Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

LXI. Betrachtung.
Laß sanft sie dir im Schooße ruhn,
Dir folgen, deinen Willen thun.

Daß wir in ihnen Christen sehen,
Die freudig deine Wege gehen,
Und Bürger, einst voll Lust und Muth
Zu thun, was edel ist und gut.


Einundsechszigste Betrachtung.
Jesu weise und liebreiche Art, mit welcher er
seine Schüler stufenweise auf sein Leiden
vorbereitete.

Röm. 12, 11. Schicket euch in die Zeit.

Als der Erlöser sein öffentliches Lehramt antrat,
glaubte wohl Niemand, daß er seine irdische
Laufbahn so früh endigen würde, als es wirklich ge-
schahe. Denn er war damals erst dreyßig Jahr,
folglich noch in der besten Blühte seines Lebens.
Sein Körper war nie durch Krankheit geschwächt
worden, und bey allen seinen Geschäften fühlte er sei-
ne Gesundheit gestärkt durch den heitern frohen Muth,
der ihn stets belebte. Dem ohngeachtet gab er bald
nach dem Antritte seines Lehramts zu erkennen, daß
ihm ein gewaltsamer Tod bevorstünde, wozu gleich-
wohl damals noch gar kein Anschein vorhanden war,
weil er zwar viel Feinde hatte, aber doch auch von

dem
C c 2

LXI. Betrachtung.
Laß ſanft ſie dir im Schooße ruhn,
Dir folgen, deinen Willen thun.

Daß wir in ihnen Chriſten ſehen,
Die freudig deine Wege gehen,
Und Bürger, einſt voll Luſt und Muth
Zu thun, was edel iſt und gut.


Einundſechszigſte Betrachtung.
Jeſu weiſe und liebreiche Art, mit welcher er
ſeine Schüler ſtufenweiſe auf ſein Leiden
vorbereitete.

Röm. 12, 11. Schicket euch in die Zeit.

Als der Erlöſer ſein öffentliches Lehramt antrat,
glaubte wohl Niemand, daß er ſeine irdiſche
Laufbahn ſo früh endigen würde, als es wirklich ge-
ſchahe. Denn er war damals erſt dreyßig Jahr,
folglich noch in der beſten Blühte ſeines Lebens.
Sein Körper war nie durch Krankheit geſchwächt
worden, und bey allen ſeinen Geſchäften fühlte er ſei-
ne Geſundheit geſtärkt durch den heitern frohen Muth,
der ihn ſtets belebte. Dem ohngeachtet gab er bald
nach dem Antritte ſeines Lehramts zu erkennen, daß
ihm ein gewaltſamer Tod bevorſtünde, wozu gleich-
wohl damals noch gar kein Anſchein vorhanden war,
weil er zwar viel Feinde hatte, aber doch auch von

dem
C c 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0429" n="403"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">LXI.</hi> Betrachtung.</fw><lb/>
              <l>Laß &#x017F;anft &#x017F;ie dir im Schooße ruhn,</l><lb/>
              <l>Dir folgen, deinen Willen thun.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Daß wir in ihnen Chri&#x017F;ten &#x017F;ehen,</l><lb/>
              <l>Die freudig deine Wege gehen,</l><lb/>
              <l>Und Bürger, ein&#x017F;t voll Lu&#x017F;t und Muth</l><lb/>
              <l>Zu thun, was edel i&#x017F;t und gut.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Einund&#x017F;echszig&#x017F;te Betrachtung.<lb/>
Je&#x017F;u wei&#x017F;e und liebreiche Art, mit welcher er<lb/>
&#x017F;eine Schüler &#x017F;tufenwei&#x017F;e auf &#x017F;ein Leiden<lb/>
vorbereitete.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Röm. 12, 11. <hi rendition="#g">Schicket euch in die Zeit</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>ls der Erlö&#x017F;er &#x017F;ein öffentliches Lehramt antrat,<lb/>
glaubte wohl Niemand, daß er &#x017F;eine irdi&#x017F;che<lb/>
Laufbahn &#x017F;o früh endigen würde, als es wirklich ge-<lb/>
&#x017F;chahe. Denn er war damals er&#x017F;t dreyßig Jahr,<lb/>
folglich noch in der be&#x017F;ten Blühte &#x017F;eines Lebens.<lb/>
Sein Körper war nie durch Krankheit ge&#x017F;chwächt<lb/>
worden, und bey allen &#x017F;einen Ge&#x017F;chäften fühlte er &#x017F;ei-<lb/>
ne Ge&#x017F;undheit ge&#x017F;tärkt durch den heitern frohen Muth,<lb/>
der ihn &#x017F;tets belebte. Dem ohngeachtet gab er bald<lb/>
nach dem Antritte &#x017F;eines Lehramts zu erkennen, daß<lb/>
ihm ein gewalt&#x017F;amer Tod bevor&#x017F;tünde, wozu gleich-<lb/>
wohl damals noch gar kein An&#x017F;chein vorhanden war,<lb/>
weil er zwar viel Feinde hatte, aber doch auch von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 2</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[403/0429] LXI. Betrachtung. Laß ſanft ſie dir im Schooße ruhn, Dir folgen, deinen Willen thun. Daß wir in ihnen Chriſten ſehen, Die freudig deine Wege gehen, Und Bürger, einſt voll Luſt und Muth Zu thun, was edel iſt und gut. Einundſechszigſte Betrachtung. Jeſu weiſe und liebreiche Art, mit welcher er ſeine Schüler ſtufenweiſe auf ſein Leiden vorbereitete. Röm. 12, 11. Schicket euch in die Zeit. Als der Erlöſer ſein öffentliches Lehramt antrat, glaubte wohl Niemand, daß er ſeine irdiſche Laufbahn ſo früh endigen würde, als es wirklich ge- ſchahe. Denn er war damals erſt dreyßig Jahr, folglich noch in der beſten Blühte ſeines Lebens. Sein Körper war nie durch Krankheit geſchwächt worden, und bey allen ſeinen Geſchäften fühlte er ſei- ne Geſundheit geſtärkt durch den heitern frohen Muth, der ihn ſtets belebte. Dem ohngeachtet gab er bald nach dem Antritte ſeines Lehramts zu erkennen, daß ihm ein gewaltſamer Tod bevorſtünde, wozu gleich- wohl damals noch gar kein Anſchein vorhanden war, weil er zwar viel Feinde hatte, aber doch auch von dem C c 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/429
Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/429>, abgerufen am 16.07.2024.