Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebet um wahre Demuth.
bedencken/ daß ich meinen Schatz in irrdischen Ge-
fässen trage; Laß nicht in meinem Hertzen auffstei-
gen einige Verachtung meines Nechsten/ auch nicht
des geringsten Menschen/ denn durch die Demüthigen
verrichtest du deine Geschäffte und grosse Dinge auff
Erden/ und gibst denselben deine Gnade/ daß sie deine
heilsame Werckzeuge seyn. Lehre mich durch De-
muth Friede und Einigkeit erhalten/ O GOtt des
Friedens. Lehre mich/ O demütiger JEsu/ deinem
Exempel folgen/ der du dich unter GOtt/ Engel und
Menschen/ und alle Creaturen gedemütiget und er-
niedriget hast/ und dich einen Wurm genennet und
gleich geachtet/ weil ein Wurm das geringste ist un-
ter den Creaturen. Ach laß diß Wort in meinem
Hertzen Frucht bringen/ da du sagest: Lernet von
mir/ ich bin sanfftmütig/ und von Hertzen demütig/
nicht auswendig im Schein/ sondern von Hertzen.

Ach/ du HErr der Herrligkeit/ hast dich gedemütiget/
und der elende Wurm des menschlichen Hertzens
bläset sich auff! Ach du demütiges Hertz/ du hast alle
Ehre dieser Welt geflohen/ und die deine Kinder seyn
wollen/ können der weltlichen Ehre nicht satt wer-
den: Wenn werde ich doch der Welt Ehre absterben/
daß ich mich keiner Ehre würdig achte/ von niemand
Ehre begehre/ mich lerne vor nichts achten/ mir nicht
selbst gefalle/ sondern vielmehr mißfalle/ mich selbst
straffe/ alles mein Thun für Koth achte/ und für ein
unreines Tuch für deinen Augen. Gib mir auch/
daß ich mich den lobenden Mund der Heuchler nicht
lasse betriegen/ sondern bedencke/ daß mir tausend-
mal mehr mangele. Gib mir die Niedrigkeit mei-
nes Hertzens zu einem Schatz und Fundament aller
Tugend/ zur Nachfolge deiner heiligen Demuth;
Laß mich bedencken das Wort/ das du sagest:

Wer
G g g 5

Gebet um wahre Demuth.
bedencken/ daß ich meinen Schatz in irrdiſchen Ge-
fäſſen trage; Laß nicht in meinem Hertzen auffſtei-
gen einige Verachtung meines Nechſten/ auch nicht
des geringſten Menſchen/ deñ durch die Demüthigen
verrichteſt du deine Geſchäffte und groſſe Dinge auff
Erden/ und gibſt denſelben deine Gnade/ daß ſie deine
heilſame Werckzeuge ſeyn. Lehre mich durch De-
muth Friede und Einigkeit erhalten/ O GOtt des
Friedens. Lehre mich/ O demütiger JEſu/ deinem
Exempel folgen/ der du dich unter GOtt/ Engel und
Menſchen/ und alle Creaturen gedemütiget und er-
niedriget haſt/ und dich einen Wurm genennet und
gleich geachtet/ weil ein Wurm das geringſte iſt un-
ter den Creaturen. Ach laß diß Wort in meinem
Hertzen Frucht bringen/ da du ſageſt: Lernet von
mir/ ich bin ſanfftmütig/ und von Hertzen demütig/
nicht auswendig im Schein/ ſondern von Hertzen.

Ach/ du HErr der Herrligkeit/ haſt dich gedemütiget/
und der elende Wurm des menſchlichen Hertzens
bläſet ſich auff! Ach du demütiges Hertz/ du haſt alle
Ehre dieſer Welt geflohen/ und die deine Kinder ſeyn
wollen/ können der weltlichen Ehre nicht ſatt wer-
den: Wenn werde ich doch der Welt Ehre abſterben/
daß ich mich keiner Ehre würdig achte/ von niemand
Ehre begehre/ mich lerne vor nichts achten/ mir nicht
ſelbſt gefalle/ ſondern vielmehr mißfalle/ mich ſelbſt
ſtraffe/ alles mein Thun für Koth achte/ und für ein
unreines Tuch für deinen Augen. Gib mir auch/
daß ich mich den lobenden Mund der Heuchler nicht
laſſe betriegen/ ſondern bedencke/ daß mir tauſend-
mal mehr mangele. Gib mir die Niedrigkeit mei-
nes Hertzens zu einem Schatz und Fundament aller
Tugend/ zur Nachfolge deiner heiligen Demuth;
Laß mich bedencken das Wort/ das du ſageſt:

Wer
G g g 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0879" n="841"/><fw place="top" type="header">Gebet um wahre Demuth.</fw><lb/>
bedencken/ daß ich meinen Schatz in irrdi&#x017F;chen Ge-<lb/>&#x017F;&#x017F;en trage; Laß nicht in meinem Hertzen auff&#x017F;tei-<lb/>
gen einige Verachtung meines Nech&#x017F;ten/ auch nicht<lb/>
des gering&#x017F;ten Men&#x017F;chen/ deñ durch die Demüthigen<lb/>
verrichte&#x017F;t du deine Ge&#x017F;chäffte und gro&#x017F;&#x017F;e Dinge auff<lb/>
Erden/ und gib&#x017F;t den&#x017F;elben deine Gnade/ daß &#x017F;ie deine<lb/>
heil&#x017F;ame Werckzeuge &#x017F;eyn. Lehre mich durch De-<lb/>
muth Friede und Einigkeit erhalten/ O GOtt des<lb/>
Friedens. Lehre mich/ O demütiger JE&#x017F;u/ deinem<lb/>
Exempel folgen/ der du dich unter GOtt/ Engel und<lb/>
Men&#x017F;chen/ und alle Creaturen gedemütiget und er-<lb/>
niedriget ha&#x017F;t/ und dich einen Wurm genennet und<lb/>
gleich geachtet/ weil ein Wurm das gering&#x017F;te i&#x017F;t un-<lb/>
ter den Creaturen. <hi rendition="#u">Ach laß diß Wort in meinem<lb/>
Hertzen Frucht bringen/ da du &#x017F;age&#x017F;t: Lernet von<lb/>
mir/ ich bin &#x017F;anfftmütig/ und von Hertzen demütig/<lb/>
nicht auswendig im Schein/ &#x017F;ondern von Hertzen.</hi><lb/>
Ach/ du HErr der Herrligkeit/ ha&#x017F;t dich gedemütiget/<lb/>
und der elende Wurm des men&#x017F;chlichen Hertzens<lb/>
blä&#x017F;et &#x017F;ich auff! Ach du demütiges Hertz/ du ha&#x017F;t alle<lb/>
Ehre die&#x017F;er Welt geflohen/ und die deine Kinder &#x017F;eyn<lb/>
wollen/ können der weltlichen Ehre nicht &#x017F;att wer-<lb/>
den: Wenn werde ich doch der Welt Ehre ab&#x017F;terben/<lb/>
daß ich mich keiner Ehre würdig achte/ von niemand<lb/>
Ehre begehre/ mich lerne vor nichts achten/ mir nicht<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t gefalle/ &#x017F;ondern vielmehr mißfalle/ mich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;traffe/ alles mein Thun für Koth achte/ und für ein<lb/>
unreines Tuch für deinen Augen. Gib mir auch/<lb/>
daß ich mich den lobenden Mund der Heuchler nicht<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e betriegen/ &#x017F;ondern bedencke/ daß mir tau&#x017F;end-<lb/>
mal mehr mangele. Gib mir die Niedrigkeit mei-<lb/>
nes Hertzens zu einem Schatz und Fundament aller<lb/>
Tugend/ zur Nachfolge deiner heiligen Demuth;<lb/>
Laß mich bedencken das Wort/ das du &#x017F;age&#x017F;t:<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g g 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[841/0879] Gebet um wahre Demuth. bedencken/ daß ich meinen Schatz in irrdiſchen Ge- fäſſen trage; Laß nicht in meinem Hertzen auffſtei- gen einige Verachtung meines Nechſten/ auch nicht des geringſten Menſchen/ deñ durch die Demüthigen verrichteſt du deine Geſchäffte und groſſe Dinge auff Erden/ und gibſt denſelben deine Gnade/ daß ſie deine heilſame Werckzeuge ſeyn. Lehre mich durch De- muth Friede und Einigkeit erhalten/ O GOtt des Friedens. Lehre mich/ O demütiger JEſu/ deinem Exempel folgen/ der du dich unter GOtt/ Engel und Menſchen/ und alle Creaturen gedemütiget und er- niedriget haſt/ und dich einen Wurm genennet und gleich geachtet/ weil ein Wurm das geringſte iſt un- ter den Creaturen. Ach laß diß Wort in meinem Hertzen Frucht bringen/ da du ſageſt: Lernet von mir/ ich bin ſanfftmütig/ und von Hertzen demütig/ nicht auswendig im Schein/ ſondern von Hertzen. Ach/ du HErr der Herrligkeit/ haſt dich gedemütiget/ und der elende Wurm des menſchlichen Hertzens bläſet ſich auff! Ach du demütiges Hertz/ du haſt alle Ehre dieſer Welt geflohen/ und die deine Kinder ſeyn wollen/ können der weltlichen Ehre nicht ſatt wer- den: Wenn werde ich doch der Welt Ehre abſterben/ daß ich mich keiner Ehre würdig achte/ von niemand Ehre begehre/ mich lerne vor nichts achten/ mir nicht ſelbſt gefalle/ ſondern vielmehr mißfalle/ mich ſelbſt ſtraffe/ alles mein Thun für Koth achte/ und für ein unreines Tuch für deinen Augen. Gib mir auch/ daß ich mich den lobenden Mund der Heuchler nicht laſſe betriegen/ ſondern bedencke/ daß mir tauſend- mal mehr mangele. Gib mir die Niedrigkeit mei- nes Hertzens zu einem Schatz und Fundament aller Tugend/ zur Nachfolge deiner heiligen Demuth; Laß mich bedencken das Wort/ das du ſageſt: Wer G g g 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/879
Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/879>, abgerufen am 22.11.2024.