Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebet eines furchtsamen Hertzens.
ten im Feuer erzeiget. Es ist ja wahr/ daß der Geist
zwar willig/ aber das Fleisch schwach ist/ das lerne ich
itzt gnug an mir/ aber wo finde ich doch Krafft/ La-
bung/ Stärcke und Macht? HErr bey dir/ der du
die bebende Knie stärckest/ und die Verzagten auff-
richtest/ gib mir deinen freudigen Geist/ daß ich ge-
trost sagen könne: Es fürchte sich dennoch mein
Hertze nicht. Der HErr ist bey mir/ ist GOtt für
mich/ wer kan wider mich seyn? Unser elendes Fleisch
und Blut begehret nur stets Ruhe/ Friede/ gute Ta-
ge und sanfftes Leben. Aber es kan in dieser Welt
nicht seyn/ da wir streiten und leiden/ hernach aber in
jenem Leben herrschen und uns freuen werden.
HErr/ ich habs auch verschuldet mit meinen Sün-
den/ daß weder Hertz noch Muth in mir ist/ da ichs
am nöthigsten bedürffte. Ich bin ja der Großmü-
thigsten keiner/ sondern bekenne meine Furcht für
deinem göttlichen Angesicht. Aber ich tröste mich doch
dessen/ daß ich dein liebes Kind bin/ umb Christi wil-
len: Ich sencke mich mit wahrem Glauben/ ob er
gleich schwach ist/ in seine heilige Wunden und hold-
selige Seite/ da wil ich sicher seyn/ und mir nicht
grauen lassen. GOtt/ der du Jacob gestärcket hast/
da ihm bange ward/ und er sich sehr für seinem Bru-
der Esau fürchtete/ stärcke mich/ leite mich bey deiner
Hand/ so wil ich auch dein Lob und Ehre ausbreiten
alle mein Lebenlang/ Amen.

Gebet wenn dir ein Unglück zustehet.

J. Deucer.

ACh du allmächtiger/ ewiger GOtt/ wie ist das
irrdische Leben so voll Stricke/ Gefahr und
Unglück/ unbeständig/ eitel und widerwärtig
ist alles/ was darinnen ist/ denn mit Weinen und

Wehe-
N n n 5

Gebet eines furchtſamen Hertzens.
ten im Feuer erzeiget. Es iſt ja wahr/ daß der Geiſt
zwar willig/ aber das Fleiſch ſchwach iſt/ das lerne ich
itzt gnug an mir/ aber wo finde ich doch Krafft/ La-
bung/ Stärcke und Macht? HErr bey dir/ der du
die bebende Knie ſtärckeſt/ und die Verzagten auff-
richteſt/ gib mir deinen freudigen Geiſt/ daß ich ge-
troſt ſagen könne: Es fürchte ſich dennoch mein
Hertze nicht. Der HErr iſt bey mir/ iſt GOtt für
mich/ wer kan wider mich ſeyn? Unſer elendes Fleiſch
und Blut begehret nur ſtets Ruhe/ Friede/ gute Ta-
ge und ſanfftes Leben. Aber es kan in dieſer Welt
nicht ſeyn/ da wir ſtreiten und leiden/ hernach aber in
jenem Leben herrſchen und uns freuen werden.
HErr/ ich habs auch verſchuldet mit meinen Sün-
den/ daß weder Hertz noch Muth in mir iſt/ da ichs
am nöthigſten bedürffte. Ich bin ja der Großmü-
thigſten keiner/ ſondern bekenne meine Furcht für
deinem göttlichen Angeſicht. Aber ich tröſte mich doch
deſſen/ daß ich dein liebes Kind bin/ umb Chriſti wil-
len: Ich ſencke mich mit wahrem Glauben/ ob er
gleich ſchwach iſt/ in ſeine heilige Wunden und hold-
ſelige Seite/ da wil ich ſicher ſeyn/ und mir nicht
grauen laſſen. GOtt/ der du Jacob geſtärcket haſt/
da ihm bange ward/ und er ſich ſehr für ſeinem Bru-
der Eſau fürchtete/ ſtärcke mich/ leite mich bey deiner
Hand/ ſo wil ich auch dein Lob und Ehre ausbreiten
alle mein Lebenlang/ Amen.

Gebet wenn dir ein Unglück zuſtehet.

J. Deucer.

ACh du allmächtiger/ ewiger GOtt/ wie iſt das
irrdiſche Leben ſo voll Stricke/ Gefahr und
Unglück/ unbeſtändig/ eitel und widerwärtig
iſt alles/ was darinnen iſt/ denn mit Weinen und

Wehe-
N n n 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0975" n="937"/><fw place="top" type="header">Gebet eines furcht&#x017F;amen Hertzens.</fw><lb/>
ten im Feuer erzeiget. Es i&#x017F;t ja wahr/ daß der Gei&#x017F;t<lb/>
zwar willig/ aber das Flei&#x017F;ch &#x017F;chwach i&#x017F;t/ das lerne ich<lb/>
itzt gnug an mir/ aber wo finde ich doch Krafft/ La-<lb/>
bung/ Stärcke und Macht? HErr bey dir/ der du<lb/>
die bebende Knie &#x017F;tärcke&#x017F;t/ und die Verzagten auff-<lb/>
richte&#x017F;t/ gib mir deinen freudigen Gei&#x017F;t/ daß ich ge-<lb/>
tro&#x017F;t &#x017F;agen könne: Es fürchte &#x017F;ich dennoch mein<lb/>
Hertze nicht. Der HErr i&#x017F;t bey mir/ i&#x017F;t GOtt für<lb/>
mich/ wer kan wider mich &#x017F;eyn? Un&#x017F;er elendes Flei&#x017F;ch<lb/>
und Blut begehret nur &#x017F;tets Ruhe/ Friede/ gute Ta-<lb/>
ge und &#x017F;anfftes Leben. Aber es kan in die&#x017F;er Welt<lb/>
nicht &#x017F;eyn/ da wir &#x017F;treiten und leiden/ hernach aber in<lb/>
jenem Leben herr&#x017F;chen und uns freuen werden.<lb/>
HErr/ ich habs auch ver&#x017F;chuldet mit meinen Sün-<lb/>
den/ daß weder Hertz noch Muth in mir i&#x017F;t/ da ichs<lb/>
am nöthig&#x017F;ten bedürffte. Ich bin ja der Großmü-<lb/>
thig&#x017F;ten keiner/ &#x017F;ondern bekenne meine Furcht für<lb/>
deinem göttlichen Ange&#x017F;icht. Aber ich trö&#x017F;te mich doch<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en/ daß ich dein liebes Kind bin/ umb Chri&#x017F;ti wil-<lb/>
len: Ich &#x017F;encke mich mit wahrem Glauben/ ob er<lb/>
gleich &#x017F;chwach i&#x017F;t/ in &#x017F;eine heilige Wunden und hold-<lb/>
&#x017F;elige Seite/ da wil ich &#x017F;icher &#x017F;eyn/ und mir nicht<lb/>
grauen la&#x017F;&#x017F;en. GOtt/ der du Jacob ge&#x017F;tärcket ha&#x017F;t/<lb/>
da ihm bange ward/ und er &#x017F;ich &#x017F;ehr für &#x017F;einem Bru-<lb/>
der E&#x017F;au fürchtete/ &#x017F;tärcke mich/ leite mich bey deiner<lb/>
Hand/ &#x017F;o wil ich auch dein Lob und Ehre ausbreiten<lb/>
alle mein Lebenlang/ Amen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Gebet wenn dir ein Unglück zu&#x017F;tehet.</head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c">J. Deucer.</hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>Ch du allmächtiger/ ewiger GOtt/ wie i&#x017F;t das<lb/>
irrdi&#x017F;che Leben &#x017F;o voll Stricke/ Gefahr und<lb/>
Unglück/ unbe&#x017F;tändig/ eitel und widerwärtig<lb/>
i&#x017F;t alles/ was darinnen i&#x017F;t/ denn mit Weinen und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n n 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Wehe-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[937/0975] Gebet eines furchtſamen Hertzens. ten im Feuer erzeiget. Es iſt ja wahr/ daß der Geiſt zwar willig/ aber das Fleiſch ſchwach iſt/ das lerne ich itzt gnug an mir/ aber wo finde ich doch Krafft/ La- bung/ Stärcke und Macht? HErr bey dir/ der du die bebende Knie ſtärckeſt/ und die Verzagten auff- richteſt/ gib mir deinen freudigen Geiſt/ daß ich ge- troſt ſagen könne: Es fürchte ſich dennoch mein Hertze nicht. Der HErr iſt bey mir/ iſt GOtt für mich/ wer kan wider mich ſeyn? Unſer elendes Fleiſch und Blut begehret nur ſtets Ruhe/ Friede/ gute Ta- ge und ſanfftes Leben. Aber es kan in dieſer Welt nicht ſeyn/ da wir ſtreiten und leiden/ hernach aber in jenem Leben herrſchen und uns freuen werden. HErr/ ich habs auch verſchuldet mit meinen Sün- den/ daß weder Hertz noch Muth in mir iſt/ da ichs am nöthigſten bedürffte. Ich bin ja der Großmü- thigſten keiner/ ſondern bekenne meine Furcht für deinem göttlichen Angeſicht. Aber ich tröſte mich doch deſſen/ daß ich dein liebes Kind bin/ umb Chriſti wil- len: Ich ſencke mich mit wahrem Glauben/ ob er gleich ſchwach iſt/ in ſeine heilige Wunden und hold- ſelige Seite/ da wil ich ſicher ſeyn/ und mir nicht grauen laſſen. GOtt/ der du Jacob geſtärcket haſt/ da ihm bange ward/ und er ſich ſehr für ſeinem Bru- der Eſau fürchtete/ ſtärcke mich/ leite mich bey deiner Hand/ ſo wil ich auch dein Lob und Ehre ausbreiten alle mein Lebenlang/ Amen. Gebet wenn dir ein Unglück zuſtehet. J. Deucer. ACh du allmächtiger/ ewiger GOtt/ wie iſt das irrdiſche Leben ſo voll Stricke/ Gefahr und Unglück/ unbeſtändig/ eitel und widerwärtig iſt alles/ was darinnen iſt/ denn mit Weinen und Wehe- N n n 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/975
Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 937. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/975>, abgerufen am 22.11.2024.