Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.LXVI. Betrachtung. Zufriedenheit Gottes vollendet, und zum Segen fürdie Welt zu Stande gebracht. War gleich seine ir- dische Laufbahn sehr kurz, zählte er gleich nur wenige Jahre; so überfiel ihn doch der Tod nicht unvermu- thet, denn er hatte Gottes Willen gethan, er hatte ein unschuldiges, frommes, gemeinnütziges Leben ge- führt, er hatte zur Zufriedenheit seines himmlischen Vaters sowohl, als zum Besten der Menschen auf die rühmlichste Art alles vollendet. Nun da er am Ziele war, durfte er nichts bereuen, denn alles, was er gethan hatte, war gut und Gott wohlgefällig. Hatte er gleich nur erst den Saamen ausgestreuet, so wußte er doch, daß er aufgehen, blühen und Früch- te tragen würde. Nun übersahe er, wie ein Wandrer am Ziele seiner mühsamen Reise, noch einmal mit ei- nem Blicke sein ganzes zurückgelegtes Leben, das voll von edlen Thaten und menschenfreundlichen Handlun- gen, aber auch voll von Arbeiten, Mühseligkeiten und Leiden gewesen war, und freuete sich, daß er mit frohem Bewußtseyn sagen konnte: Es ist vollbracht!*) nichts zu thun und nichts zu leiden ist nun mehr übrig. Vollbracht war die Verkündigung des Evangelii, vollbracht die tiefe Erniedrigung, zu welcher er sich aus Liebe freywillig herabließ; vollbracht war das ganze Leiden bis zum Kreuzestode, in welchem er sein Leben zum Opfer für die Sünden der Welt dahin gab. *) Joh. 19, 30. E e
LXVI. Betrachtung. Zufriedenheit Gottes vollendet, und zum Segen fürdie Welt zu Stande gebracht. War gleich ſeine ir- diſche Laufbahn ſehr kurz, zählte er gleich nur wenige Jahre; ſo überfiel ihn doch der Tod nicht unvermu- thet, denn er hatte Gottes Willen gethan, er hatte ein unſchuldiges, frommes, gemeinnütziges Leben ge- führt, er hatte zur Zufriedenheit ſeines himmliſchen Vaters ſowohl, als zum Beſten der Menſchen auf die rühmlichſte Art alles vollendet. Nun da er am Ziele war, durfte er nichts bereuen, denn alles, was er gethan hatte, war gut und Gott wohlgefällig. Hatte er gleich nur erſt den Saamen ausgeſtreuet, ſo wußte er doch, daß er aufgehen, blühen und Früch- te tragen würde. Nun überſahe er, wie ein Wandrer am Ziele ſeiner mühſamen Reiſe, noch einmal mit ei- nem Blicke ſein ganzes zurückgelegtes Leben, das voll von edlen Thaten und menſchenfreundlichen Handlun- gen, aber auch voll von Arbeiten, Mühſeligkeiten und Leiden geweſen war, und freuete ſich, daß er mit frohem Bewußtſeyn ſagen konnte: Es iſt vollbracht!*) nichts zu thun und nichts zu leiden iſt nun mehr übrig. Vollbracht war die Verkündigung des Evangelii, vollbracht die tiefe Erniedrigung, zu welcher er ſich aus Liebe freywillig herabließ; vollbracht war das ganze Leiden bis zum Kreuzestode, in welchem er ſein Leben zum Opfer für die Sünden der Welt dahin gab. *) Joh. 19, 30. E e
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LXVI. Betrachtung.
Zufriedenheit Gottes vollendet, und zum Segen für
die Welt zu Stande gebracht. War gleich ſeine ir-
diſche Laufbahn ſehr kurz, zählte er gleich nur wenige
Jahre; ſo überfiel ihn doch der Tod nicht unvermu-
thet, denn er hatte Gottes Willen gethan, er hatte
ein unſchuldiges, frommes, gemeinnütziges Leben ge-
führt, er hatte zur Zufriedenheit ſeines himmliſchen
Vaters ſowohl, als zum Beſten der Menſchen auf
die rühmlichſte Art alles vollendet. Nun da er am
Ziele war, durfte er nichts bereuen, denn alles, was
er gethan hatte, war gut und Gott wohlgefällig.
Hatte er gleich nur erſt den Saamen ausgeſtreuet,
ſo wußte er doch, daß er aufgehen, blühen und Früch-
te tragen würde. Nun überſahe er, wie ein Wandrer
am Ziele ſeiner mühſamen Reiſe, noch einmal mit ei-
nem Blicke ſein ganzes zurückgelegtes Leben, das voll
von edlen Thaten und menſchenfreundlichen Handlun-
gen, aber auch voll von Arbeiten, Mühſeligkeiten
und Leiden geweſen war, und freuete ſich, daß er mit
frohem Bewußtſeyn ſagen konnte: Es iſt vollbracht! *)
nichts zu thun und nichts zu leiden iſt nun mehr übrig.
Vollbracht war die Verkündigung des Evangelii,
vollbracht die tiefe Erniedrigung, zu welcher er ſich
aus Liebe freywillig herabließ; vollbracht war das
ganze Leiden bis zum Kreuzestode, in welchem er ſein
Leben zum Opfer für die Sünden der Welt dahin
gab.
*) Joh. 19, 30.
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