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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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da indeß der Herr, der sie begleitet
hatte, frug: ob eine Frau, welche
mit ihrem Mann und ihrem ganzen
Hause nach Hofe gienge, die ver-
wichene Nacht nicht in diesem Gast-
hofe übernachtet hätte? Er setzte hin-
zu, daß seine Nichte ein groß Ver-
langen trüge, sie anzutreffen, wegen
der Lobsprüche, die sie von ihr hät-
te machen hören. Es kommt nur
auf euch an, antwortete der Wirth,
davon zu urtheilen: denn diese Frau
ist nahe bey euch; sie ist so artig,
daß sie eure Gesellschaft, wie ich glau-
be, nicht ausschlagen wird. Man
muß wissen, versetzte der Herr, ob
die Frau darein williger wird; dabey
er sie zugleich grüßte. Ja, antwor-
tete ihm die Donne Marie, ich
willige darein; ich habe eure Nicht
von ferne gesehen: inzwischen werde
ich sehr vergnügt damit seyn. Nach
einige gegenseitigen Höflichkeitsbezeu-
gungen verließ ihn Donne Marie,
um von ihrem Manne etwas neues zu
hören. Sie fand ihn, daß er auf-
stand: sie sagte zu ihm von der Ge-

sell-

da indeß der Herr, der ſie begleitet
hatte, frug: ob eine Frau, welche
mit ihrem Mann und ihrem ganzen
Hauſe nach Hofe gienge, die ver-
wichene Nacht nicht in dieſem Gaſt-
hofe uͤbernachtet haͤtte? Er ſetzte hin-
zu, daß ſeine Nichte ein groß Ver-
langen truͤge, ſie anzutreffen, wegen
der Lobſpruͤche, die ſie von ihr haͤt-
te machen hoͤren. Es kommt nur
auf euch an, antwortete der Wirth,
davon zu urtheilen: denn dieſe Frau
iſt nahe bey euch; ſie iſt ſo artig,
daß ſie eure Geſellſchaft, wie ich glau-
be, nicht ausſchlagen wird. Man
muß wiſſen, verſetzte der Herr, ob
die Frau darein williger wird; dabey
er ſie zugleich gruͤßte. Ja, antwor-
tete ihm die Donne Marie, ich
willige darein; ich habe eure Nicht
von ferne geſehen: inzwiſchen werde
ich ſehr vergnuͤgt damit ſeyn. Nach
einige gegenſeitigen Hoͤflichkeitsbezeu-
gungen verließ ihn Donne Marie,
um von ihrem Manne etwas neues zu
hoͤren. Sie fand ihn, daß er auf-
ſtand: ſie ſagte zu ihm von der Ge-

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[43/0045] da indeß der Herr, der ſie begleitet hatte, frug: ob eine Frau, welche mit ihrem Mann und ihrem ganzen Hauſe nach Hofe gienge, die ver- wichene Nacht nicht in dieſem Gaſt- hofe uͤbernachtet haͤtte? Er ſetzte hin- zu, daß ſeine Nichte ein groß Ver- langen truͤge, ſie anzutreffen, wegen der Lobſpruͤche, die ſie von ihr haͤt- te machen hoͤren. Es kommt nur auf euch an, antwortete der Wirth, davon zu urtheilen: denn dieſe Frau iſt nahe bey euch; ſie iſt ſo artig, daß ſie eure Geſellſchaft, wie ich glau- be, nicht ausſchlagen wird. Man muß wiſſen, verſetzte der Herr, ob die Frau darein williger wird; dabey er ſie zugleich gruͤßte. Ja, antwor- tete ihm die Donne Marie, ich willige darein; ich habe eure Nicht von ferne geſehen: inzwiſchen werde ich ſehr vergnuͤgt damit ſeyn. Nach einige gegenſeitigen Hoͤflichkeitsbezeu- gungen verließ ihn Donne Marie, um von ihrem Manne etwas neues zu hoͤren. Sie fand ihn, daß er auf- ſtand: ſie ſagte zu ihm von der Ge- ſell-

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/45>, abgerufen am 23.11.2024.