Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Eines Sterbenden Triumph. hier im Leben wohnen. Und solche unsere Sündendrücken uns zuweilen fast hart/ und verbergen das Angesicht GOttes von uns. Ey nun wohl denen Menschen/ die Vergebung ihrer Sünden haben/ und selig in dem HErrn sterben. Ja ins gemein ist es auch ein jämmerlich Ding umb aller Menschen Leben/ ist es doch/ auch wenn es köstlich ist/ nur Mü- he und Arbeit/ wie offt müssen wir hier heulen und weinen/ und endlich alle des Todes sterben. Ist es nun nicht ein seliger Wechsel/ wenn unsere Klagen verwandelt werden in einen Reihen/ wenn GOTT alle Thränen abwischet von unsern Augen/ an dem Ort/ da der Tod nicht mehr ist/ noch Leid/ noch Ge- schrey/ noch Schmertzen/ da das erste vergangen/ und alles neu gemacht ist. O wie selig sind dem- nach die Todten/ so in dem HERRN sterben/ sie ruhen von aller ihrer Arbeit. Nun wohlan/ Ade du sündliche Welt/ mit deiner Fleisches-Lust/ Augen- Lust/ und hoffärtigem Leben/ dich verlasse ich ietzt gerne/ und gehe mit Freuden in die heilige Stadt/ in das neue Jerusalem/ zur Gesellschafft der En- gel/ die allezeit das Angesicht GOttes sehen/ zu den Außerwehlten GOttes/ deren Kleider helle gewa- schen seyn in dem Blute des Lammes. Ade/ du elen- de Welt/ in dir hab ich viel Angst gehabt/ bey Chri- sto werde ich nun Freude und Wonne haben/ hier habe ich müssen mit Thränen säen/ dort werde ich mit Freuden erndten. Gehabt euch wol/ auch ihr meine Liebsten/ itzt gehe ich den Weg aller Welt/ ich weiß aber/ an welchen ich gläube/ und sterbe ge- wiß des Todes der Gerechten/ darumb rede ich letzlich zu euch mit grosser Freudigkeit/ und flehe mit vielem Ermahnen: O schaffet doch! daß ihr auch se- lig werdet/ mit Furcht und Zittern/ höret mich/ mei- ne Lie- S s s s
Eines Sterbenden Triumph. hier im Leben wohnen. Und ſolche unſere Sündendrücken uns zuweilen faſt hart/ und verbergen das Angeſicht GOttes von uns. Ey nun wohl denen Menſchen/ die Vergebung ihrer Sünden haben/ und ſelig in dem HErrn ſterben. Ja ins gemein iſt es auch ein jämmerlich Ding umb aller Menſchen Leben/ iſt es doch/ auch wenn es köſtlich iſt/ nur Mü- he und Arbeit/ wie offt müſſen wir hier heulen und weinen/ und endlich alle des Todes ſterben. Iſt es nun nicht ein ſeliger Wechſel/ wenn unſere Klagen verwandelt werden in einen Reihen/ wenn GOTT alle Thränen abwiſchet von unſern Augen/ an dem Ort/ da der Tod nicht mehr iſt/ noch Leid/ noch Ge- ſchrey/ noch Schmertzen/ da das erſte vergangen/ und alles neu gemacht iſt. O wie ſelig ſind dem- nach die Todten/ ſo in dem HERRN ſterben/ ſie ruhen von aller ihrer Arbeit. Nun wohlan/ Ade du ſündliche Welt/ mit deiner Fleiſches-Luſt/ Augen- Luſt/ und hoffärtigem Leben/ dich verlaſſe ich ietzt gerne/ und gehe mit Freuden in die heilige Stadt/ in das neue Jeruſalem/ zur Geſellſchafft der En- gel/ die allezeit das Angeſicht GOttes ſehen/ zu den Außerwehlten GOttes/ deren Kleider helle gewa- ſchen ſeyn in dem Blute des Lammes. Ade/ du elen- de Welt/ in dir hab ich viel Angſt gehabt/ bey Chri- ſto werde ich nun Freude und Wonne haben/ hier habe ich müſſen mit Thränen ſäen/ dort werde ich mit Freuden erndten. Gehabt euch wol/ auch ihr meine Liebſten/ itzt gehe ich den Weg aller Welt/ ich weiß aber/ an welchen ich gläube/ und ſterbe ge- wiß des Todes der Gerechten/ darumb rede ich letzlich zu euch mit groſſer Freudigkeit/ und flehe mit vielem Ermahnen: O ſchaffet doch! daß ihr auch ſe- lig werdet/ mit Furcht und Zittern/ höret mich/ mei- ne Lie- S ſ ſ ſ
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Eines Sterbenden Triumph.
hier im Leben wohnen. Und ſolche unſere Sünden
drücken uns zuweilen faſt hart/ und verbergen das
Angeſicht GOttes von uns. Ey nun wohl denen
Menſchen/ die Vergebung ihrer Sünden haben/
und ſelig in dem HErrn ſterben. Ja ins gemein iſt
es auch ein jämmerlich Ding umb aller Menſchen
Leben/ iſt es doch/ auch wenn es köſtlich iſt/ nur Mü-
he und Arbeit/ wie offt müſſen wir hier heulen und
weinen/ und endlich alle des Todes ſterben. Iſt es
nun nicht ein ſeliger Wechſel/ wenn unſere Klagen
verwandelt werden in einen Reihen/ wenn GOTT
alle Thränen abwiſchet von unſern Augen/ an dem
Ort/ da der Tod nicht mehr iſt/ noch Leid/ noch Ge-
ſchrey/ noch Schmertzen/ da das erſte vergangen/
und alles neu gemacht iſt. O wie ſelig ſind dem-
nach die Todten/ ſo in dem HERRN ſterben/ ſie
ruhen von aller ihrer Arbeit. Nun wohlan/ Ade du
ſündliche Welt/ mit deiner Fleiſches-Luſt/ Augen-
Luſt/ und hoffärtigem Leben/ dich verlaſſe ich ietzt
gerne/ und gehe mit Freuden in die heilige Stadt/
in das neue Jeruſalem/ zur Geſellſchafft der En-
gel/ die allezeit das Angeſicht GOttes ſehen/ zu den
Außerwehlten GOttes/ deren Kleider helle gewa-
ſchen ſeyn in dem Blute des Lammes. Ade/ du elen-
de Welt/ in dir hab ich viel Angſt gehabt/ bey Chri-
ſto werde ich nun Freude und Wonne haben/ hier
habe ich müſſen mit Thränen ſäen/ dort werde ich
mit Freuden erndten. Gehabt euch wol/ auch ihr
meine Liebſten/ itzt gehe ich den Weg aller Welt/
ich weiß aber/ an welchen ich gläube/ und ſterbe ge-
wiß des Todes der Gerechten/ darumb rede ich letzlich
zu euch mit groſſer Freudigkeit/ und flehe mit
vielem Ermahnen: O ſchaffet doch! daß ihr auch ſe-
lig werdet/ mit Furcht und Zittern/ höret mich/ mei-
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