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Daguerre, Louis Jacques Mandé: Das Daguerreotyp und das Diorama. Stuttgart, 1839.

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Tempel des Salomo und die Basilika der
heiligen Maria von Montreal
angewendet.
Bei allen diesen Gemälden ist ein Wechsel von Tag-
und Nachtbeleuchtung ausgeführt, womit noch das
Verschwinden von Figuren verbunden ist, wodurch
z. B. in der Messe um Mitternacht mensch-
liche Figuren an der Stelle zum Vorschein kommen,
wo zuvor Kirchenstühle zu sehen waren, oder in
dem Thal von Goldau der Bergsturz an die
Stelle des lachenden Thales tritt.

Hause sieht man durch ein offenes Fenster ein Küchen-
feuer allmählig emporlodern; in einem Winkel der Land-
schaft sitzt eine Gruppe Bivouakirender um einen Feld-
kessel herum, unter welchem sich das Feuer nach und
nach steigert; eine Schmiedeesse wird sichtbar, und das
Glühfeuer derselben scheint durch einen unsichtbaren
Blasbalg immer mehr angefacht zu werden. Nach eini-
ger Zeit, und das Jnteresse des Beschauers hat keinen
Maßstab für die Kürze derselben, nimmt die Tageshelle
ab, während der rothe Schein des künstlichen Feuers
an Stärke gewinnt; es folgt wieder die anfängliche Däm-
merung und endlich die Nacht. Bald aber tritt das Mon-
denlicht in seine Rechte ein, die Gegend wird auf's Neue
sichtbar in den sanften Tinten der erhellten Nacht, eine
Schiffslaterne entzündet sich im Schiffe, das im Vor-
dergrunde eines Hafens ankert; die Kerzen am Altar
im Hintergrunde einer vortrefflichen Kirchenperspective
entzünden sich, die zuvor unsichtbare Gemeinde wird von
den Strahlen beleuchtet, die vom Altar ausgehen; oder
jammernde Menschen stehen am Rande des Bergsturzes,
dessen Verwüstungen der Mond an derselben Stelle
beleuchtet, wo zuvor der Ruffiberg den Hintergrund der
lieblichen Schweizerlandschaft von Goldau gebildet hatte.
-- Dieß sind die magischen Effecte der mit ebensoviel
Scharfsinn als Geschmack ausgeführten, wandelbaren
Gemälde des zu Paris aufgestellten Daguerre'schen
Diorama. Anm. d. Ueb.

Tempel des Salomo und die Baſilika der
heiligen Maria von Montreal
angewendet.
Bei allen dieſen Gemälden iſt ein Wechſel von Tag-
und Nachtbeleuchtung ausgeführt, womit noch das
Verſchwinden von Figuren verbunden iſt, wodurch
z. B. in der Meſſe um Mitternacht menſch-
liche Figuren an der Stelle zum Vorſchein kommen,
wo zuvor Kirchenſtühle zu ſehen waren, oder in
dem Thal von Goldau der Bergſturz an die
Stelle des lachenden Thales tritt.

Hauſe ſieht man durch ein offenes Fenſter ein Küchen-
feuer allmählig emporlodern; in einem Winkel der Land-
ſchaft ſitzt eine Gruppe Bivouakirender um einen Feld-
keſſel herum, unter welchem ſich das Feuer nach und
nach ſteigert; eine Schmiedeeſſe wird ſichtbar, und das
Glühfeuer derſelben ſcheint durch einen unſichtbaren
Blasbalg immer mehr angefacht zu werden. Nach eini-
ger Zeit, und das Jntereſſe des Beſchauers hat keinen
Maßſtab für die Kürze derſelben, nimmt die Tageshelle
ab, während der rothe Schein des künſtlichen Feuers
an Stärke gewinnt; es folgt wieder die anfängliche Däm-
merung und endlich die Nacht. Bald aber tritt das Mon-
denlicht in ſeine Rechte ein, die Gegend wird auf’s Neue
ſichtbar in den ſanften Tinten der erhellten Nacht, eine
Schiffslaterne entzündet ſich im Schiffe, das im Vor-
dergrunde eines Hafens ankert; die Kerzen am Altar
im Hintergrunde einer vortrefflichen Kirchenperſpective
entzünden ſich, die zuvor unſichtbare Gemeinde wird von
den Strahlen beleuchtet, die vom Altar ausgehen; oder
jammernde Menſchen ſtehen am Rande des Bergſturzes,
deſſen Verwüſtungen der Mond an derſelben Stelle
beleuchtet, wo zuvor der Ruffiberg den Hintergrund der
lieblichen Schweizerlandſchaft von Goldau gebildet hatte.
— Dieß ſind die magiſchen Effecte der mit ebenſoviel
Scharfſinn als Geſchmack ausgeführten, wandelbaren
Gemälde des zu Paris aufgeſtellten Daguerre’ſchen
Diorama. Anm. d. Ueb.
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[60/0065] Tempel des Salomo und die Baſilika der heiligen Maria von Montreal angewendet. Bei allen dieſen Gemälden iſt ein Wechſel von Tag- und Nachtbeleuchtung ausgeführt, womit noch das Verſchwinden von Figuren verbunden iſt, wodurch z. B. in der Meſſe um Mitternacht menſch- liche Figuren an der Stelle zum Vorſchein kommen, wo zuvor Kirchenſtühle zu ſehen waren, oder in dem Thal von Goldau der Bergſturz an die Stelle des lachenden Thales tritt. * * Hauſe ſieht man durch ein offenes Fenſter ein Küchen- feuer allmählig emporlodern; in einem Winkel der Land- ſchaft ſitzt eine Gruppe Bivouakirender um einen Feld- keſſel herum, unter welchem ſich das Feuer nach und nach ſteigert; eine Schmiedeeſſe wird ſichtbar, und das Glühfeuer derſelben ſcheint durch einen unſichtbaren Blasbalg immer mehr angefacht zu werden. Nach eini- ger Zeit, und das Jntereſſe des Beſchauers hat keinen Maßſtab für die Kürze derſelben, nimmt die Tageshelle ab, während der rothe Schein des künſtlichen Feuers an Stärke gewinnt; es folgt wieder die anfängliche Däm- merung und endlich die Nacht. Bald aber tritt das Mon- denlicht in ſeine Rechte ein, die Gegend wird auf’s Neue ſichtbar in den ſanften Tinten der erhellten Nacht, eine Schiffslaterne entzündet ſich im Schiffe, das im Vor- dergrunde eines Hafens ankert; die Kerzen am Altar im Hintergrunde einer vortrefflichen Kirchenperſpective entzünden ſich, die zuvor unſichtbare Gemeinde wird von den Strahlen beleuchtet, die vom Altar ausgehen; oder jammernde Menſchen ſtehen am Rande des Bergſturzes, deſſen Verwüſtungen der Mond an derſelben Stelle beleuchtet, wo zuvor der Ruffiberg den Hintergrund der lieblichen Schweizerlandſchaft von Goldau gebildet hatte. — Dieß ſind die magiſchen Effecte der mit ebenſoviel Scharfſinn als Geſchmack ausgeführten, wandelbaren Gemälde des zu Paris aufgeſtellten Daguerre’ſchen Diorama. Anm. d. Ueb.

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Zitationshilfe: Daguerre, Louis Jacques Mandé: Das Daguerreotyp und das Diorama. Stuttgart, 1839, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daguerre_daguerrereotyp_1839/65>, abgerufen am 21.11.2024.