Dein Herz, dem Vater ganz geweiht, War jeder Tugend Tempel. Du, seines Wesens Ebenbild, Warst in der Niedrigkeit erfüllt Mit Weisheit, Macht und Güte.
Neunte Betrachtung. Jesu herzliche Liebe zu Gott.
Matth. 22, 37.
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Her- zen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe.
Wenn man über das Verhalten Jesu gegen Gott und Menschen nachdenkt: so ist es schwer zu entscheiden, ob man mehr seine Menschenliebe, oder die Liebe zu seinem himmlischen Vater bewundern soll. Von diesen beyden Seiten erscheint sein Cha- rakter im schönsten Glanze. Herrlich und reizend ist das Muster seiner Liebe, die er gegen Gott hegte, welche die Triebfeder aller seiner Handlungen und die lautre Quelle aller seiner übrigen Tugenden war. Denn er kannte das Herz seines himmlischen Vaters so gut, war so vertraut mit ihm, empfand auch sein eignes Glück als Gottes lieber Sohn so völlig, daß es nicht anders seyn konnte, es mußte ihn die zärt- lichste Liebe an seinen Vater binden. Von dieser
Liebe
D
IX. Betrachtung.
Dein Herz, dem Vater ganz geweiht, War jeder Tugend Tempel. Du, ſeines Weſens Ebenbild, Warſt in der Niedrigkeit erfüllt Mit Weisheit, Macht und Güte.
Neunte Betrachtung. Jeſu herzliche Liebe zu Gott.
Matth. 22, 37.
Du ſollſt den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Her- zen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe.
Wenn man über das Verhalten Jeſu gegen Gott und Menſchen nachdenkt: ſo iſt es ſchwer zu entſcheiden, ob man mehr ſeine Menſchenliebe, oder die Liebe zu ſeinem himmliſchen Vater bewundern ſoll. Von dieſen beyden Seiten erſcheint ſein Cha- rakter im ſchönſten Glanze. Herrlich und reizend iſt das Muſter ſeiner Liebe, die er gegen Gott hegte, welche die Triebfeder aller ſeiner Handlungen und die lautre Quelle aller ſeiner übrigen Tugenden war. Denn er kannte das Herz ſeines himmliſchen Vaters ſo gut, war ſo vertraut mit ihm, empfand auch ſein eignes Glück als Gottes lieber Sohn ſo völlig, daß es nicht anders ſeyn konnte, es mußte ihn die zärt- lichſte Liebe an ſeinen Vater binden. Von dieſer
Liebe
D
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0075"n="49"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">IX.</hi> Betrachtung.</fw><lb/><l>Dein Herz, dem Vater ganz geweiht,</l><lb/><l>War jeder Tugend Tempel.</l><lb/><l>Du, ſeines Weſens Ebenbild,</l><lb/><l>Warſt in der Niedrigkeit erfüllt</l><lb/><l>Mit Weisheit, Macht und Güte.</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head>Neunte Betrachtung.<lb/>
Jeſu herzliche Liebe zu Gott.</head><lb/><p><hirendition="#c">Matth. 22, 37.</hi></p><lb/><p>Du ſollſt den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Her-<lb/>
zen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe.</p><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>enn man über das Verhalten Jeſu gegen Gott<lb/>
und Menſchen nachdenkt: ſo iſt es ſchwer zu<lb/>
entſcheiden, ob man mehr ſeine Menſchenliebe, oder<lb/>
die Liebe zu ſeinem himmliſchen Vater bewundern<lb/>ſoll. Von dieſen beyden Seiten erſcheint ſein Cha-<lb/>
rakter im ſchönſten Glanze. Herrlich und reizend<lb/>
iſt das Muſter ſeiner Liebe, die er gegen Gott hegte,<lb/>
welche die Triebfeder aller ſeiner Handlungen und<lb/>
die lautre Quelle aller ſeiner übrigen Tugenden war.<lb/>
Denn er kannte das Herz ſeines himmliſchen Vaters<lb/>ſo gut, war ſo vertraut mit ihm, empfand auch ſein<lb/>
eignes Glück als Gottes lieber Sohn ſo völlig, daß<lb/>
es nicht anders ſeyn konnte, es mußte ihn die zärt-<lb/>
lichſte Liebe an ſeinen Vater binden. Von dieſer<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D</fw><fwplace="bottom"type="catch">Liebe</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[49/0075]
IX. Betrachtung.
Dein Herz, dem Vater ganz geweiht,
War jeder Tugend Tempel.
Du, ſeines Weſens Ebenbild,
Warſt in der Niedrigkeit erfüllt
Mit Weisheit, Macht und Güte.
Neunte Betrachtung.
Jeſu herzliche Liebe zu Gott.
Matth. 22, 37.
Du ſollſt den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Her-
zen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe.
Wenn man über das Verhalten Jeſu gegen Gott
und Menſchen nachdenkt: ſo iſt es ſchwer zu
entſcheiden, ob man mehr ſeine Menſchenliebe, oder
die Liebe zu ſeinem himmliſchen Vater bewundern
ſoll. Von dieſen beyden Seiten erſcheint ſein Cha-
rakter im ſchönſten Glanze. Herrlich und reizend
iſt das Muſter ſeiner Liebe, die er gegen Gott hegte,
welche die Triebfeder aller ſeiner Handlungen und
die lautre Quelle aller ſeiner übrigen Tugenden war.
Denn er kannte das Herz ſeines himmliſchen Vaters
ſo gut, war ſo vertraut mit ihm, empfand auch ſein
eignes Glück als Gottes lieber Sohn ſo völlig, daß
es nicht anders ſeyn konnte, es mußte ihn die zärt-
lichſte Liebe an ſeinen Vater binden. Von dieſer
Liebe
D
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/75>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.