Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.Ein schön Gebet St. Augustini/ darinnen ein Hertz sich von irrdischen Dingen erhebet/ und GOtt umb Vermehrung des Glaubens und Erhaltung biß ans Ende bittet. EWiger GOTT/ lieber Vater/ gib daß meine sind/ M m m 2
Ein ſchön Gebet St. Auguſtini/ darinnen ein Hertz ſich von irrdiſchen Dingen erhebet/ und GOtt umb Vermehrung des Glaubens und Erhaltung biß ans Ende bittet. EWiger GOTT/ lieber Vater/ gib daß meine ſind/ M m m 2
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Ein ſchön Gebet St. Auguſtini/ darinnen
ein Hertz ſich von irrdiſchen Dingen erhebet/ und
GOtt umb Vermehrung des Glaubens und Erhaltung
biß ans Ende bittet.
EWiger GOTT/ lieber Vater/ gib daß meine
Seele deiner allezeit gedencke/ und mit deiner
ſeligen Süßigkeit eingenommen werde/ reiſſe
ſie dahin/ daß ſie das Unſichtbare liebe/ erhebe ſie vom
Sichtbaren zum Unſichtbaren/ vom Jrrdiſchen
zum Himmliſchen/ vom Zeitlichen zum Ewigen/ daß
ſie ſchmecke deine wunderliche Herrligkeit. O ewige
Wahrheit/ O warhafftige Liebe/ du biſt mein GOtt/
zu dir ſeufftze ich Tag und Nacht/ nach dir verlanget
mich/ nach dir trachte ich/ zu dir zu kommen gelüſtet
mich. Wer dich kennet/ der kennet die Warheit/
und ſo er bey dir bleibet/ erbet er die ewige Seligkeit:
Du biſt die Warheit/ und regiereſt alle Dinge/ dich
werden wir ſchauen/ wie du biſt/ wenn diß elende
und ſterbliche Leben wird fürüber ſeyn/ in welchem
man zu uns ſpricht: Wo iſt nun dein GOtt? Und
ſpreche auch: Mein GOtt wo biſt du? Ich tröſte mich
abeꝛ wieder umb/ wenn ich mein Hertz ausſchütte vor
dir mit Frolocken und Dancken/ unter dem Hauf-
fen und der Gemeine/ die da feyret und deine Feſte
begehet. Ich bin aber noch immer betrübet/ denn
ich falle bald zurücke/ und fühle meine Schwachheit/
ich ſincke dahin/ und mein Hertz geräth in Trauren.
Es antwortet aber mein Glaube/ den du in mir an-
gezündet haſt/ und ſpricht zu mir: Warumb betrü-
beſt du dich/ meine Seele/ und biſt ſo unruhig in mir?
harre auff GOtt/ denn ſein Wort iſt meines Fuſſes
Leuchte: Hoffe und beharre biß die Nacht fürüber
iſt/ die Mutter alles Ubels/ biß der Zorn Gottes
fürüber iſt/ welches Kinder wir weyland geweſen
ſind/
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