Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XI. Betrachtung. chen Seite,*) sondern auch ausdrücklich zumMuster der Nachahmung, vorstellt. Sein Ge- horsam floß aus dankbarer Liebe und aus demüthiger Ehrfurcht gegen Gott her; er gründete sich auf die richtigste Kenntniß von Gottes Gesetzen und auf die Ueberzeugung von ihrer entschiedenen Wohlthätigkeit. Er wuste und lehrte es bey jeder Gelegenheit, wie heilsam Gottes Gebote für den Menschen sind; er betrachtete und schilderte sie durchgängig als Beförde- rungsmittel der Ruhe, der Zufriedenheit und Glück- seligkeit. Er kannte aus eigener Erfahrung, wie sehr Gott durch seine Gesetze für die menschliche Wohl- fahrt gesorgt hat; er wuste, daß sie die Stützen wä- ren, worauf sich die allgemeine und besondere Glück- seligkeit der Menschen gründet. Jedes Gebot war ihm daher heilig und ehrwürdig, wie Gott selbst, von dem es herrührte. Nie erlaubte er sich eine willkühr- liche Auswahl, sondern er beobachtete sie mit der größten Pünktlichkeit, ohne die geringste Ausnahme. Alle seine Wünsche und Neigungen, alle seine Hand- lungen und Unternehmungen stimmten damit überein. Sein ganzes Leben war ein immerwährender Gehor- sam gegen Gott; und zwar der Gehorsam eines Kin- des, dem an der Huld und Gunst seines besten Va- ters alles gelegen ist, daß dagegen sein Mißfallen als daß größte Unglück fürchtet. So unterwarf er sich, zum *) 1. Röm. 5, 19.
XI. Betrachtung. chen Seite,*) ſondern auch ausdrücklich zumMuſter der Nachahmung, vorſtellt. Sein Ge- horſam floß aus dankbarer Liebe und aus demüthiger Ehrfurcht gegen Gott her; er gründete ſich auf die richtigſte Kenntniß von Gottes Geſetzen und auf die Ueberzeugung von ihrer entſchiedenen Wohlthätigkeit. Er wuſte und lehrte es bey jeder Gelegenheit, wie heilſam Gottes Gebote für den Menſchen ſind; er betrachtete und ſchilderte ſie durchgängig als Beförde- rungsmittel der Ruhe, der Zufriedenheit und Glück- ſeligkeit. Er kannte aus eigener Erfahrung, wie ſehr Gott durch ſeine Geſetze für die menſchliche Wohl- fahrt geſorgt hat; er wuſte, daß ſie die Stützen wä- ren, worauf ſich die allgemeine und beſondere Glück- ſeligkeit der Menſchen gründet. Jedes Gebot war ihm daher heilig und ehrwürdig, wie Gott ſelbſt, von dem es herrührte. Nie erlaubte er ſich eine willkühr- liche Auswahl, ſondern er beobachtete ſie mit der größten Pünktlichkeit, ohne die geringſte Ausnahme. Alle ſeine Wünſche und Neigungen, alle ſeine Hand- lungen und Unternehmungen ſtimmten damit überein. Sein ganzes Leben war ein immerwährender Gehor- ſam gegen Gott; und zwar der Gehorſam eines Kin- des, dem an der Huld und Gunſt ſeines beſten Va- ters alles gelegen iſt, daß dagegen ſein Mißfallen als daß größte Unglück fürchtet. So unterwarf er ſich, zum *) 1. Röm. 5, 19.
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XI. Betrachtung.
chen Seite, *) ſondern auch ausdrücklich zum
Muſter der Nachahmung, vorſtellt. Sein Ge-
horſam floß aus dankbarer Liebe und aus demüthiger
Ehrfurcht gegen Gott her; er gründete ſich auf die
richtigſte Kenntniß von Gottes Geſetzen und auf die
Ueberzeugung von ihrer entſchiedenen Wohlthätigkeit.
Er wuſte und lehrte es bey jeder Gelegenheit, wie
heilſam Gottes Gebote für den Menſchen ſind; er
betrachtete und ſchilderte ſie durchgängig als Beförde-
rungsmittel der Ruhe, der Zufriedenheit und Glück-
ſeligkeit. Er kannte aus eigener Erfahrung, wie ſehr
Gott durch ſeine Geſetze für die menſchliche Wohl-
fahrt geſorgt hat; er wuſte, daß ſie die Stützen wä-
ren, worauf ſich die allgemeine und beſondere Glück-
ſeligkeit der Menſchen gründet. Jedes Gebot war
ihm daher heilig und ehrwürdig, wie Gott ſelbſt, von
dem es herrührte. Nie erlaubte er ſich eine willkühr-
liche Auswahl, ſondern er beobachtete ſie mit der
größten Pünktlichkeit, ohne die geringſte Ausnahme.
Alle ſeine Wünſche und Neigungen, alle ſeine Hand-
lungen und Unternehmungen ſtimmten damit überein.
Sein ganzes Leben war ein immerwährender Gehor-
ſam gegen Gott; und zwar der Gehorſam eines Kin-
des, dem an der Huld und Gunſt ſeines beſten Va-
ters alles gelegen iſt, daß dagegen ſein Mißfallen als
daß größte Unglück fürchtet. So unterwarf er ſich,
zum
*) 1. Röm. 5, 19.
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