Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Umb Verschwiegenheit. Mäuler sind dem HErrn ein Greuel/ die aber ge-treulich handeln/ gefallen GOtt wol. Wer seinen Mund bewahret/ der bewahret sein Leben; wer a- ber mit seinem Maul heraus fähret/ der kömmt in Schrecken. Eine heilsame Zunge ist ein Baum des Lebens/ aber eine lügenhafftige macht Hertze- leid: Die Reden des Freundlichen sind Honigseim/ trösten die Seele/ und erfrischen die Gebeine. Man- cher kommt zu einem grossen Unglück durch sein ei- gen Maul. Ein loser Mensch strebet nach Unglück/ und sein Maul brennet wie Feuer; Ein Böser ach- tet auff böse Mäuler/ und ein Falscher gehorchet schädlichen Zungen; Ein bitterer Mensch trachtet nach Schaden/ aber es wird ein greulicher Engel über ihn kommen. Ein Narr/ wenn er schwiege/ würde er weise geacht/ und verständig/ wenn er das Maul hielte. Die Wort des Verläumbders sind Schläge/ und gehen durchs Hertz; Tod und Leben sind in der Zungen Gewalt/ wer sie liebet/ wird von ihrer Frucht essen/ wer seinen Mund und Zun- ge bewahret/ der bewahret seine Seele für Angst. Darumb/ O lieber GOTT/ lehre mich diese edle Tugend/ die Verschwiegenheit: Thue aber meinen Mund auff/ daß meine Lippen deinen Ruhm ver- kündigen; Laß das meines Hertzens Freude und Wonne seyn/ wenn ich dich mit frölichem Munde loben soll/ hier zeitlich und dort ewiglich/ Amen. Gebet wider den Geitz. Joh. Arnd. ACh gütiger/ überreicher/ milder/ gnädiger/ lie- durch
Umb Verſchwiegenheit. Mäuler ſind dem HErrn ein Greuel/ die aber ge-treulich handeln/ gefallen GOtt wol. Wer ſeinen Mund bewahret/ der bewahret ſein Leben; wer a- ber mit ſeinem Maul heraus fähret/ der kömmt in Schrecken. Eine heilſame Zunge iſt ein Baum des Lebens/ aber eine lügenhafftige macht Hertze- leid: Die Reden des Freundlichen ſind Honigſeim/ tröſten die Seele/ und erfriſchen die Gebeine. Man- cher kommt zu einem groſſen Unglück durch ſein ei- gen Maul. Ein loſer Menſch ſtrebet nach Unglück/ und ſein Maul brennet wie Feuer; Ein Böſer ach- tet auff böſe Mäuler/ und ein Falſcher gehorchet ſchädlichen Zungen; Ein bitterer Menſch trachtet nach Schaden/ aber es wird ein greulicher Engel über ihn kommen. Ein Narr/ wenn er ſchwiege/ würde er weiſe geacht/ und verſtändig/ wenn er das Maul hielte. Die Wort des Verläumbders ſind Schläge/ und gehen durchs Hertz; Tod und Leben ſind in der Zungen Gewalt/ wer ſie liebet/ wird von ihrer Frucht eſſen/ wer ſeinen Mund und Zun- ge bewahret/ der bewahret ſeine Seele für Angſt. Darumb/ O lieber GOTT/ lehre mich dieſe edle Tugend/ die Verſchwiegenheit: Thue aber meinen Mund auff/ daß meine Lippen deinen Ruhm ver- kündigen; Laß das meines Hertzens Freude und Wonne ſeyn/ wenn ich dich mit frölichem Munde loben ſoll/ hier zeitlich und dort ewiglich/ Amen. Gebet wider den Geitz. Joh. Arnd. ACh gütiger/ überreicher/ milder/ gnädiger/ lie- durch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0860" n="822"/><fw place="top" type="header">Umb Verſchwiegenheit.</fw><lb/> Mäuler ſind dem HErrn ein Greuel/ die aber ge-<lb/> treulich handeln/ gefallen GOtt wol. Wer ſeinen<lb/> Mund bewahret/ der bewahret ſein Leben; wer a-<lb/> ber mit ſeinem Maul heraus fähret/ der kömmt in<lb/> Schrecken. Eine heilſame Zunge iſt ein Baum<lb/> des Lebens/ aber eine lügenhafftige macht Hertze-<lb/> leid: Die Reden des Freundlichen ſind Honigſeim/<lb/> tröſten die Seele/ und erfriſchen die Gebeine. Man-<lb/> cher kommt zu einem groſſen Unglück durch ſein ei-<lb/> gen Maul. Ein loſer Menſch ſtrebet nach Unglück/<lb/> und ſein Maul brennet wie Feuer; Ein Böſer ach-<lb/> tet auff böſe Mäuler/ und ein Falſcher gehorchet<lb/> ſchädlichen Zungen; Ein bitterer Menſch trachtet<lb/> nach Schaden/ aber es wird ein greulicher Engel<lb/> über ihn kommen. Ein Narr/ wenn er ſchwiege/<lb/> würde er weiſe geacht/ und verſtändig/ wenn er das<lb/> Maul hielte. Die Wort des Verläumbders ſind<lb/> Schläge/ und gehen durchs Hertz; Tod und Leben<lb/> ſind in der Zungen Gewalt/ wer ſie liebet/ wird<lb/> von ihrer Frucht eſſen/ wer ſeinen Mund und Zun-<lb/> ge bewahret/ der bewahret ſeine Seele für Angſt.<lb/> Darumb/ O lieber GOTT/ lehre mich dieſe edle<lb/> Tugend/ die Verſchwiegenheit: Thue aber meinen<lb/> Mund auff/ daß meine Lippen deinen Ruhm ver-<lb/> kündigen; Laß das meines Hertzens Freude und<lb/> Wonne ſeyn/ wenn ich dich mit frölichem Munde<lb/> loben ſoll/ hier zeitlich und dort ewiglich/ Amen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Gebet wider den Geitz.</head><lb/> <argument> <p>Joh. Arnd.</p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>Ch gütiger/ überreicher/ milder/ gnädiger/ lie-<lb/> ber Vater! ich erkenne und klage dir/ daß der<lb/> leidige Satan mein Hertz mit dem ſchändli-<lb/> chen Geitz vergifftet/ und die Wurtzel alles Ubels<lb/> <fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [822/0860]
Umb Verſchwiegenheit.
Mäuler ſind dem HErrn ein Greuel/ die aber ge-
treulich handeln/ gefallen GOtt wol. Wer ſeinen
Mund bewahret/ der bewahret ſein Leben; wer a-
ber mit ſeinem Maul heraus fähret/ der kömmt in
Schrecken. Eine heilſame Zunge iſt ein Baum
des Lebens/ aber eine lügenhafftige macht Hertze-
leid: Die Reden des Freundlichen ſind Honigſeim/
tröſten die Seele/ und erfriſchen die Gebeine. Man-
cher kommt zu einem groſſen Unglück durch ſein ei-
gen Maul. Ein loſer Menſch ſtrebet nach Unglück/
und ſein Maul brennet wie Feuer; Ein Böſer ach-
tet auff böſe Mäuler/ und ein Falſcher gehorchet
ſchädlichen Zungen; Ein bitterer Menſch trachtet
nach Schaden/ aber es wird ein greulicher Engel
über ihn kommen. Ein Narr/ wenn er ſchwiege/
würde er weiſe geacht/ und verſtändig/ wenn er das
Maul hielte. Die Wort des Verläumbders ſind
Schläge/ und gehen durchs Hertz; Tod und Leben
ſind in der Zungen Gewalt/ wer ſie liebet/ wird
von ihrer Frucht eſſen/ wer ſeinen Mund und Zun-
ge bewahret/ der bewahret ſeine Seele für Angſt.
Darumb/ O lieber GOTT/ lehre mich dieſe edle
Tugend/ die Verſchwiegenheit: Thue aber meinen
Mund auff/ daß meine Lippen deinen Ruhm ver-
kündigen; Laß das meines Hertzens Freude und
Wonne ſeyn/ wenn ich dich mit frölichem Munde
loben ſoll/ hier zeitlich und dort ewiglich/ Amen.
Gebet wider den Geitz.
Joh. Arnd.
ACh gütiger/ überreicher/ milder/ gnädiger/ lie-
ber Vater! ich erkenne und klage dir/ daß der
leidige Satan mein Hertz mit dem ſchändli-
chen Geitz vergifftet/ und die Wurtzel alles Ubels
durch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |