Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Klage alter Eheleute über ihre undanckbare Kinder. Freude wiederfahren lässest. Segne ferner unsereliebe Kinder/ und vergilts ihnen zeitlich und ewig- lich/ erhalte sie bey solchem kindlichen Gehorsam/ und verleihe ihnen hinwieder umb/ daß sie in ihrem Alter auch von ihren Kindern werden wol und ehrlich ge- halten. Laß endlich uns/ unsere Kinder und Kin- des-Kinder dort mit dir ewiglich leben/ Amen. Klage alter Eheleute über ihre undanckbare Kinder/ von denen sie übel gehalten und verlas- sen werden. D. T. R. ACh GOTT/ es ist ja zu erbarmen/ daß leibli- läugnen/ J i 5
Klage alter Eheleute über ihre undanckbare Kinder. Freude wiederfahren läſſeſt. Segne ferner unſereliebe Kinder/ und vergilts ihnen zeitlich und ewig- lich/ erhalte ſie bey ſolchem kindlichen Gehorſam/ und verleihe ihnen hinwieder umb/ daß ſie in ihrem Alter auch von ihren Kindern werden wol und ehrlich ge- halten. Laß endlich uns/ unſere Kinder und Kin- des-Kinder dort mit dir ewiglich leben/ Amen. Klage alter Eheleute über ihre undanckbare Kinder/ von denen ſie übel gehalten und verlaſ- ſen werden. D. T. R. ACh GOTT/ es iſt ja zu erbarmen/ daß leibli- läugnen/ J i 5
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Klage alter Eheleute über ihre undanckbare Kinder.
Freude wiederfahren läſſeſt. Segne ferner unſere
liebe Kinder/ und vergilts ihnen zeitlich und ewig-
lich/ erhalte ſie bey ſolchem kindlichen Gehorſam/ und
verleihe ihnen hinwieder umb/ daß ſie in ihrem Alter
auch von ihren Kindern werden wol und ehrlich ge-
halten. Laß endlich uns/ unſere Kinder und Kin-
des-Kinder dort mit dir ewiglich leben/ Amen.
Klage alter Eheleute über ihre undanckbare
Kinder/ von denen ſie übel gehalten und verlaſ-
ſen werden.
D. T. R.
ACh GOTT/ es iſt ja zu erbarmen/ daß leibli-
che/ vernünfftige Kinder ſollen härter und un-
danckbarer gegen ihre Eltern ſeyn/ als die un-
vernünfftigen Vögel/ die Störche/ gegen die Alten
thun: Denn wenn die alten Störche nicht mehr
können ausfliegen/ ſo nehmen und tragen ſie die
Jungen auff ihren Rücken hinaus auff die Weide
oder zum Waſſer/ ja wenn die Alten gar nicht mehr
aus dem Neſte zu bringen/ ſo führen die Jungen
denſelben Speiſe und Tranck zu/ und vergelten al-
ſo die Nahrung und Zucht ihrer Eltern. Aber un-
ſere Kinder ſind nicht ſolcher Art/ denen wir doch
von Mutter-Leibe an unſäglich väter-und mütter-
liche Treue erwieſen/ ſie aus dem Koth erzogen/
manchen Tag und Nacht ihrenthalben kümmer-
lich und unruhig zugebracht/ das Unſere auff ſie
gewendet/ und was wir härtiglich erarbeitet und
erſparet/ ihnen angehänget/ damit ſie herfür kom-
men ſind/ der tröſtlichen Hoffnung/ wir wolten in
unſerm Alter unſern Unterſchleiff und Erhaltung
bey ihnen haben. Nun aber erzeigen ſie ſich gegen
uns Alte gantz undanckbar/ ſtellen ſich/ als kenne-
ten ſie uns nicht/ als wären wir nicht ihre Eltern/ ja
ſchämen ſich unſer/ und wollen uns ſchier gar ver-
läugnen/
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