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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

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Siebende Betrachtung.
Regeln der Behutsamkeit in Absicht auf die
Nachahmung Jesu.

1. Thessal. 5, 21.

Prüfet alles; und das Gute behaltet.

Das Beyspiel des Erlösers hat sehr viel Eigen-
thümliches,
das wir weder nachahmen können,
noch nachahmen dürfen, woferne nicht ein schädlicher
Mißverstand entstehen soll. Er that vieles, was wir
nicht thun dürfen, weil wir das nicht sind, was er
war, und weil seine erhabene Bestimmung nicht die
unsrige ist. Er war der erhabene Sohn Gottes,
und als solcher hatte er große Vorrechte, worauf
sich viele seiner Handlungen gründeten.
Daher
kam es, daß er Wunder verrichtete, daß er in einem
so entscheidenden Tone sprach, wenn er lehrte, er-
mahnte oder warnte. Vermöge dieses seines göttli-
chen Ansehens vertrieb er die Geldwechsler und Opfer-
viehhändler aus dem Vorhofe der Heiden, die sich wie
eine Räuberbande daselbst gelagert hatten,*) um Ge-
winn von denen zu ziehn, die zur Feyer des Oster-
festes gekommen waren, und die, wegen der großen
Entfernung, kein Opfervieh hatten mitbringen kön-
nen, oder die gegen ihr fremdes Geld jüdische gang-
bare Münzen eintauschen mußten, um die gewöhnli-

chen
*) Luc. 19, 45. 46.


Siebende Betrachtung.
Regeln der Behutſamkeit in Abſicht auf die
Nachahmung Jeſu.

1. Theſſal. 5, 21.

Prüfet alles; und das Gute behaltet.

Das Beyſpiel des Erlöſers hat ſehr viel Eigen-
thümliches,
das wir weder nachahmen können,
noch nachahmen dürfen, woferne nicht ein ſchädlicher
Mißverſtand entſtehen ſoll. Er that vieles, was wir
nicht thun dürfen, weil wir das nicht ſind, was er
war, und weil ſeine erhabene Beſtimmung nicht die
unſrige iſt. Er war der erhabene Sohn Gottes,
und als ſolcher hatte er große Vorrechte, worauf
ſich viele ſeiner Handlungen gründeten.
Daher
kam es, daß er Wunder verrichtete, daß er in einem
ſo entſcheidenden Tone ſprach, wenn er lehrte, er-
mahnte oder warnte. Vermöge dieſes ſeines göttli-
chen Anſehens vertrieb er die Geldwechsler und Opfer-
viehhändler aus dem Vorhofe der Heiden, die ſich wie
eine Räuberbande daſelbſt gelagert hatten,*) um Ge-
winn von denen zu ziehn, die zur Feyer des Oſter-
feſtes gekommen waren, und die, wegen der großen
Entfernung, kein Opfervieh hatten mitbringen kön-
nen, oder die gegen ihr fremdes Geld jüdiſche gang-
bare Münzen eintauſchen mußten, um die gewöhnli-

chen
*) Luc. 19, 45. 46.
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[36/0062] Siebende Betrachtung. Regeln der Behutſamkeit in Abſicht auf die Nachahmung Jeſu. 1. Theſſal. 5, 21. Prüfet alles; und das Gute behaltet. Das Beyſpiel des Erlöſers hat ſehr viel Eigen- thümliches, das wir weder nachahmen können, noch nachahmen dürfen, woferne nicht ein ſchädlicher Mißverſtand entſtehen ſoll. Er that vieles, was wir nicht thun dürfen, weil wir das nicht ſind, was er war, und weil ſeine erhabene Beſtimmung nicht die unſrige iſt. Er war der erhabene Sohn Gottes, und als ſolcher hatte er große Vorrechte, worauf ſich viele ſeiner Handlungen gründeten. Daher kam es, daß er Wunder verrichtete, daß er in einem ſo entſcheidenden Tone ſprach, wenn er lehrte, er- mahnte oder warnte. Vermöge dieſes ſeines göttli- chen Anſehens vertrieb er die Geldwechsler und Opfer- viehhändler aus dem Vorhofe der Heiden, die ſich wie eine Räuberbande daſelbſt gelagert hatten, *) um Ge- winn von denen zu ziehn, die zur Feyer des Oſter- feſtes gekommen waren, und die, wegen der großen Entfernung, kein Opfervieh hatten mitbringen kön- nen, oder die gegen ihr fremdes Geld jüdiſche gang- bare Münzen eintauſchen mußten, um die gewöhnli- chen *) Luc. 19, 45. 46.

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/62>, abgerufen am 24.11.2024.