der menſchlichen Geſellſchaft dadurch nützlich wirſt, und ſiehe nicht blos auf das deine, ſondern auch auf das, was des andern iſt. Denn ſo dachte Jeſus, dein Anführer und Vorgänger. Der kam nicht, um ſich dienen zu laſſen, ſondern andern zu dienen, und ſein Leben ſogar zum Löſegelde für die Menſchen da- hin zu geben. Zum Be[ſte]n der Menſchen opferte er ſeine Kräfte auf; und ſo mußt auch du denken und handeln. Mit dieſem Entſchluſſe mußt du jeden Morgen an dein tägliches Geſchäfte gehen, und nach dem Ruhme eines frommen, gewiſſenhaften und fleißigen Arbeiters ſtreben. Ja, der menſchlichen Geſellſchaft immer nützlicher zu werden, das muß von nun an dein eifrigſtes Beſtreben, dein größter Ruhm ſeyn. Stärke du mich ſelbſt, o Gott, un- ermüdet Gutes zu thun, und laß mich, ſo wie du, ſtets auf eine nützliche Art thätig und geſchäftig ſeyn, bis der Abend meines Lebens herankommt, wo ich von aller Mühe und Arbeit ausruhen, und alsdann zu edleren Gefchäften von dir dort im Himmel ge- braucht werden ſoll. Nach
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0304" n="278"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XLII.</hi> Betrachtung.</fw><lb/> be vielmehr, daß keine Mühe, keine Arbeit vergeb-<lb/> lich iſt, die andern nützet, wenn ſie gleich dir ſelbſt<lb/> keinen ſichtbaren Vortheil bringt. Treibe die Ge-<lb/> ſchäfte deines Amts und Berufs mit Sorgfalt und<lb/> Treue; aber nicht blos, weil ſie dich nähren und be-<lb/> reichern, ſondern weil Gott es fordert, und weil du<lb/> der menſchlichen Geſellſchaft dadurch nützlich wirſt,<lb/> und ſiehe nicht blos auf das deine, ſondern auch auf<lb/> das, was des andern iſt. Denn ſo dachte Jeſus,<lb/> dein Anführer und Vorgänger. Der kam nicht, um<lb/> ſich dienen zu laſſen, ſondern andern zu dienen, und<lb/> ſein Leben ſogar zum Löſegelde für die Menſchen da-<lb/> hin zu geben. Zum Be<supplied>ſte</supplied>n der Menſchen opferte er<lb/> ſeine Kräfte auf; und ſo mußt auch du denken und<lb/> handeln. Mit dieſem Entſchluſſe mußt du jeden<lb/> Morgen an dein tägliches Geſchäfte gehen, und nach<lb/> dem Ruhme eines frommen, gewiſſenhaften und<lb/> fleißigen Arbeiters ſtreben. Ja, der menſchlichen<lb/> Geſellſchaft immer nützlicher zu werden, das muß<lb/> von nun an dein eifrigſtes Beſtreben, dein größter<lb/> Ruhm ſeyn. Stärke du mich ſelbſt, o Gott, un-<lb/> ermüdet Gutes zu thun, und laß mich, ſo wie du,<lb/> ſtets auf eine nützliche Art thätig und geſchäftig ſeyn,<lb/> bis der Abend meines Lebens herankommt, wo ich<lb/> von aller Mühe und Arbeit ausruhen, und alsdann<lb/> zu edleren Gefchäften von dir dort im Himmel ge-<lb/> braucht werden ſoll.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nach</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [278/0304]
XLII. Betrachtung.
be vielmehr, daß keine Mühe, keine Arbeit vergeb-
lich iſt, die andern nützet, wenn ſie gleich dir ſelbſt
keinen ſichtbaren Vortheil bringt. Treibe die Ge-
ſchäfte deines Amts und Berufs mit Sorgfalt und
Treue; aber nicht blos, weil ſie dich nähren und be-
reichern, ſondern weil Gott es fordert, und weil du
der menſchlichen Geſellſchaft dadurch nützlich wirſt,
und ſiehe nicht blos auf das deine, ſondern auch auf
das, was des andern iſt. Denn ſo dachte Jeſus,
dein Anführer und Vorgänger. Der kam nicht, um
ſich dienen zu laſſen, ſondern andern zu dienen, und
ſein Leben ſogar zum Löſegelde für die Menſchen da-
hin zu geben. Zum Beſten der Menſchen opferte er
ſeine Kräfte auf; und ſo mußt auch du denken und
handeln. Mit dieſem Entſchluſſe mußt du jeden
Morgen an dein tägliches Geſchäfte gehen, und nach
dem Ruhme eines frommen, gewiſſenhaften und
fleißigen Arbeiters ſtreben. Ja, der menſchlichen
Geſellſchaft immer nützlicher zu werden, das muß
von nun an dein eifrigſtes Beſtreben, dein größter
Ruhm ſeyn. Stärke du mich ſelbſt, o Gott, un-
ermüdet Gutes zu thun, und laß mich, ſo wie du,
ſtets auf eine nützliche Art thätig und geſchäftig ſeyn,
bis der Abend meines Lebens herankommt, wo ich
von aller Mühe und Arbeit ausruhen, und alsdann
zu edleren Gefchäften von dir dort im Himmel ge-
braucht werden ſoll.
Nach
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |