Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Jammer-Klage verzehret/ es knacket und krachet/ als wolte es in tau-send Stück zerspringen/ meine Gestalt ist jämmer lich für Elend/ mein Leib bebet wie ein Espen-Laub/ und meine Augen verschmachten/ denn mein Vermögen ist dahin: Ach/ warumb ist das Licht gegeben dem Mühseligen/ und das Leben den betrübten Hertzen? die des Todes warten/ und kommet nicht/ und grü- ben ihn wol aus dem Verborgenen/ die sich fast freuen und sind frölich/ daß sie das Grab bekommen/ und den Menschen der Weg verborgen ist/ und GOtt für ihm denselben bedeckt? Denn wenn ich essen sol/ muß ich seufftzen/ und mein Heulen fähret heraus wie Wasser. War ich nicht glückselig? war ich nicht fein stille? hatte ich nicht gute Ruhe? Und nun kommet solche Unruhe. Ich wartete des Guten/ und kommet das Böse; Ich hoffete aufs Licht/ und kommet Fin- sterniß. Gedencke doch/ HErr/ wie ich so elend und verlassen bin/ denn du machest/ daß meine Freunde und Nechsten/ und meine Verwandten sich ferne von mir thun/ umb meines Elendes willen/ Amen. Die dritte Jammer-Klage. D. G. Zämann. ACh daß meine Reden geschrieben würden/ ach mich
Jammer-Klage verzehret/ es knacket und krachet/ als wolte es in tau-ſend Stück zerſpringen/ meine Geſtalt iſt jäm̃er lich für Elend/ mein Leib bebet wie ein Eſpen-Laub/ und meine Augen verſchmachten/ denn mein Vermögen iſt dahin: Ach/ warumb iſt das Licht gegeben dem Mühſeligen/ und das Leben den betrübten Hertzen? die des Todes warten/ und kommet nicht/ und grü- ben ihn wol aus dem Verborgenen/ die ſich faſt freuen und ſind frölich/ daß ſie das Grab bekommen/ und den Menſchen der Weg verborgen iſt/ und GOtt für ihm denſelben bedeckt? Denn wenn ich eſſen ſol/ muß ich ſeufftzen/ und mein Heulen fähret heraus wie Waſſer. War ich nicht glückſelig? war ich nicht fein ſtille? hatte ich nicht gute Ruhe? Und nun kommet ſolche Unruhe. Ich wartete des Guten/ und kommet das Böſe; Ich hoffete aufs Licht/ und kommet Fin- ſterniß. Gedencke doch/ HErr/ wie ich ſo elend und verlaſſen bin/ denn du macheſt/ daß meine Freunde und Nechſten/ und meine Verwandten ſich ferne von mir thun/ umb meines Elendes willen/ Amen. Die dritte Jammer-Klage. D. G. Zämann. ACh daß meine Reden geſchrieben würden/ ach mich
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Jammer-Klage
verzehret/ es knacket und krachet/ als wolte es in tau-
ſend Stück zerſpringen/ meine Geſtalt iſt jäm̃er lich
für Elend/ mein Leib bebet wie ein Eſpen-Laub/ und
meine Augen verſchmachten/ denn mein Vermögen
iſt dahin: Ach/ warumb iſt das Licht gegeben dem
Mühſeligen/ und das Leben den betrübten Hertzen?
die des Todes warten/ und kommet nicht/ und grü-
ben ihn wol aus dem Verborgenen/ die ſich faſt freuen
und ſind frölich/ daß ſie das Grab bekommen/ und
den Menſchen der Weg verborgen iſt/ und GOtt für
ihm denſelben bedeckt? Denn wenn ich eſſen ſol/ muß
ich ſeufftzen/ und mein Heulen fähret heraus wie
Waſſer. War ich nicht glückſelig? war ich nicht fein
ſtille? hatte ich nicht gute Ruhe? Und nun kommet
ſolche Unruhe. Ich wartete des Guten/ und kommet
das Böſe; Ich hoffete aufs Licht/ und kommet Fin-
ſterniß. Gedencke doch/ HErr/ wie ich ſo elend und
verlaſſen bin/ denn du macheſt/ daß meine Freunde
und Nechſten/ und meine Verwandten ſich ferne
von mir thun/ umb meines Elendes willen/ Amen.
Die dritte Jammer-Klage.
D. G. Zämann.
ACh daß meine Reden geſchrieben würden/ ach
daß ſie in ein Buch geſtellet würden/ mit einem
eiſern Griffel auf Bley/ und zum ewigen Ge-
dächtniß in einen Felß gehauen würden. Meine
Seele verdreuſt mein Leben/ und geuſt ſich aus
über mich/ denn die elende Zeit hat mich ergriffen.
Schrey ich zu dir/ ſo antworteſt du mir nicht/ trete
ich herfür/ ſo achteſt du nicht auf mich/ du biſt mir
verwandelt in einen Grauſamen/ und zeigeſt dei-
nen Grimm an mir mit der Stärcke deiner Hand.
Dein Zorn iſt über mir ergrimmet/ und du achteſt
mich
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