Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.wand, nämlich die bekannte Thatsache, dass im Perfect ein Wie aber lautet denn die neue Erklärung? *) ThEARUMAKEOS auf einer sehr alten linksläufigen Inschrift aus
Thera (Mitth. des archäol. Instit. II S. 73 = Roehl Inscr. Ant. Nr. 444), von mir besprochen Stud. X, 223. Dazu ein zweites Beispiel Roehl 449. wand, nämlich die bekannte Thatsache, dass im Perfect ein Wie aber lautet denn die neue Erklärung? *) ΘΗΑΡΥΜΑΚΗΟΣ auf einer sehr alten linksläufigen Inschrift aus
Thera (Mitth. des archäol. Instit. II S. 73 = Roehl Inscr. Ant. Nr. 444), von mir besprochen Stud. X, 223. Dazu ein zweites Beispiel Roehl 449. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0069" n="61"/> wand, nämlich die bekannte Thatsache, dass im Perfect ein<lb/><hi rendition="#i">τ</hi> oder <hi rendition="#i">δ</hi> niemals zu <hi rendition="#i">θ</hi> werde. Denn erstens gibt es ausser<lb/> den W. <hi rendition="#i">πετ</hi> und <hi rendition="#i">λιτ</hi>, die gar kein Perfect bilden, schwerlich<lb/> eine Wurzel auf <hi rendition="#i">τ</hi> und daher auch keine Perfectform, die<lb/> ionisch in der 3. Pl. auf <hi rendition="#i">-ταται</hi> oder attisch in der 1. S. Act.<lb/> auf <hi rendition="#i">-τα</hi> ausgeht. Es fehlt hier also an jeder Gelegenheit zu<lb/> aspiriren. Die Stämme auf <hi rendition="#i">δ</hi> aber sind nur zum sehr geringen<lb/> Theil Primitiva. Von diesen werden <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">κέκηδα</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ὄδωδα</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">κέκοδα</foreign></hi>,<lb/><hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">πέπορδα</foreign></hi> ebenso wie <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">κέκραγα</foreign></hi>, hom. <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">κεκοπώς</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">πέπηγα</foreign></hi> ohne Aspi-<lb/> ration gebildet. Fast durchweg sind diese Stämme abgeleitete<lb/> (Pr. <hi rendition="#i">αζω</hi>, <hi rendition="#i">ιζω</hi>), wozu sich, etwa mit Ausnahme der homerischen<lb/> Formen <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ἀκηχέδ-αται</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ἐρηρέδ-αται</foreign></hi>, Perfecta erst in sehr später<lb/> Zeit hinzufanden. Bei diesen stellte sich dann nach der Ana-<lb/> logie der vocalischen Stämme das Perfect auf <hi rendition="#i">-κα</hi> ein, worüber<lb/> ich auf Verb. II<hi rendition="#sup">2</hi> 232 verweise. Sodann ist bei dieser Frage<lb/> nicht ausser Auge zu lassen, dass die dentale Aspirata, rein<lb/> lautlich betrachtet, nicht ganz auf einer Linie mit den an-<lb/> dern Aspiraten steht. Schon der Umstand, dass für θ im<lb/> ältesten Alphabet die Schreibung <hi rendition="#i">TH</hi> gar nicht, statt dessen<lb/> aber vereinzelt <hi rendition="#i">ΘΗ</hi> nachweisbar ist <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ΘΗΑΡΥΜΑΚΗΟΣ</foreign></hi> auf einer sehr alten linksläufigen Inschrift aus<lb/> Thera (Mitth. des archäol. Instit. II S. 73 = Roehl Inscr. Ant. Nr. 444), von<lb/> mir besprochen Stud. X, 223. Dazu ein zweites Beispiel Roehl 449.</note>, zeigt, dass die den-<lb/> tale Aspirata der Tenuis ferner stand als <hi rendition="#i">χ</hi> einem <hi rendition="#i">κ</hi> und <hi rendition="#i">φ</hi><lb/> einem <hi rendition="#i">π</hi>. Ich bezweifle nicht, dass das explosive Element<lb/> des <hi rendition="#i">θ</hi> von Anfang an an einer andern Articulationsstelle, das<lb/> heisst mehr interdental, hervorgebracht wurde als <hi rendition="#i">τ</hi>. Damit<lb/> hängt die Thatsache zusammen, dass die hysterogene Aspi-<lb/> ration von <hi rendition="#i">τ</hi> ungleich seltner ist als die von <hi rendition="#i">κ</hi> und <hi rendition="#i">π</hi>. Man<lb/> wird mir, glaube ich, zugeben, dass, so betrachtet, das Fehlen<lb/> von <hi rendition="#i">θ</hi> als Vertreter eines <hi rendition="#i">τ</hi> oder <hi rendition="#i">δ</hi> im Perfect gar nichts auf-<lb/> fallendes hat.</p><lb/> <p>Wie aber lautet denn die neue Erklärung?</p><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [61/0069]
wand, nämlich die bekannte Thatsache, dass im Perfect ein
τ oder δ niemals zu θ werde. Denn erstens gibt es ausser
den W. πετ und λιτ, die gar kein Perfect bilden, schwerlich
eine Wurzel auf τ und daher auch keine Perfectform, die
ionisch in der 3. Pl. auf -ταται oder attisch in der 1. S. Act.
auf -τα ausgeht. Es fehlt hier also an jeder Gelegenheit zu
aspiriren. Die Stämme auf δ aber sind nur zum sehr geringen
Theil Primitiva. Von diesen werden κέκηδα, ὄδωδα, κέκοδα,
πέπορδα ebenso wie κέκραγα, hom. κεκοπώς, πέπηγα ohne Aspi-
ration gebildet. Fast durchweg sind diese Stämme abgeleitete
(Pr. αζω, ιζω), wozu sich, etwa mit Ausnahme der homerischen
Formen ἀκηχέδ-αται, ἐρηρέδ-αται, Perfecta erst in sehr später
Zeit hinzufanden. Bei diesen stellte sich dann nach der Ana-
logie der vocalischen Stämme das Perfect auf -κα ein, worüber
ich auf Verb. II2 232 verweise. Sodann ist bei dieser Frage
nicht ausser Auge zu lassen, dass die dentale Aspirata, rein
lautlich betrachtet, nicht ganz auf einer Linie mit den an-
dern Aspiraten steht. Schon der Umstand, dass für θ im
ältesten Alphabet die Schreibung TH gar nicht, statt dessen
aber vereinzelt ΘΗ nachweisbar ist *), zeigt, dass die den-
tale Aspirata der Tenuis ferner stand als χ einem κ und φ
einem π. Ich bezweifle nicht, dass das explosive Element
des θ von Anfang an an einer andern Articulationsstelle, das
heisst mehr interdental, hervorgebracht wurde als τ. Damit
hängt die Thatsache zusammen, dass die hysterogene Aspi-
ration von τ ungleich seltner ist als die von κ und π. Man
wird mir, glaube ich, zugeben, dass, so betrachtet, das Fehlen
von θ als Vertreter eines τ oder δ im Perfect gar nichts auf-
fallendes hat.
Wie aber lautet denn die neue Erklärung?
*) ΘΗΑΡΥΜΑΚΗΟΣ auf einer sehr alten linksläufigen Inschrift aus
Thera (Mitth. des archäol. Instit. II S. 73 = Roehl Inscr. Ant. Nr. 444), von
mir besprochen Stud. X, 223. Dazu ein zweites Beispiel Roehl 449.
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