Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Vber den Propheten Haggai. Wie sol ich das verstehen? möchte hier iemand sagen: Was Wir werden aber hierdurch erinnert/ daß wir Prediger GOttes lich
Vber den Propheten Haggai. Wie ſol ich das verſtehen? moͤchte hier iemand ſagen: Was Wir werden aber hierdurch erinnert/ daß wir Prediger GOttes lich
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Vber den Propheten Haggai.
Wie ſol ich das verſtehen? moͤchte hier iemand ſagen: Was
hat doch das Prophetiſche Ampt mit der Hand zu thun? Jſt doch
weit ein anders/ die Hand anlegen und dis oder jenes damit angreif-
fen/ und den Mund auffthun/ und eine Predigt halten. Nein/ dieſe
Meynung hat es nicht/ denn gar wol bewuſt iſt/ daß ein anders ſey/
das Wort Gottes predigen/ ein anders aber mit den Händen arbei-
ten. Vielweniger hat es dieſen Verſtand/ daß ein Diener GOttes
die Sache mit euſſerlicher Gewalt angreiffen/ und Fauſtrecht ge-
brauchen ſolte/ denn ein Biſchoff ſol nicht pochen/ (er ſoll nicht ſeyn
πλ__τ_ς, ein Balger und Schlaͤger) nicht ſol er ſeyn haderhaff-
tig/ 1. Timoth. 3. v. 3. 4. denn dadurch wuͤrde er die Gemeine des
HERRN aͤrgern/ deformiren, in Schimpff ſetzen/ und in ein boͤſes
Geſchrey bringen. Hierneben moͤchte einem einfallen/ ob nicht in
andere Wege die Hand in den Predigten zu gebrauchen ſey/ auff wel-
chen Schlag etzliche ihre Haͤnde bald emporwerffen/ bald ſincken laſ-
ſen/ und mit denen bald da bald dorthin weiſen. Wolan auch hie-
von wird allhier nicht geredet/ und belangende dieſe Gewonheit an
ſich ſelbſt ſtellet man ſie zwar an ſeinem Orth/ in Betrachtung/ daß
ie zu zeiten anſehliche/ und beredte Leute gefunden worden/ denen
ziemliche Geberden nicht uͤbel haben angeſtanden/ iſt aber unleug-
bar/ daß hin und wieder ein groſſer Mißbrauch worden iſt/ wie offt
der Augenſchein bezeuget hat. Aber wir laſſen einem ieden gerne
ſeine Weiſe/ wofern ſie niemand ſchädlich iſt/ und bleiben darbey/
daß dieſe Hebreſche Art zu reden/ auff etwas anders zielet/ und auff
die geiſtlichen Amptsgeſchaͤffte gehet/ fuͤrnemlich auff die Befehls-
wort/ welche ein Mundbothe Gottes im Namen des HERRN vor-
bringet. Wie demnach die Hand ein Ding das ſie beruͤhret/ zuwei-
len fortſch ubet/ alſo bewegt ein ſolches Wort/ das einen Goͤttlichen
Befehl auff dem Ruͤcken traͤgt/ die jenige Perſon/ die es angehet.
1. Timoth. 3.
v. 3. 4.
Wir werden aber hierdurch erinnert/ daß wir Prediger GOttes
Werckzeuge ſeyn/ und dahero uns nicht uͤberheben ſollen/ doch iſts
uns eine Ehre/ daß uns der Allerhoͤchſte zur Hand gebrauchet. Ein
Hausherr theilet aus allerhand Guͤter/ ſonderlich Speiſe und Tranck.
Wie ſind auch Gottes Knechte/ daſuͤr halte uns iederman/ nem-
lich
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