Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.V. Betrachtung. euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan ha-be.+) Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter einander liebet, wie ich euch geliebet habe.++) Bisher hatte nehmlich Jesus seinen Schülern allge- meine Menschenliebe empfohlen, nun aber bey seinem Abschiede schärfte er ihnen auch Bruderliebe ein, und zwar in dem hohen Grade, wie er sie zu lieben pfleg- te. Weil er aber dies noch nicht gethan hatte, so nennt er diese Ermahnung ein neu Gebot. Sollte nun nicht jeder, der diese Ermahnungen Jesu recht beherziget, sichs zur Pflicht machen, sein erhabenes Beyspiel zu befolgen? Zumal da auch seine Schüler so oft auf diese Nachahmung dringen, und sie, so wie überhaupt, also auch in einzelnen Fällen, als die sicher- ste Regel eines guten Verhaltens empfehlen. Las- set uns aufsehen, sagen sie, auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens.*) Ein jeglicher sey gesinnet, wie Jesus Christus auch war.**) Wan- delt in der Liebe, gleichwie Christus uns geliebet hat.***) Christus hat gelitten für uns, und uns ein Vorbild gelassen, daß ihr sollt nachfolgen seinen Fuß- tapfen.a) Er hat uns dazu verordnet, daß wir gleich seyn sollen dem Ebenbilde seines Sohnes.b) Sie ermahnen, daß die Christen nicht ihnen selbst, son- +) Joh. 13, 15. ++) Joh. 13, 34. *) Hebr. 12, 2. **) Phil. 2, 5. ***) Ephes. 5, 2. a) 1. Petr. 2, 21. b) Röm. 8, 29.
V. Betrachtung. euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan ha-be.†) Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter einander liebet, wie ich euch geliebet habe.††) Bisher hatte nehmlich Jeſus ſeinen Schülern allge- meine Menſchenliebe empfohlen, nun aber bey ſeinem Abſchiede ſchärfte er ihnen auch Bruderliebe ein, und zwar in dem hohen Grade, wie er ſie zu lieben pfleg- te. Weil er aber dies noch nicht gethan hatte, ſo nennt er dieſe Ermahnung ein neu Gebot. Sollte nun nicht jeder, der dieſe Ermahnungen Jeſu recht beherziget, ſichs zur Pflicht machen, ſein erhabenes Beyſpiel zu befolgen? Zumal da auch ſeine Schüler ſo oft auf dieſe Nachahmung dringen, und ſie, ſo wie überhaupt, alſo auch in einzelnen Fällen, als die ſicher- ſte Regel eines guten Verhaltens empfehlen. Laſ- ſet uns aufſehen, ſagen ſie, auf Jeſum, den Anfänger und Vollender des Glaubens.*) Ein jeglicher ſey geſinnet, wie Jeſus Chriſtus auch war.**) Wan- delt in der Liebe, gleichwie Chriſtus uns geliebet hat.***) Chriſtus hat gelitten für uns, und uns ein Vorbild gelaſſen, daß ihr ſollt nachfolgen ſeinen Fuß- tapfen.a) Er hat uns dazu verordnet, daß wir gleich ſeyn ſollen dem Ebenbilde ſeines Sohnes.b) Sie ermahnen, daß die Chriſten nicht ihnen ſelbſt, ſon- †) Joh. 13, 15. ††) Joh. 13, 34. *) Hebr. 12, 2. **) Phil. 2, 5. ***) Epheſ. 5, 2. a) 1. Petr. 2, 21. b) Röm. 8, 29.
<TEI> <text> <front> <div type="preface"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0052" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">V.</hi> Betrachtung.</fw><lb/><hi rendition="#fr">euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan ha-<lb/> be.</hi><note place="foot" n="†)">Joh. 13, 15.</note><hi rendition="#fr">Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch<lb/> unter einander liebet, wie ich euch geliebet habe.</hi><note place="foot" n="††)">Joh. 13, 34.</note><lb/> Bisher hatte nehmlich Jeſus ſeinen Schülern allge-<lb/> meine Menſchenliebe empfohlen, nun aber bey ſeinem<lb/> Abſchiede ſchärfte er ihnen auch Bruderliebe ein, und<lb/> zwar in dem hohen Grade, wie er ſie zu lieben pfleg-<lb/> te. Weil er aber dies noch nicht gethan hatte, ſo<lb/> nennt er dieſe Ermahnung <hi rendition="#fr">ein neu Gebot.</hi> Sollte<lb/> nun nicht jeder, der dieſe Ermahnungen Jeſu recht<lb/> beherziget, ſichs zur Pflicht machen, ſein erhabenes<lb/> Beyſpiel zu befolgen? Zumal da auch ſeine Schüler<lb/> ſo oft auf dieſe Nachahmung dringen, und ſie, ſo wie<lb/> überhaupt, alſo auch in einzelnen Fällen, als die ſicher-<lb/> ſte Regel eines guten Verhaltens empfehlen. <hi rendition="#fr">Laſ-<lb/> ſet uns aufſehen,</hi> ſagen ſie, <hi rendition="#fr">auf Jeſum, den Anfänger<lb/> und Vollender des Glaubens.</hi><note place="foot" n="*)">Hebr. 12, 2.</note> <hi rendition="#fr">Ein jeglicher ſey<lb/> geſinnet, wie Jeſus Chriſtus auch war.</hi><note place="foot" n="**)">Phil. 2, 5.</note> <hi rendition="#fr">Wan-<lb/> delt in der Liebe, gleichwie Chriſtus uns geliebet<lb/> hat.</hi><note place="foot" n="***)">Epheſ. 5, 2.</note> <hi rendition="#fr">Chriſtus hat gelitten für uns, und uns ein<lb/> Vorbild gelaſſen, daß ihr ſollt nachfolgen ſeinen Fuß-<lb/> tapfen.</hi><note place="foot" n="a)">1. Petr. 2, 21.</note> <hi rendition="#fr">Er hat uns dazu verordnet, daß wir<lb/> gleich ſeyn ſollen dem Ebenbilde ſeines Sohnes.</hi><note place="foot" n="b)">Röm. 8, 29.</note><lb/> Sie ermahnen, daß die Chriſten nicht <hi rendition="#fr">ihnen ſelbſt,</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſon-</fw><lb/></p> </div> </div> </front> </text> </TEI> [26/0052]
V. Betrachtung.
euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan ha-
be. †) Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch
unter einander liebet, wie ich euch geliebet habe. ††)
Bisher hatte nehmlich Jeſus ſeinen Schülern allge-
meine Menſchenliebe empfohlen, nun aber bey ſeinem
Abſchiede ſchärfte er ihnen auch Bruderliebe ein, und
zwar in dem hohen Grade, wie er ſie zu lieben pfleg-
te. Weil er aber dies noch nicht gethan hatte, ſo
nennt er dieſe Ermahnung ein neu Gebot. Sollte
nun nicht jeder, der dieſe Ermahnungen Jeſu recht
beherziget, ſichs zur Pflicht machen, ſein erhabenes
Beyſpiel zu befolgen? Zumal da auch ſeine Schüler
ſo oft auf dieſe Nachahmung dringen, und ſie, ſo wie
überhaupt, alſo auch in einzelnen Fällen, als die ſicher-
ſte Regel eines guten Verhaltens empfehlen. Laſ-
ſet uns aufſehen, ſagen ſie, auf Jeſum, den Anfänger
und Vollender des Glaubens. *) Ein jeglicher ſey
geſinnet, wie Jeſus Chriſtus auch war. **) Wan-
delt in der Liebe, gleichwie Chriſtus uns geliebet
hat. ***) Chriſtus hat gelitten für uns, und uns ein
Vorbild gelaſſen, daß ihr ſollt nachfolgen ſeinen Fuß-
tapfen. a) Er hat uns dazu verordnet, daß wir
gleich ſeyn ſollen dem Ebenbilde ſeines Sohnes. b)
Sie ermahnen, daß die Chriſten nicht ihnen ſelbſt,
ſon-
†) Joh. 13, 15.
††) Joh. 13, 34.
*) Hebr. 12, 2.
**) Phil. 2, 5.
***) Epheſ. 5, 2.
a) 1. Petr. 2, 21.
b) Röm. 8, 29.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |