Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.LXIX. Betrachtung. und noch hilft. Gewiß, wenn ich alle diese Ent-schließungen fasse, und ihnen getreu bleibe, so wird jede wohlgehaltene Communion für die Frömmig- keit meines Herzens recht gesegnet seyn, so wird bey jedem Gebrauche des Abendmahls sich der Nutzen desselben auf viele Tage und Wochen, ja auf mein ganzes Leben verbreiten. Zwar ist alles, was ich in der Nachfolge Jesu nach meinen Kräf- ten ausrichte, mangelhaft und unvollkommen, und bey allem meinen Eifer wird noch vieles verab- säumt, vieles vernachläßigt werden. Aber ich ver- lasse mich auf ihn, meinen Mittler und Seligma- cher, ich tröste mich der gewissen Gnade Gottes, die er mir erworben hat. Jch hoffe getrost, er wer- de auch mit meiner Schwachheit Geduld haben, und ich traue seiner Verheißung, die er seinen fehl- lerhaften, aber treuen Freunden gegeben hat: Meine Schaafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Und ich gebe ih- nen das ewige Leben, sie werden nimmermehr umkommen, und Niemand wird sie aus meiner Hand reissen.*) Ja, mein Erlöser, du giengst den Weg, der zum ewigen Heile führt, voran. Hilf, daß ich dir auf der Bahn der Tugend und Gottse- ligkeit im wahren Glauben standhaft nachwandle, und so in allem, was ich denke, rede und vornehme, dir von Tage zu Tage immer ähnlicher werde. O dann *) Joh. 10, 27. 28. F f 3
LXIX. Betrachtung. und noch hilft. Gewiß, wenn ich alle dieſe Ent-ſchließungen faſſe, und ihnen getreu bleibe, ſo wird jede wohlgehaltene Communion für die Frömmig- keit meines Herzens recht geſegnet ſeyn, ſo wird bey jedem Gebrauche des Abendmahls ſich der Nutzen deſſelben auf viele Tage und Wochen, ja auf mein ganzes Leben verbreiten. Zwar iſt alles, was ich in der Nachfolge Jeſu nach meinen Kräf- ten ausrichte, mangelhaft und unvollkommen, und bey allem meinen Eifer wird noch vieles verab- ſäumt, vieles vernachläßigt werden. Aber ich ver- laſſe mich auf ihn, meinen Mittler und Seligma- cher, ich tröſte mich der gewiſſen Gnade Gottes, die er mir erworben hat. Jch hoffe getroſt, er wer- de auch mit meiner Schwachheit Geduld haben, und ich traue ſeiner Verheißung, die er ſeinen fehl- lerhaften, aber treuen Freunden gegeben hat: Meine Schaafe hören meine Stimme, und ich kenne ſie, und ſie folgen mir. Und ich gebe ih- nen das ewige Leben, ſie werden nimmermehr umkommen, und Niemand wird ſie aus meiner Hand reiſſen.*) Ja, mein Erlöſer, du giengſt den Weg, der zum ewigen Heile führt, voran. Hilf, daß ich dir auf der Bahn der Tugend und Gottſe- ligkeit im wahren Glauben ſtandhaft nachwandle, und ſo in allem, was ich denke, rede und vornehme, dir von Tage zu Tage immer ähnlicher werde. O dann *) Joh. 10, 27. 28. F f 3
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LXIX. Betrachtung.
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ſchließungen faſſe, und ihnen getreu bleibe, ſo wird
jede wohlgehaltene Communion für die Frömmig-
keit meines Herzens recht geſegnet ſeyn, ſo wird
bey jedem Gebrauche des Abendmahls ſich der
Nutzen deſſelben auf viele Tage und Wochen, ja
auf mein ganzes Leben verbreiten. Zwar iſt alles,
was ich in der Nachfolge Jeſu nach meinen Kräf-
ten ausrichte, mangelhaft und unvollkommen, und
bey allem meinen Eifer wird noch vieles verab-
ſäumt, vieles vernachläßigt werden. Aber ich ver-
laſſe mich auf ihn, meinen Mittler und Seligma-
cher, ich tröſte mich der gewiſſen Gnade Gottes,
die er mir erworben hat. Jch hoffe getroſt, er wer-
de auch mit meiner Schwachheit Geduld haben, und
ich traue ſeiner Verheißung, die er ſeinen fehl-
lerhaften, aber treuen Freunden gegeben hat:
Meine Schaafe hören meine Stimme, und ich
kenne ſie, und ſie folgen mir. Und ich gebe ih-
nen das ewige Leben, ſie werden nimmermehr
umkommen, und Niemand wird ſie aus meiner
Hand reiſſen. *) Ja, mein Erlöſer, du giengſt den
Weg, der zum ewigen Heile führt, voran. Hilf,
daß ich dir auf der Bahn der Tugend und Gottſe-
ligkeit im wahren Glauben ſtandhaft nachwandle,
und ſo in allem, was ich denke, rede und vornehme,
dir von Tage zu Tage immer ähnlicher werde. O
dann
*) Joh. 10, 27. 28.
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