Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Gebet in Krieges-Zeiten. Brods ist verzehret/ und die Einwohner des Landesleben kümmerlich. O wie waren wir für dem Krieg so ein gesegnetes Volck/ hatten alles vollauf/ und kei- nen Mangel an Hülle und Fülle/ in den Kammern und auff den Böden/ aber wo ist es nun hinkommen? Wie schnell hat uns das Verderben überfallen/ wie plötzlich hat uns das Unglück troffen. Und zwar was wollen wir sagen? solche Staupe haben wir auch wol verdienet/ so scharffe Ruthen haben wir uns selbst gebunden/ haben wir doch aus unserm Christen- thum nur einen Spott getrieben/ und unter dem Schein des Christlichen Nahmens ärger gelebet/ als die Heyden/ darumb brauchest du auch nun einen sol- chen Ernst wider uns/ und eine so scharffe Ruthe/ da- mit man die Spötter und Narren straffet/ lässest uns zutreten umb Geldes willen/ schickest das Schwerd über uns/ daß es uns auffreibe/ schick est das Feuer über uns/ das unsere Wohnung verzehre/ erzeigest dich gegen uns grimmig/ zornig/ unbarm- hertzig/ raffest die Bösen mit den Frommen hinweg/ und häuffest alles Unglück über uns/ umb unser Sünde willen. Und/ O/ wie übel gehets nun zu/ der Gottes dienst wird verhindert/ und des HErrn Haus stehet wüste/ O welch ein Elend ist das! gute Policey und Ordnung wird zertrennet/ O welch ein Hertze- leid ist das! die Männer fallen durchs Schwerd/ und die Starcken kommen umb in der Schlacht/ O welch ein Jammer ist das! das Land wird verderbet/ und die Einwohner heulen/ O welch ein Schade ist das! die festen Städte werden umbgekehret/ und ihre Häuser zerreissen/ O welch Verderben ist das! ver- geblich säet man die Saat/ so nur von andern ver- zehret wird/ O welch eine Straffe ist das! die Ar- men verschmachten für Betrübniß/ die Elender ver-
Gebet in Krieges-Zeiten. Brods iſt verzehret/ und die Einwohner des Landesleben kümmerlich. O wie waren wir für dem Krieg ſo ein geſegnetes Volck/ hatten alles vollauf/ und kei- nen Mangel an Hülle und Fülle/ in den Kammern und auff den Böden/ aber wo iſt es nun hinkommen? Wie ſchnell hat uns das Verderben überfallen/ wie plötzlich hat uns das Unglück troffen. Und zwar was wollen wir ſagen? ſolche Staupe haben wir auch wol verdienet/ ſo ſcharffe Ruthen haben wir uns ſelbſt gebunden/ habẽ wir doch aus unſerm Chriſten- thum nur einen Spott getrieben/ und unter dem Schein des Chriſtlichen Nahmens ärger gelebet/ als die Heyden/ darumb braucheſt du auch nun einen ſol- chen Ernſt wider uns/ und eine ſo ſcharffe Ruthe/ da- mit man die Spötter und Narren ſtraffet/ läſſeſt uns zutreten umb Geldes willen/ ſchickeſt das Schwerd über uns/ daß es uns auffreibe/ ſchick eſt das Feuer über uns/ das unſere Wohnung verzehre/ erzeigeſt dich gegen uns grimmig/ zornig/ unbarm- hertzig/ raffeſt die Böſen mit den Frommen hinweg/ und häuffeſt alles Unglück über uns/ umb unſer Sünde willen. Und/ O/ wie übel gehets nun zu/ der Gottes dienſt wird verhindeꝛt/ und des HErrn Haus ſtehet wüſte/ O welch ein Elend iſt das! gute Policey und Ordnung wird zertrennet/ O welch ein Hertze- leid iſt das! die Männer fallen durchs Schwerd/ und die Starcken kommen umb in der Schlacht/ O welch ein Jammer iſt das! das Land wird verderbet/ und die Einwohner heulen/ O welch ein Schade iſt das! die feſten Städte werden umbgekehret/ und ihre Häuſer zerreiſſen/ O welch Verderben iſt das! ver- geblich ſäet man die Saat/ ſo nur von andern ver- zehret wird/ O welch eine Straffe iſt das! die Ar- men verſchmachten für Betrübniß/ die Elender ver-
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Gebet in Krieges-Zeiten.
Brods iſt verzehret/ und die Einwohner des Landes
leben kümmerlich. O wie waren wir für dem Krieg
ſo ein geſegnetes Volck/ hatten alles vollauf/ und kei-
nen Mangel an Hülle und Fülle/ in den Kammern
und auff den Böden/ aber wo iſt es nun hinkommen?
Wie ſchnell hat uns das Verderben überfallen/ wie
plötzlich hat uns das Unglück troffen. Und zwar
was wollen wir ſagen? ſolche Staupe haben wir auch
wol verdienet/ ſo ſcharffe Ruthen haben wir uns
ſelbſt gebunden/ habẽ wir doch aus unſerm Chriſten-
thum nur einen Spott getrieben/ und unter dem
Schein des Chriſtlichen Nahmens ärger gelebet/ als
die Heyden/ darumb braucheſt du auch nun einen ſol-
chen Ernſt wider uns/ und eine ſo ſcharffe Ruthe/ da-
mit man die Spötter und Narren ſtraffet/ läſſeſt
uns zutreten umb Geldes willen/ ſchickeſt das
Schwerd über uns/ daß es uns auffreibe/ ſchick eſt
das Feuer über uns/ das unſere Wohnung verzehre/
erzeigeſt dich gegen uns grimmig/ zornig/ unbarm-
hertzig/ raffeſt die Böſen mit den Frommen hinweg/
und häuffeſt alles Unglück über uns/ umb unſer
Sünde willen. Und/ O/ wie übel gehets nun zu/ der
Gottes dienſt wird verhindeꝛt/ und des HErrn Haus
ſtehet wüſte/ O welch ein Elend iſt das! gute Policey
und Ordnung wird zertrennet/ O welch ein Hertze-
leid iſt das! die Männer fallen durchs Schwerd/ und
die Starcken kommen umb in der Schlacht/ O welch
ein Jammer iſt das! das Land wird verderbet/ und
die Einwohner heulen/ O welch ein Schade iſt das!
die feſten Städte werden umbgekehret/ und ihre
Häuſer zerreiſſen/ O welch Verderben iſt das! ver-
geblich ſäet man die Saat/ ſo nur von andern ver-
zehret wird/ O welch eine Straffe iſt das! die Ar-
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