Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Gebet eines Wirths und Weinhändlers. daß handthier en umb der Liebe des Nechsten willen/und nicht demselben zum Schaden und zu verfor- theilen geschehen soll. Ingleichen laß mich nicht da- durch Anlaß nehmen/ in täglicher Trunckenheit zu leben/ und so Tages und Nachts toll und voll zu seyn/ dadurch nicht allein die Nahrung geschwächet/ und der Gewinn verzehret/ sondern auch das Gewis- sen beschweret/ die Seele gefähret/ und alles gutes Werck samt dem Gebet/ und Christlicher Andacht würde verhindert werden. Behüte mich auch für bösen Tücken/ daß ich nicht die heilige Gabe GOttes schände/ und da du Wein hast wachsen lassen/ ich Wasser daraus mache/ oder doch dessen ziemlich dar- unter giesse/ oder sonst eines in das andere giesse/ und also deine Creatur ändere oder verderbe/ nichts aber desto weniger für guten gerechten Wein verkauffe und hingebe/ sonderlich/ wenn es das Ansehen hat/ daß es die trunckenen Gäste nicht mercken. Gib mir ein auffrichtiges Hertz/ das redlich mit den Men- schen handele/ und im Kauffen und Verkauffen das Recht und Billigkeit iederzeit in Acht nehme/ auff daß niemand mich einiges Betrugs zeihen oder ü- berführen könne/ und ich/ an statt mich bald zu berei- chern/ einen ziemlichen Schaden an der Nahrung/ und Abgang der Kundschafft erfahren und leiden müsse. HErr/ gütiger GOtt! erhalte mich bey ei- nem stets unbefleckten Gewissen/ auff daß ich hie zeitlich deinen Segen haben/ und dort ewig unter denen seyn möge/ die da truncken werden mögen von den reichen Gütern deines Hauses/ und mit Wol- lüsten geträncket/ wie mit einem Strom/ Amen/ Amen. Gebet
Gebet eines Wirths und Weinhändlers. daß handthier en umb der Liebe des Nechſten willen/und nicht demſelben zum Schaden und zu verfor- theilen geſchehen ſoll. Ingleichen laß mich nicht da- durch Anlaß nehmen/ in täglicher Trunckenheit zu leben/ und ſo Tages und Nachts toll und voll zu ſeyn/ dadurch nicht allein die Nahrung geſchwächet/ und der Gewinn verzehret/ ſondern auch das Gewiſ- ſen beſchweret/ die Seele gefähret/ und alles gutes Werck ſamt dem Gebet/ und Chriſtlicher Andacht würde verhindert werden. Behüte mich auch für böſen Tücken/ daß ich nicht die heilige Gabe GOttes ſchände/ und da du Wein haſt wachſen laſſen/ ich Waſſer daraus mache/ oder doch deſſen ziemlich dar- unter gieſſe/ oder ſonſt eines in das andere gieſſe/ und alſo deine Creatur ändere oder verderbe/ nichts aber deſto weniger für guten gerechten Wein verkauffe und hingebe/ ſonderlich/ wenn es das Anſehen hat/ daß es die trunckenen Gäſte nicht mercken. Gib mir ein auffrichtiges Hertz/ das redlich mit den Men- ſchen handele/ und im Kauffen und Verkauffen das Recht und Billigkeit iederzeit in Acht nehme/ auff daß niemand mich einiges Betrugs zeihen oder ü- berführen könne/ und ich/ an ſtatt mich bald zu berei- chern/ einen ziemlichen Schaden an der Nahrung/ und Abgang der Kundſchafft erfahren und leiden müſſe. HErr/ gütiger GOtt! erhalte mich bey ei- nem ſtets unbefleckten Gewiſſen/ auff daß ich hie zeitlich deinen Segen haben/ und dort ewig unter denen ſeyn möge/ die da truncken werden mögen von den reichen Gütern deines Hauſes/ und mit Wol- lüſten geträncket/ wie mit einem Strom/ Amen/ Amen. Gebet
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Gebet eines Wirths und Weinhändlers.
daß handthier en umb der Liebe des Nechſten willen/
und nicht demſelben zum Schaden und zu verfor-
theilen geſchehen ſoll. Ingleichen laß mich nicht da-
durch Anlaß nehmen/ in täglicher Trunckenheit zu
leben/ und ſo Tages und Nachts toll und voll zu
ſeyn/ dadurch nicht allein die Nahrung geſchwächet/
und der Gewinn verzehret/ ſondern auch das Gewiſ-
ſen beſchweret/ die Seele gefähret/ und alles gutes
Werck ſamt dem Gebet/ und Chriſtlicher Andacht
würde verhindert werden. Behüte mich auch für
böſen Tücken/ daß ich nicht die heilige Gabe GOttes
ſchände/ und da du Wein haſt wachſen laſſen/ ich
Waſſer daraus mache/ oder doch deſſen ziemlich dar-
unter gieſſe/ oder ſonſt eines in das andere gieſſe/ und
alſo deine Creatur ändere oder verderbe/ nichts aber
deſto weniger für guten gerechten Wein verkauffe
und hingebe/ ſonderlich/ wenn es das Anſehen hat/
daß es die trunckenen Gäſte nicht mercken. Gib mir
ein auffrichtiges Hertz/ das redlich mit den Men-
ſchen handele/ und im Kauffen und Verkauffen das
Recht und Billigkeit iederzeit in Acht nehme/ auff
daß niemand mich einiges Betrugs zeihen oder ü-
berführen könne/ und ich/ an ſtatt mich bald zu berei-
chern/ einen ziemlichen Schaden an der Nahrung/
und Abgang der Kundſchafft erfahren und leiden
müſſe. HErr/ gütiger GOtt! erhalte mich bey ei-
nem ſtets unbefleckten Gewiſſen/ auff daß ich hie
zeitlich deinen Segen haben/ und dort ewig unter
denen ſeyn möge/ die da truncken werden mögen von
den reichen Gütern deines Hauſes/ und mit Wol-
lüſten geträncket/ wie mit einem Strom/ Amen/
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