Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Vber den Propheten Haggai. Das heisset nun freylich: Groß Wunder wirst du sehen.Dis alles hat der lieben Alten wolgemeynte und recht Christliche Andacht in den angeführten Deutschen Reimen uns wollen vorhal- ten/ und zu Gemüth führen. Darnach wenn Haggai heisset die Jüden hinguff gehen/ so 3. Sol unser Thal nicht seyn ein Würgethal/ oder ein Laster- 4. Gehet hin auffs Gebirge/ spricht Haggai. Derer 5. Ho- K 2
Vber den Propheten Haggai. Das heiſſet nun freylich: Groß Wunder wirſt du ſehen.Dis alles hat der lieben Alten wolgemeynte und recht Chriſtliche Andacht in den angefuͤhrten Deutſchen Reimen uns wollen vorhal- ten/ und zu Gemuͤth fuͤhren. Darnach wenn Haggai heiſſet die Juͤden hinguff gehen/ ſo 3. Sol unſer Thal nicht ſeyn ein Wuͤrgethal/ oder ein Laſter- 4. Gehet hin auffs Gebirge/ ſpricht Haggai. Derer 5. Ho- K 2
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Vber den Propheten Haggai.
Das heiſſet nun freylich: Groß Wunder wirſt du ſehen.
Dis alles hat der lieben Alten wolgemeynte und recht Chriſtliche
Andacht in den angefuͤhrten Deutſchen Reimen uns wollen vorhal-
ten/ und zu Gemuͤth fuͤhren.
Darnach wenn Haggai heiſſet die Juͤden hinguff gehen/ ſo
gibt er zugleich zu verſtehen/ daß ſie gegen die hohen Berge zu rech-
nen/ in einem Thal wohnen/ aus welchem ſie hinan ſteigen ſollen.
Dieſer Thal erinnert uns der Demuth/ derer wir uns befleiſſigen
ſollen/ denn wer ſich ſelbſt erhoͤhet/ der wird erniedriget wer-
den/ und wer ſich ſelbſt erniedriget/ der wird erhoͤhet werden/
Luc. 18. v. 14. Daher ſpricht S. Petrus: Haltet feſt an der
Demuth/ denn Gott widerſtehet den Hoffertigen/ aber den
Demuͤtigen gibt er Gnade. So demuͤtiget euch unter die
gewaltige Hand Gottes/ daß er euch erhoͤhe zu ſeiner Zeit/
1. Petr. 5. v. 5. 6. Chriſtus iſt eine Roſe im Thal/ Cant. 2. v. 1.
gibt alſo dieſen ſchoͤnen Tugendgeruch von ſich/ Matth. 11. v. 29. da der
Sohn Gottes ſpricht: Lernet von mir/ denn Jch bin ſanfft-
muͤthig/ und von Hertzen demuͤthig.
Luc. 18, 14.
1. Pet. 5, 5. 6.
Cant. 2, 1.
Matth. 11,
29.
3. Sol unſer Thal nicht ſeyn ein Wuͤrgethal/ oder ein Laſter-
thal. Darumb ſol man zuſehen/ daß wegen des wuͤſten unſoͤtten
Weſens unſer Jena nicht vollend werde ein Gehenna, wie es wol
eher iſt genennet worden.
4. Gehet hin auffs Gebirge/ ſpricht Haggai. Derer
Wort Buchſtäbliche Meynung allbereit iſt angezeiget. Verbluͤmter
Weiſe werden wir hier ermahnet/ daß wir den beſten Gaben
ſollen nachſtreben/ 1. Cor. 12. v. 31. Aber alles zu Gottes Ehre/
1. Cor. 10. v. 31. Wir ſind mit Bergen umbgeben/ das kan den Stu-
denten ein ſinnreiches Lehrbild geben/ daß ſie darbey gedencken/ ſie
wolten nicht immer drunten bleiben/ ſondern durch Gebet und Fleiß
endlich hinauff ſtetgen/ und ihren Zweck erreichen/ umb des Willen
ſie anhero geſchickt ſind.
1. Cor. 12, 31.
1. Cor. 10, 31.
5. Ho-
K 2
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