Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite
Gebet eines Schöppen/ so am Hals-
Gericht sitzen soll.

L. B. T.

HErr/ du eyferiger starcker GOtt/ der du wilt/
daß man die Bösen von sich thue/ und nach
dem ihre Verbrechen/ sie an Leib und Leben
straffen sol/ doch auch hinwiederum des Menschen
Blut hoch und theuer achtest/ daß man es nicht un-
schuldig vergiessen und umbbringen sol; Darumb so
bitte ich dich/ weil es die Ordnung meines Beruffs
also erfordert/ daß ich bey einem Urtheil/ das Leib
und Leben antrifft/ sitzen/ und mich auff meinem Eyd
und Seligkeit darüber verbinden muß/ daß solches
Urtheil für GOtt und den Menschen recht und bil-
lich sey/ du wollest mir den Geist der Weißheit anitzo
mittheilen/ damit ich mit gutem Verstande die Sa-
che oder Verbrechen der versündigten Person ge-
nugsam erkennen/ auch das verfaste Urtheil/ ob es
auff solches obschwebende Verbrechen nicht zu scharff
sey/ wol bedencken möge. Ach HErr/ mein GOtt/
laß mich nicht bey einem ungerechten Urtheil sitzen/
und dem Unverdienten das Leben absprechen helf-
fen. Wann ich es aber in meinem Gewissen recht be-
finde/ so gib mir/ HErr/ auch einen freudigen Geist
zu reden/ was mein Gewissen mich unterweiset/ und
das verfaste Urtheil behertzt und getrost zu willigen/
dieweil es besser ist/ ein faules Glied am Leibe abzu-
schneiden/ und einen bösen Menschen aus der Gemel-
ne/ durch Recht/ beyseit zu thun/ als durch Gelindig-
keit der Bösen zu schonen/ und deinen Zorn zu rei-
tzen/ daß er über die gantze Gemeine zur Rache und
Straffe entzündet werde. O HErr/ gib Weißheit
und Verstand/ Muth und Hertz in allen Stücken
meines Beruffs/ Amen/ Amen.

Ge-
X 4
Gebet eines Schöppen/ ſo am Hals-
Gericht ſitzen ſoll.

L. B. T.

HErr/ du eyferiger ſtarcker GOtt/ der du wilt/
daß man die Böſen von ſich thue/ und nach
dem ihre Verbrechen/ ſie an Leib und Leben
ſtraffen ſol/ doch auch hinwiederum des Menſchen
Blut hoch und theuer achteſt/ daß man es nicht un-
ſchuldig vergieſſen und umbbringen ſol; Darumb ſo
bitte ich dich/ weil es die Ordnung meines Beruffs
alſo erfordert/ daß ich bey einem Urtheil/ das Leib
und Leben antrifft/ ſitzen/ und mich auff meinem Eyd
und Seligkeit darüber verbinden muß/ daß ſolches
Urtheil für GOtt und den Menſchen recht und bil-
lich ſey/ du wolleſt mir den Geiſt der Weißheit anitzo
mittheilen/ damit ich mit gutem Verſtande die Sa-
che oder Verbrechen der verſündigten Perſon ge-
nugſam erkennen/ auch das verfaſte Urtheil/ ob es
auff ſolches obſchwebende Verbrechen nicht zu ſcharff
ſey/ wol bedencken möge. Ach HErr/ mein GOtt/
laß mich nicht bey einem ungerechten Urtheil ſitzen/
und dem Unverdienten das Leben abſprechen helf-
fen. Wann ich es aber in meinem Gewiſſen recht be-
finde/ ſo gib mir/ HErr/ auch einen freudigen Geiſt
zu reden/ was mein Gewiſſen mich unterweiſet/ und
das verfaſte Urtheil behertzt und getroſt zu willigen/
dieweil es beſſer iſt/ ein faules Glied am Leibe abzu-
ſchneiden/ und einen böſen Menſchen aus der Gemel-
ne/ durch Recht/ beyſeit zu thun/ als durch Gelindig-
keit der Böſen zu ſchonen/ und deinen Zorn zu rei-
tzen/ daß er über die gantze Gemeine zur Rache und
Straffe entzündet werde. O HErr/ gib Weißheit
und Verſtand/ Muth und Hertz in allen Stücken
meines Beruffs/ Amen/ Amen.

Ge-
X 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0359" n="327"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Gebet eines Schöppen/ &#x017F;o am Hals-</hi><lb/>
Gericht &#x017F;itzen &#x017F;oll.</head>
          <argument>
            <p>L. B. T.</p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">H</hi>Err/ du eyferiger &#x017F;tarcker GOtt/ der du wilt/<lb/>
daß man die Bö&#x017F;en von &#x017F;ich thue/ und nach<lb/>
dem ihre Verbrechen/ &#x017F;ie an Leib und Leben<lb/>
&#x017F;traffen &#x017F;ol/ doch auch hinwiederum des Men&#x017F;chen<lb/>
Blut hoch und theuer achte&#x017F;t/ daß man es nicht un-<lb/>
&#x017F;chuldig vergie&#x017F;&#x017F;en und umbbringen &#x017F;ol; Darumb &#x017F;o<lb/>
bitte ich dich/ weil es die Ordnung meines Beruffs<lb/>
al&#x017F;o erfordert/ daß ich bey einem Urtheil/ das Leib<lb/>
und Leben antrifft/ &#x017F;itzen/ und mich auff meinem Eyd<lb/>
und Seligkeit darüber verbinden muß/ daß &#x017F;olches<lb/>
Urtheil für GOtt und den Men&#x017F;chen recht und bil-<lb/>
lich &#x017F;ey/ du wolle&#x017F;t mir den Gei&#x017F;t der Weißheit anitzo<lb/>
mittheilen/ damit ich mit gutem Ver&#x017F;tande die Sa-<lb/>
che oder Verbrechen der ver&#x017F;ündigten Per&#x017F;on ge-<lb/>
nug&#x017F;am erkennen/ auch das verfa&#x017F;te Urtheil/ ob es<lb/>
auff &#x017F;olches ob&#x017F;chwebende Verbrechen nicht zu &#x017F;charff<lb/>
&#x017F;ey/ wol bedencken möge. Ach HErr/ mein GOtt/<lb/>
laß mich nicht bey einem ungerechten Urtheil &#x017F;itzen/<lb/>
und dem Unverdienten das Leben ab&#x017F;prechen helf-<lb/>
fen. Wann ich es aber in meinem Gewi&#x017F;&#x017F;en recht be-<lb/>
finde/ &#x017F;o gib mir/ HErr/ auch einen freudigen Gei&#x017F;t<lb/>
zu reden/ was mein Gewi&#x017F;&#x017F;en mich unterwei&#x017F;et/ und<lb/>
das verfa&#x017F;te Urtheil behertzt und getro&#x017F;t zu willigen/<lb/>
dieweil es be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t/ ein faules Glied am Leibe abzu-<lb/>
&#x017F;chneiden/ und einen bö&#x017F;en Men&#x017F;chen aus der Gemel-<lb/>
ne/ durch Recht/ bey&#x017F;eit zu thun/ als durch Gelindig-<lb/>
keit der Bö&#x017F;en zu &#x017F;chonen/ und deinen Zorn zu rei-<lb/>
tzen/ daß er über die gantze Gemeine zur Rache und<lb/>
Straffe entzündet werde. O HErr/ gib Weißheit<lb/>
und Ver&#x017F;tand/ Muth und Hertz in allen Stücken<lb/>
meines Beruffs/ Amen/ Amen.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">X 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0359] Gebet eines Schöppen/ ſo am Hals- Gericht ſitzen ſoll. L. B. T. HErr/ du eyferiger ſtarcker GOtt/ der du wilt/ daß man die Böſen von ſich thue/ und nach dem ihre Verbrechen/ ſie an Leib und Leben ſtraffen ſol/ doch auch hinwiederum des Menſchen Blut hoch und theuer achteſt/ daß man es nicht un- ſchuldig vergieſſen und umbbringen ſol; Darumb ſo bitte ich dich/ weil es die Ordnung meines Beruffs alſo erfordert/ daß ich bey einem Urtheil/ das Leib und Leben antrifft/ ſitzen/ und mich auff meinem Eyd und Seligkeit darüber verbinden muß/ daß ſolches Urtheil für GOtt und den Menſchen recht und bil- lich ſey/ du wolleſt mir den Geiſt der Weißheit anitzo mittheilen/ damit ich mit gutem Verſtande die Sa- che oder Verbrechen der verſündigten Perſon ge- nugſam erkennen/ auch das verfaſte Urtheil/ ob es auff ſolches obſchwebende Verbrechen nicht zu ſcharff ſey/ wol bedencken möge. Ach HErr/ mein GOtt/ laß mich nicht bey einem ungerechten Urtheil ſitzen/ und dem Unverdienten das Leben abſprechen helf- fen. Wann ich es aber in meinem Gewiſſen recht be- finde/ ſo gib mir/ HErr/ auch einen freudigen Geiſt zu reden/ was mein Gewiſſen mich unterweiſet/ und das verfaſte Urtheil behertzt und getroſt zu willigen/ dieweil es beſſer iſt/ ein faules Glied am Leibe abzu- ſchneiden/ und einen böſen Menſchen aus der Gemel- ne/ durch Recht/ beyſeit zu thun/ als durch Gelindig- keit der Böſen zu ſchonen/ und deinen Zorn zu rei- tzen/ daß er über die gantze Gemeine zur Rache und Straffe entzündet werde. O HErr/ gib Weißheit und Verſtand/ Muth und Hertz in allen Stücken meines Beruffs/ Amen/ Amen. Ge- X 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/359
Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/359>, abgerufen am 22.11.2024.