Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.LXIX. Betrachtung. nicht denken. Haben wir bey dem Genusse desAbendmahls uns zur Führung eines frommen und unbescholtenen Lebens anheischig gemacht, so muß auch dieser Vorsatz in Erfüllung gehn, er muß That und Wahrheit werden, woferne wir nicht als Meineidige erfunden werden wollen. Wir müs- sen täglich in unsern Glauben darreichen Tugend, in der Tugend Gottseligkeit, in der Gottseligkeit brüderliche Liebe, in der brüderlichen Liebe allgemeine Liebe. Stets müssen wir immer mehr streben nach dem, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was keusch ist; ist irgend etwa ein Lob, ist eine Tu- gend, die müssen wir ausüben. Ja, theuerster Erlöser, so oft ich dein Abend- will F f 2
LXIX. Betrachtung. nicht denken. Haben wir bey dem Genuſſe desAbendmahls uns zur Führung eines frommen und unbeſcholtenen Lebens anheiſchig gemacht, ſo muß auch dieſer Vorſatz in Erfüllung gehn, er muß That und Wahrheit werden, woferne wir nicht als Meineidige erfunden werden wollen. Wir müſ- ſen täglich in unſern Glauben darreichen Tugend, in der Tugend Gottſeligkeit, in der Gottſeligkeit brüderliche Liebe, in der brüderlichen Liebe allgemeine Liebe. Stets müſſen wir immer mehr ſtreben nach dem, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was keuſch iſt; iſt irgend etwa ein Lob, iſt eine Tu- gend, die müſſen wir ausüben. Ja, theuerſter Erlöſer, ſo oft ich dein Abend- will F f 2
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LXIX. Betrachtung.
nicht denken. Haben wir bey dem Genuſſe des
Abendmahls uns zur Führung eines frommen und
unbeſcholtenen Lebens anheiſchig gemacht, ſo muß
auch dieſer Vorſatz in Erfüllung gehn, er muß
That und Wahrheit werden, woferne wir nicht
als Meineidige erfunden werden wollen. Wir müſ-
ſen täglich in unſern Glauben darreichen Tugend,
in der Tugend Gottſeligkeit, in der Gottſeligkeit
brüderliche Liebe, in der brüderlichen Liebe allgemeine
Liebe. Stets müſſen wir immer mehr ſtreben nach
dem, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht,
was keuſch iſt; iſt irgend etwa ein Lob, iſt eine Tu-
gend, die müſſen wir ausüben.
Ja, theuerſter Erlöſer, ſo oft ich dein Abend-
mahl genieſſe, will ich mich nicht nur zur Treue
in deiner Nachfolge verpflichten, ſondern ich wills
auch halten, ich will es zeigen, daß ich dir, meinem
Heilande und Seligmacher, eigenthümlich angehö-
re. Hinfort will ich nicht mir ſelbſt leben, nicht
meinen böſen Lüſten und Leidenſchaften leben; ſon-
dern dir will ich leben, der du für mich geſtorben
und auferſtanden biſt. Mögen andere immerhin
ſich nach den herrſchenden Sitten und Gewohnhei-
ten der Welt richten, und mich für einen Sonder-
ling halten, ich will mich lediglich nach dir und
deiner Lehre bilden, ich will, wie du, mitten un-
ter böſen Beyſpielen heilig leben. Von nun an
will
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